Silberband 012 - Der Anti
der einen Hand die Lampe, in der anderen seine Energiepistole. Mit einem
entschlossenen Ruck setzte er sich in Bewegung und ging zu der Halbkugel. Er traute seinen Augen
nicht. Der grüne Knopf war wieder aus dem Sockel herausgesprungen. Jemand mußte auf den roten
gedrückt haben.
Ihm war, als stünde der Unsichtbare ihm direkt gegenüber. »Gucky, jemand hier?«
»Niemand. Wir sind die einzigen hier unten, die denken.«
Das war beruhigend, sofern es die Unsichtbaren anging. Wenn Rhodan an die Barkoniden dachte,
war diese Auskunft alles andere als beruhigend.
Seine Hand senkte sich auf den grünen Knopf hinab und drückte ihn ein. Sofort flammte das
Licht wieder auf. Mehrere der Skalen schlugen an. Zeiger zitterten. Unter ihren Füßen summte es.
Die gigantische Maschinerie lief erneut an.
Klack!
Fassungslos starrte Rhodan auf den grünen Knopf, der herausgesprungen war. Das Licht erlosch.
Die Maschinen schwiegen.
Er hatte es diesmal genau gesehen. Zuerst war der rote Knopf, wie von unsichtbaren Fingern
bewegt, eingedrückt worden, ehe der grüne heraussprang, durch die Relaisschaltung dazu
gezwungen.
Er schaltete den Reaktor wieder ein und hielt seine Hand schützend über den roten Knopf, so
dicht, daß niemand ihn eindrücken konnte. Klack!
Es war unbegreiflich. Rhodan fand keine Erklärung für das Phänomen. Vielleicht eine
ferngesteuerte Aktion von der Oberfläche des Planeten aus. Niemand wußte, wer die Unsichtbaren
waren und über weiche Art von Technik sie verfügten. Das Wörtchen ›unmöglich‹ gab es im
Sprachgebrauch der raumfahrenden Terraner nicht mehr, denn die Erfahrung hatte bewiesen, daß alle
Rätsel des Universums eine Erklärung fanden.
Sicherlich auch dieses – wenn auch nicht unbedingt sofort.
Rhodan drückte den grünen Knopf abermals ein und behielt den Finger darauf. Mehrmals spürte
er, wie der Knopf zurückspringen wollte, dann aber gab der Unbekannte die Versuche auf.
Das Aggregat blieb eingeschaltet und lief an.
Rhodan nahm die Hand weg und atmete auf. »Wir können nicht ewig hier herumstehen und das Ding
immer wieder einschalten. Ich weiß auch nicht, wie es mit den anderen Maschinen steht. Wenn die
Fremden merken, daß sie hier nicht weiterkommen, werden sie die Zuleitungen unterbrechen. Ich
möchte nur wissen, was sie eigentlich bezwecken.«
»Und ich«, sagte Gucky, »möchte wissen, wer sie sind und woher sie kommen.«
Rhodan ignorierte Guckys Wunsch, als er sagte: »Wir werden zusammenbleiben und jetzt mit dem
Wagen fahren. Gucky, du merkst dir diesen Ort genau. Falls der Reaktor wieder ausgeschaltet wird,
mußt du hierher springen und ihn wieder einschalten. Hast du verstanden?«
»Ich bin ja nicht dumm«, entgegnete Gucky etwas patzig und watschelte dem Ausgang entgegen.
»Nur fürchte ich, daß ich dann ganz nett hin- und herspringen muß. Hoffentlich verliere ich euch
dabei nicht.«
»Du brauchst uns nur telepathisch anzupeilen, um uns zu finden«, erinnerte Rhodan ihn. »Aber
es kann natürlich auch sein, daß der Reaktor nun eingeschaltet bleibt. Gehen wir.«
Auch in der Vorhalle und im Tunnel brannte nun die Deckenbeleuchtung. Die in regelmäßigen
Abständen angebrachten Lampen wurden in der Ferne zu einem einzigen Punkt.
Sie stiegen ein und fuhren los. Aber kaum waren sie fünfhundert Meter weit gekommen, da
erloschen die Lampen.
»Jetzt bin ich wohl dran?« fragte Gucky, der es sich eben bequem gemacht hatte.
»Erraten.« Rhodan nickte, ohne die Geschwindigkeit zu verringern.
Gucky verschwand, zwei Sekunden später wurde es wieder hell, dann war Gucky wieder zurück.
»Wenn ich den erwische, der da immer aufs Knöpfchen drückt, hau' ich ihm die Hucke voll«,
keuchte er drohend. »Unverschämtheit!«
Als der Wagen eine halbe Stunde später in eine Verbreiterung des Tunnels einfuhr, die
schließlich zu einer großen Halle wurde, hatte Gucky ein dutzendmal springen müssen. In den
letzten fünf Minuten allerdings war nichts mehr geschehen. Ruhig und stetig brannte das Licht.
Die Luft erneuerte sich, und das Vibrieren blieb.
Der Wagen hielt.
Rhodan zeigte auf ein verschlossenes Tor. »Dort ist der Eingang zur nächsten Wohnstadt –
wenigstens hat Regoon es mir so erklärt. Regoon war der Chefphysiker von Barkon. Er hat den
ganzen Plan ausgearbeitet und in die Tat umgesetzt. Ich möchte wissen, ob er noch lebt.«
Er erhielt keine Antwort. Die anderen wußten zu wenig von seinen Erlebnissen auf Barkon vor
Weitere Kostenlose Bücher