Silberband 011 - Der Fall Kolumbus
später teleportierte Ras mit Okura und dem Hypno André Noir ins
Hospital und versprach, sie beide in genau zwei Stunden wieder abzuholen. Dann verschwand er vor
ihren Augen, beladen mit einer stattlichen Anzahl von kleinen Zeitbomben, einigen Handgranaten
und einem Energiestrahler. Sie konnten sich nun alle Waffen und Sabotagemittel, die in ihren
Uniformen oder in ihrem kleinen Gepäck unauffällig eingebaut waren, für ihren Einsatz auf Arkon
selbst aufsparen.
Noir war nicht sehr groß und sah als Terraner recht gemütlich aus. Als Zaliter wirkte er
drohend und wenig vertrauenerweckend. Seine Spezialität, fremde Intelligenzen unter seinen Willen
zu zwingen, hatte jedoch unter der Maskerade nicht gelitten.
»Die Aras wohnen weiter vorn«, flüsterte er und deutete in das dämmerige Dunkel des Korridors.
»Ich kann ihre Gedanken spüren. Sie schlafen.«
»Könntest du den Chefarzt herausfinden, André?«
»Kaum, Son. Sie schlafen – und im Traum kann jeder der Chef sein.«
Der Japaner grinste und setzte sich in Bewegung. »Dann nehmen wir sie uns einzeln vor. Gleich
haben wir die erste Tür.«
Da auch das Hospital – wenn man es so bezeichnen wollte – durch einen Energievorhang
hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen war, blieben die Türen im Innern unverschlossen. Als
die beiden Männer das erste Zimmer betraten, konnte nur der Japaner sehen, was in ihm war.
In der Ecke unter dem Fenster stand ein Bett, in dem ein Mann lag. Seitlich war ein Schrank.
Über dem Stuhl vor dem Tisch hingen Kleidungsstücke, darüber ein weißer Mantel.
Allmählich gewöhnten sich Noirs Augen an das Dämmerlicht. Das Fenster hatte keine Vorhänge,
und der Schein der Sterne konnte ungehindert eindringen. Der Mann im Bett war ungewöhnlich groß
und erschreckend hager. Sein Gesicht wirkte eingefallen und krank. Aber Noir wußte, daß der
Anblick täuschte. Der Ara vor ihm war kerngesund.
Noir setzte seine Kräfte ein. Behutsam drang er in das schlummernde Bewußtsein des Aras vor
und ergriff von ihm Besitz. Da keine Gegenwehr vorhanden war, gelang ihm das sehr schnell und
leicht. Dann weckte er ihn.
»Wie heißt du?«
Der Hypno fragte es leise und eindringlich. Die aufgerissenen Augen des Arztes starrten ihn
an.
»Renol.«
»Du gehörst zu den Medizinern, die Rekruten untersuchen? Wer ist der Chefarzt?«
»Wir untersuchen die Rekruten. Chefarzt ist Boris. Er wohnt einige Zimmer neben dem
meinen.«
Noir frohlockte. Das ging besser, als er erwartet hatte. »Du wirst jetzt aufstehen und mit uns
gehen. Wenn uns jemand begegnet, wirst du eine Ausrede finden. Du hast allen meinen Befehlen
Folge zu leisten. Weitere Anordnungen erhältst du je nach Bedarf und Lage. Zeige uns die
Untersuchungsräume.«
Der Ara stand mechanisch auf und zog sich an. Seine Bewegungen waren nicht schnell, aber
gleichmäßig und völlig normal. Er ahnte nichts von der Gefahr, in der er schwebte. Morgen würde
er alles wieder vergessen haben.
Sie verließen das Zimmer und ließen Renol vorangehen. Durch einen Operationssaal kamen sie
schließlich in eine weite Halle, die durch dünne Wände in Nischen unterteilt war. In diesen
Nischen standen fremdartige Geräte, deren Sinn Noir zuerst nicht klar wurde. Dann aber, als er
den Ara dazu aufforderte, begann dieser zu erklären.
Noir erschrak, als er erkannte, in welche Falle sie alle gegangen wären. Mit Hilfe der in
diesem Saal befindlichen Instrumente und Maschinen wäre es keinem Terraner gelungen, unentdeckt
die Kontrolle zu passieren. Überhaupt würde jedes Individuum entlarvt werden, das kein Zaliter
war.
Besonderes Interesse zeigte der Hypno für den IQ-Tester. Das Gerät bestand – äußerlich
gesehen – aus einem Sessel mit Kopfhaube, einigen Leitungen und der positronischen
Auswertung. Der Prüfling hatte sich einfach hinzusetzen, alles übrige besorgte die Automatik. Das
Ergebnis wurde in einer Kartei gespeichert.
Noir wußte, daß alle Terraner einen höheren Intelligenzquotienten als die Zaliter besaßen.
Wenn die Untersuchung auch völlig normal verliefe, würde allein dieser Umstand für das
Spezialkommando verhängnisvoll sein. Die hohen Werte würden sie verraten.
»Wer bedient diesen IQ-Computer, Renol?«
»Boris selbst«, lautete die Antwort.
Der Rundgang nahm viel Zeit in Anspruch, und als sie zwei Stunden später Renol wieder in sein
Zimmer gebracht hatten, war Ras immer noch nicht zurück.
Sie warteten eine weitere halbe
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