Silberband 012 - Der Anti
durch das kleine Schiff. Der Fleck des
Andromedanebels wanderte nach rechts und blieb dann wieder stehen. Eine zweite Erschütterung.
Dann nichts mehr.
»Das Schiff hat den Kurs geändert«, sagte Sengu.
Rhodan nickte stumm. Also hatten erst jetzt die von dem Unsterblichen erwähnten
Spezialinstrumente ihre Tätigkeit aufgenommen. Vor wenigen Sekunden erst hatten sie den
wandernden Planeten Barkon entdeckt, jene Welt, die vor Jahrhunderttausenden mit ihrer Sonne aus
der Milchstraße gewandert war. Ihre Bewohner, die geheimnisvollen Barkoniden, hatten ein gewagtes
Experiment unternommen, als sie ihre Sonne verließen, um mit ihrem Planeten in die Galaxis
zurückzukehren.
Das war vor mehr als sechzig Jahren Erdzeit gewesen. Seitdem konnte der wandernde Planet nicht
weit gekommen sein, zehn oder zwanzig Lichtjahre – wer weiß.
Und wie weit war er jetzt noch entfernt?
Auch das konnte Rhodan nicht wissen, aber er wußte ja auch nicht genau, wie schnell sie durch
das sternenlose Nichts eilten.
Merkwürdig war, daß sie keine Müdigkeit verspürten, obwohl sie schon lange nicht mehr
geschlafen hatten. Sengu hatte seine Dose Bier inzwischen geleert und mit Rhodan eine Mahlzeit
verzehrt. Guckys Mohrrübenbündel war sichtbar kleiner geworden.
Eine weitere halbe Stunde verging. Der Anblick des Alls blieb gleich, und sie hatten keine
Gelegenheit, eine Ortsveränderung zu beobachten. Es schien, als schwebten sie bewegungslos in dem
großen Nichts.
Dann sagte Sengu plötzlich: »Da vorn ist etwas.«
Rhodan sah genauer hin.
Der Planet schob sich seitlich in ihren Kurs. Er war kaum zu erkennen, da er von keiner Sonne
beschienen wurde. Er war dunkel wie seine Umgebung – aber nicht völlig schwarz. Ein ganz
matter Grauschimmer kennzeichnete seine Umrisse, und Rhodan erkannte, daß es sich um Schnee
handelte. Nur der hohe Reflexionswert ließ Barkon für das menschliche Auge sichtbar werden.
Der Planet kam schnell näher, aber das Schiff legte jetzt in der Sekunde nur noch wenige
Kilometer zurück und verlangsamte weiter. Es hielt genau auf Barkon zu.
Ihre Augen gewöhnten sich allmählich an das Dämmerlicht, das in Wirklichkeit nur der
Widerschein entfernter Milchstraßen war, ganz besonders aber der eigenen, die immer noch hell und
deutlich schräg hinter dem Heck stand.
»Wir landen!« rief Gucky schrill, als das Schiff eine Wendung beschrieb und sich auf die
Oberfläche von Barkon hinabsenkte. »Alles ist grau – was ist das?«
»Schnee, Gucky. Barkons ehemalige Atmosphäre hat sich als Schnee niedergeschlagen. Die
Barkoniden haben sich unter die Oberfläche ihrer Welt zurückgezogen.«
Das Schiff setzte in der Nähe des Äquators zur Landung an. Hier lag der Schnee genauso wie an
den Polen. Vielleicht sogar noch dichter. Sanft setzte das Schiff auf. Weiter geschah nichts.
Rhodan starrte auf die weiß schimmernde Landschaft, die ohne jedes Anzeichen von Leben vor ihm
lag. Bis zum fernen Horizont erstreckte sich die weiße Wüste, darüber stand der schwarze,
sternenlose Himmel. Die milchigen Nebelflecke der Galaxien waren etwas undeutlich zu sehen.
»Ich fürchte, wir müssen hinaus in die Kälte«, sagte Rhodan.
Sengu schauderte zusammen.
Gucky klappte den Plastikhelm über den Kopf und murmelte dumpf: »Dann schalte ich aber die
Heizung ein. Wie gut, daß wir die Raumanzüge angelegt haben.«
Sengu folgte dem Beispiel Guckys. Rhodan zögerte noch. »Packen wir die restlichen Konserven
ein. Hier ist ein Beutel. Wie kommt der überhaupt hierher?«
Niemand wußte es. Sie taten die wenigen Dosen hinein, und Sengu nahm ihn an sich. Rhodan griff
in die Tasche seines Anzugs, holte den kleinen Nadelstrahler hervor und überprüfte die Ladung.
Auch der Japaner und Gucky trugen Energiewaffen und Paralysatoren.
»Gehen wir«, sagte Rhodan und verschloß seinen Helm. Die Lufterzeugungsanlage setzte sich
automatisch in Betrieb. Die Temperatur im Anzug wurde nach Bedarf geregelt.
Als letzter sprang Sengu auf die Oberfläche Barkons und versank bis zu den Knöcheln im
Schnee.
Rhodan sah sich aufmerksam nach allen Seiten um. So weit er blicken konnte, reichte die
Schneewüste. Bis zum fernen Horizont erstreckte sie sich, konturlos und ohne Abwechslung. Die
Linie, an der Oberfläche und Himmel zusammenstießen, war kaum zu erkennen.
Die heimatliche Milchstraße stand dicht über dem Horizont. Wenn man sie anstelle der Sonne als
Tagesgestirn nahm, mußte es später Nachmittag
Weitere Kostenlose Bücher