Silberband 013 - Der Zielstern
Transmitters plötzlich in sich zusammen.
Der blendende Lichtschein verging, und da erkannte ich erst das Gefunkel von zahllosen, auf
engstem Raum zusammenstehenden Sternen, die wie ein in allen Farben des Spektrums
fluoreszierender Teppich wirkten.
»Galaktisches Zentrum, Randgebiet«, flüsterte Rhodan mir zu. »Wir sind im Blauen System.
Siehst du den Schein?«
Meine Augen hatten sich wieder erholt. Wohin ich auch blickte – überall bemerkte ich
dieses blaue Leuchten.
Hinter uns lohte der Glutball einer ebenfalls blauen Sonne. Nun verstand ich auch, warum die
überlebenden Besatzungsmitglieder des ersten Linearversuchsschiffs mit seltsamer Scheu von diesem
Sonnensystem gesprochen hatten.
Ich richtete mich auf die Ellenbogen auf, krümmte den Rücken und blieb so noch eine Weile
liegen. Als ich endlich in die Hocke ging, um den letzten Rest der Benommenheit abzuschütteln,
war mir niemand behilflich. Ich stand auf.
Drei Akonen blickten mich feindselig an.
Ich beachtete sie nicht, bis Rhodan neben mir stand. Zusammen kümmerten wir uns um Tama
Yokida, dessen empfindliches Gehirn den schweren Schock anscheinend noch nicht überwunden hatte.
Bei Mutanten wußte man ja nie, wie sie diese oder jene Belastung überstehen würden.
Rhodan fühlte seinen Puls, dann nickte er mir zu. »Er ist gleich wieder da. Hast du auch
festgestellt, daß wir auf der abgeflachten Polkuppel einer riesigen Raumstation gelandet
sind?«
Ich bestätigte es.
»Schön, dann wirst du mir vielleicht sagen können, weshalb man hier, am äußersten Rand dieses
Systems, ein solches Monstrum erbaut hat?«
Nein, das konnte ich ihm nicht sagen.
»Abwehrfestung?« meinte ich zögernd.
Er lachte, was den drei Akonen nicht zu gefallen schien. Einer von ihnen trat empört
näher.
»Scheren Sie sich zum Teufel«, sagte Rhodan eisig, um in Altarkonidisch hinzuzufügen: »Ich
wünsche nicht, angesprochen zu werden.«
Der Akone verfärbte sich, und ich hielt den Atem an. Nerven hatte dieser Terraner. Rhodan
drehte dem Fremden den Rücken zu und sprach mich an, als wäre nichts geschehen. Diesmal
verwendete er wieder die japanische Sprache.
»Diese Station gehört wahrscheinlich zu jenen vielen Kraftwerken, die man an den Grenzen des
Systems stationieren mußte, um den blauen Energieschirm versorgen zu können. Die wulstigen
Gebilde da drüben«, er deutete nach rechts, »sind Projektoren. Oh, er gibt wohl nicht auf,
wie?«
Diesmal lächelte er den verstört wirkenden Akonen an, der anscheinend nach Worten suchte.
»Seine Erhabenheit, Imperator Gonozal VIII. von Arkon«, stellte mich Rhodan vor. »Ich selbst
dürfte Euch bekannt sein. Nun ersuche ich Euch dringend, uns jene Behandlung widerfahren zu
lassen, die uns gebührt. Euer Name?«
Der alte Mann zeigte plötzlich ein verschlossenes Gesicht. Wenn er Humor besessen hätte, wäre
er mit Rhodans Erklärung besser fertig geworden. Ich konnte ein Schmunzeln kaum unterdrücken. Es
war eine Frechheit, was sich der kleine Barbar mit dem Vertreter meiner Stammväter erlaubte.
Immerhin schienen Perrys Worte gewirkt zu haben. Ob er sich wohl rein intuitiv in die für uns
fremdartige Mentalität dieser Intelligenzen hineinfinden konnte?
Rhodans Haltung war herausfordernd. Diesmal war er es, der kühle, Mißachtung ausdrückende
Blicke auf die beiden abseits stehenden Akonen warf.
»Euer Name«, wiederholte er lauter. »Sehe ich in Euch einen kommandierenden Offizier oder
bevollmächtigten Staatsmann? Wenn nicht, ersuche ich Euch, eine autorisierte Persönlichkeit zu
benachrichtigen.«
Ich begann langsam zu begreifen. Rhodan, der noch niemals seine hohe politische Stellung
ausgespielt hatte, tat das jetzt mit voller Absicht.
Ich war überrascht, als der ältere Akone wie selbstverständlich auf Rhodans Forderung einging.
Ich richtete mein Verhalten dementsprechend ein.
»Lempart von Fere-Khar, Erster Obmann des Regierenden Rates von Akon, Leiter der
Hochenergie-Versuchsanstalt Eretres, Euer Exzellenz«, stellte sich der Akone vor.
Er tat es reserviert, aber doch respektvoll. So mußte man also mit diesen Wesen reden. Es war
eine interessante Erkenntnis.
»Ich fordere Aufklärung über das in Eurem Auftrag begangene Verbrechen«, sagte ich scharf.
Als Lempart zu sprechen begann, erlebte ich das niederschmetterndste Fiasko meiner bisherigen
Laufbahn als arkonidischer Flottenchef und Imperator.
Hochfahrend schnauzte er mich an: »Ihr habt nichts zu fordern.
Weitere Kostenlose Bücher