Silberband 011 - Der Fall Kolumbus
hindern.«
Er versuchte erneut, Gewalt über das Gehirn des Aras zu erhalten, aber der andere wehrte sich
unbewußt und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften. Noir wußte, daß nur eine Blitzaktion
Erfolg haben konnte. Eine Überraschung, die den Ara so erschreckte, daß er für eine Sekunde
unachtsam wurde. »Oder denken Sie, ich bin ohne Waffe zu Ihnen gekommen?«
»Ich sehe keine Waffe«, entgegnete Boris.
»Es gibt unsichtbare Waffen. Wenn Sie jetzt in dieser Sekunde im großen Untersuchungssaal sein
könnten, würden Sie wissen, was ich meine. Dort sind doch die Ergebnisse Ihrer Analysen
gespeichert – oder etwa nicht?«
Der Chefarzt warf seinen Mantel über. Er ließ sich nicht im geringsten durch Noirs Bluff
beeindrucken oder gar erschrecken.
»Sehen wir einfach einmal nach«, schlug er vor und zwang den Hypno, sich umzudrehen.
Gleichzeitig drückte er ihm die Mündung seiner Waffe in den Rücken. »Und wehe, wenn da etwas
verändert wurde. Du wärest dann froh, wenn ich dich den Wachen übergäbe – aber das werde ich
nicht tun. Du wirst sterben – und dabei bedauern, jemals geboren worden zu sein.«
Noir zögerte.
»Geh schon, Zaliter!«
Und Noir schritt auf den Korridor hinaus.
Die Last nahm Ras Tschubai die Bewegungsfreiheit, die er gern gehabt hätte.
Er materialisierte und rührte sich nicht, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt
hatten. Unter seinen Füßen war ein Vibrieren. Seine Ohren vernahmen ein gleichmäßiges Summen und
leises Stampfen.
Er stand in einer weiten Halle, die seiner Berechnung nach unter der Oberfläche liegen mußte.
Aber weiter unten waren weitere Anlagen, wie das Brummen der Generatoren verriet. Hier befand
sich die Energiezentrale des Lagers. Gegen außen absolut sicher abgeschirmt, war es eigentlich
völlig unmöglich, daß ein Unbefugter bis hierher vordrang. Aber Ras war entschlossen, den
Arkoniden Rätsel aufzugeben. Sollten sie sich den Kopf zerbrechen, ob ihre Sicherheitsanlagen
noch intakt waren oder nicht mehr genügten.
Die in den Wänden eingelassenen Lampen spendeten nur wenig Licht. Ras konnte die mächtigen
Metallblöcke kaum erkennen, zwischen denen sich schmale Gänge hindurchwanden. Blitzende
Isolatoren nahmen Leitungen auf und verteilten sie. Irgendwo in der Dämmerung verloren sie
sich.
Ras bewegte sich vorsichtig weiter in das Chaos der Maschinen hinein und suchte sich eine aus,
die ihm wichtig erschien. Seitlich fand er eine kleine Einbuchtung, die für seine Zwecke geeignet
war. Er griff in die Tasche und zog einen eiförmigen Gegenstand hervor. Vorsichtig tastete er ihn
mit den Fingern ab, bis er die Zeitraste fand. Er drückte sie dreimal ein. Die Detonation würde
somit etwa in drei Stunden erfolgen.
Er legte die Bombe in die Einbuchtung der Maschine und hoffte, die Explosion würde genug
Schaden anrichten, um sie ausfallen zu lassen. Gleichzeitig aber hoffte er auch, daß der Schaden
nicht so groß sein würde, daß die Arkoniden oder Roboter Verdacht schöpften. Den Naats war nicht
viel zuzutrauen. Zwei Sabotageakte in dieser einen Anlage würden genügen. Wenn aber zugleich in
größerer Entfernung ebenfalls eine Detonation erfolgte, würde man die Täter nicht gleich hier im
Lager suchen.
Ras deponierte eine zweite Bombe und teleportierte dann hinaus ins Freie.
Er materialisierte direkt vor den starren Linsenaugen eines schweren Kampfroboters, dessen
Energiewaffen sofort automatisch hochzuckten und sich gegen den Afrikaner richteten.
Son Okura stand dicht an der Wand, als er sah, wie sich die Tür öffnete, hinter der
Noir verschwunden war. Schon wollte er mit einem Wort der Erleichterung dem Freund entgegeneilen,
der eben auf den Gang hinaustrat, als er die nachfolgende Mündung der Energiewaffe erblickte, die
sich gegen den Rücken des Hypnos preßte.
Der Japaner drückte sich in eine kleine Nische, die von einer Tür gebildet wurde. Es war
höchste Zeit, denn fast in derselben Sekunde flammte Licht auf. Nun war auch der Ara, der Noir
bedrohte, sichtbar geworden. Wie es ihm gelungen war, dem suggestiven Einfluß des Hypnos zu
entkommen, blieb Okura ein Rätsel. Jedenfalls durfte er die beiden von nun an nicht mehr aus den
Augen verlieren.
Und Ras Tschubai? Was war, wenn er zurückkehrte, um sie abzuholen?
Okura blieb nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Wenn er Noir nicht im Stich lassen wollte,
mußte er sich beeilen. Er verließ sein Versteck und schlich hinter
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