Silberband 011 - Der Fall Kolumbus
unerträglicher Arroganz. Er bemühte sich trotzdem, einen annehmbaren Mittelweg
zu finden.
»Ihr habt euch also entschlossen, in der glorreichen Flotte des Imperiums zu dienen?« empfing
er sie und gab den Wachrobotern einen Wink, die daraufhin wieder eine etwas nachlässigere Haltung
einnahmen. »Ihr werdet so schnell wie möglich untersucht, registriert und abtransportiert.
Fähigen Männern steht eine schnelle Beförderung bevor. Technisches Personal wird ebenfalls
gesucht.« Er streckte die Hand aus. »Die Ausweise, bitte.«
Mit reinem Gewissen reichten sie ihm die angefertigten Pässe, die jeder Kontrolle
standhielten. Der Offizier prüfte sie eingehend, wenn auch völlig sinnlos. Ihm konnte es gleich
sein, wie die Zaliter hießen, die sich zum Flottendienst meldeten. Und auf den Gedanken, es nicht
mit Zalitern zu tun zu haben, kam er wohl im Traum nicht.
Schließlich reichte er die Papiere zurück. »Dort drüben im ersten Gebäude ist die Registratur.
Meldet euch bei dem diensthabenden Sergeanten. Von dort aus werdet ihr weitergeleitet. Ich
wünsche euch eine siegreiche Zukunft.«
Rhodan murmelte einen Dank, schob den Paß wieder ein und ging an den Robotern vorbei, von
denen er nicht wissen konnte, ob sie zu den umprogrammierten gehörten oder nicht. Eine große
Rolle spielte es jetzt allerdings noch nicht. Sie waren Rekruten, und jede auffällige Handlung
würde Verdacht erregen. Vorerst hatten sie sich alle den bestehenden Gesetzen zu beugen.
Zum Glück war der Sergeant der Registratur von dem Hypno Noir schon beeinflußt worden. Einer
der Terraner, die bereits seit Tagen hier im Lager weilten, half ihm bei der Neuaufnahme.
Sie legten ihre Pässe vor und hüteten sich, auch nur ein einziges verdächtiges Wort zu
sprechen. Überall konnten Abhörgeräte verborgen sein, und die Arkoniden, die am anderen Ende
saßen, waren bestimmt nicht konditioniert.
Der Sergeant sah auf und blinzelte unauffällig. »Ah – Sie dienten schon in der Flotte von
Zalit, wie ich sehe. Major – eh – Sesete?« Das war der Deckname Rhodans.
»Ausgezeichnet! Wir benötigen Männer mit Erfahrung. Ich denke, Sie werden Ihren alten Dienstgrad
wieder erhalten.« Er betrachtete die anderen Pässe. »Captain Ighur, Handelsflotte.« Das war
Atlan, der nun bestätigend nickte. »Sie waren alle Offiziere? Major Roake …« Er warf Bully
einen schnellen Blick zu. »Captain Norvt, Leutnant Likro – ausgezeichnet.« Er schob die
Pässe seinem Assistenten zu. »Sorgen Sie für geeignete Unterkünfte. Es kommt nicht alle Tage vor,
daß sich eine ganze Gruppe von ehemaligen Offizieren bei uns meldet. Sie haben wohl ein wenig
gewartet, ehe Sie sich entschließen konnten, zu uns zu kommen? Na, lassen wir das. Hauptsache
ist, Sie folgten unserem Aufruf. Die ärztliche Untersuchung findet morgen statt.«
Der Assistent gab ihnen die Pässe zurück. Außerdem einen Zettel, auf dem ein Plan des Lagers
war, nach dem man sich richten konnte. Die einzelnen Zahlen bedeuteten in der Reihenfolge die
Stellen, bei denen man sich anschließend zu melden hatte.
Es stellte sich heraus, daß man in der Tat für anständige Quartiere gesorgt hatte, wie sie
ehemaligen und wahrscheinlich auch künftigen Offizieren zustanden. Es schien Zufall, daß die
anderen Männer des terranischen Einsatzkommandos ganz in der Nähe untergebracht waren.
Alles schien glatt zu verlaufen, aber Rhodan wußte, daß die schwerste Zeit noch kommen
würde.
Zwei Tage später landete eine Frachtflotte auf dem Raumhafen von Tagnor. Ihr
Kommandant hatte den Auftrag, alle noch auf Zalit befindlichen ›Freiwilligen‹ nach Arkon zu
transportieren.
Die Stunde der Entscheidung war für Rhodan gekommen.
Es war ihm und den anderen inzwischen gelungen, weitere Schlüsselpositionen zu besetzen. Die
Mutanten hatten bei der geheimen Aktion eine besondere Rolle gespielt. Die meisten der
arkonidischen Offiziere hatten einen Hypnoblock erhalten und bedeuteten keine Gefahr mehr.
Außerdem war dafür gesorgt worden, daß dieser Block von selbst verschwand, wenn man auf einem
Planeten der Sonne Arkon landete.
Allerdings hatte man nicht voraussehen können, daß mit der Frachtflotte neue Offiziere mit
neuen Befehlen eintrafen. Es blieb keine Zeit mehr, auch diese Arkoniden noch zu beeinflussen.
Sie kamen im Auftrag des Regenten und brachten dessen Anordnungen mit. Es gab kein Mittel, sich
diesen Anordnungen zu widersetzen, ohne Verdacht zu erregen.
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