Silberband 012 - Der Anti
Fahrt brachte
ihn das automatisch gesteuerte Gefährt in die Stadt. Ohne jede Kontrolle passierte er die
Schleusen der Energieglocke und stieg bald darauf die breiten Stufen des quadratischen Gebäudes
empor, das man allgemein als das Nervenzentrum des Sonnensystems bezeichnete.
Marschall Freyt persönlich empfing ihn und geleitete ihn in Rhodans Arbeitszimmer. Auf dem
Gang begegneten sie einigen Angehörigen des Mutantenkorps, die in Aufbruchstimmung zu sein
schienen. Lund kannte diese Stimmung. Es lag also etwas in der Luft.
Rhodan stand auf, als Lund das Zimmer betrat. Er streckte ihm die Hand entgegen, als seien sie
alte Freunde. Lund nahm die Hand. Er wußte, daß Rhodan jeden seiner Mitarbeiter als Freund
betrachtete und entsprechend behandelte.
»Sie haben sich beeilt, Lund. Ich danke Ihnen. Mister Bull kennen Sie ja – und Gucky war
damals ja dabei.«
In Lunds Erinnerung rührte sich etwas. Gucky war dabeigewesen …
Er begrüßte auch Bully und Gucky und nahm dann in dem angebotenen Sessel Platz. Stumm wartete
er ab – und er hatte nicht lange zu warten.
»Als Sie damals Gucky von seinem Außenposten abholten und zur Erde zurückkehrten, begegneten
Sie dem steuerlos treibenden Schiff der Arkoniden«, begann Rhodan und lächelte wissend. »In Ihrem
Logbuch steht, daß es von der Mannschaft verlassen war und ohne Antrieb flog. Sie erinnern sich
jetzt?« Lund nickte. »Gut. Sie haben die Geschwindigkeit nach Vorschrift gemessen und
eingetragen, ebenso den Kurs?« Wieder nickte Lund. Er hatte keine Ahnung, was das sollte. Hatte
er vielleicht etwas vergessen? Aber zu seiner Beruhigung fuhr Rhodan fort: »Die Daten sind im
Positronengehirn der ARCTIC gespeichert?«
»Ja. Gucky hat es damals selbst besorgt. Es konnte ja möglich sein, daß man das alte Schiff
noch einmal untersuchen wollte. Es ist somit jederzeit möglich, den jetzigen Standort des
Schiffes festzustellen, wenn Sie das meinen.«
Rhodan nickte gelassen. »Genau das meine ich, Lund. Es ist gut, daß Sie sich erinnern können,
und ich finde es an der Zeit, daß Gucky nun auch Ihnen die Wahrheit berichtet. Er hat Sie damals
vor neun Monaten ein wenig hinters Licht geführt.«
Gucky rutschte aus seinem Sessel, der ihm viel zu groß war. Er kam herbei und sprang Lund
einfach auf den Schoß.
»Du bist mir doch nicht böse, Lundchen?« erkundigte er sich mit piepsender Stimme und brachte
seinen vielgeübten Augenaufschlag an, dem wohl niemand widerstehen konnte. »Ich benötigte damals
Stunden, um das geheimnisvolle Schiff zu untersuchen, und du hast dich darüber gebührend
gewundert. Nun, die Wahrheit ist, daß das Schiff nicht leer war. Es beherbergt zehntausend
lebendige Arkoniden.«
Lund klappte den Mund schnell wieder zu. »Ach? Und davon hast du mir nichts gesagt? Warum denn
nicht?«
»Weil außerdem noch mehr als hunderttausend Arkoniden in einem Gefrierraum lagern und darauf
warten, aufgeweckt zu werden. Weil es so viele sind, darf das aber nur auf einem geeigneten
Planeten geschehen, da es sonst zur Katastrophe käme. Einer der Gründe, warum ich das Geheimnis
für mich behielt. Du hättest vielleicht darauf bestanden, das Schiff zu untersuchen …«
Lund nickte langsam. Er begriff. »Du hattest recht, Gucky. Ich hätte auf einer genauen
Untersuchung bestanden – bestehen müssen. Und – was ist nun?«
Rhodan antwortete für Gucky. »Arkon benötigt fähige Helfer. Wer könnte dafür geeigneter sein
als die schlafenden Arkoniden auf dem Schiff der Ahnen? Es handelt sich um Männer und Frauen, wie
sie auf Arkon seit Jahrtausenden nicht mehr hervorgebracht wurden. Im Tiefschlaf haben sie ihre
Fähigkeiten über die Jahrtausende hinweg gerettet. Atlan hat mich gebeten, das Schiff nach Arkon
zu bringen. Darum, Kommandant Lund, habe ich Sie rufen lassen.«
Lund stand auf. »Sie wünschen die Koordinaten sofort? Ich werde …«
»Wir gehen gleich mit Ihnen, Lund«, unterbrach Rhodan ihn. »Die ARCTIC lagert bereits im
Hangar der DRUSUS. Wir starten und errechnen die Koordinaten während des Fluges aus dem
Sonnensystem. Wir haben keine Minute zu verlieren. Sind Sie bereit?«
»Natürlich. Aber Sie hatten doch nur wenig Zeit …«
»Zeit genug«, beruhigte ihn Rhodan. »Bully und Gucky brennen darauf, das Schiff zu finden. Sie
haben lange genug am Goshunsee gefaulenzt.«
Bully wollte etwas sagen, aber dann schwieg er mit einem flehenden Seitenblick auf Gucky.
Der Mausbiber aber nickte
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