Silberband 013 - Der Zielstern
gefällt, Mark?« fragte er. Da Denniston beharrlich schwieg,
fuhr Pincer fort: »Sie haben eine angenehme Art, meine Befehle zu kritisieren – und
schließlich doch anzunehmen.«
Denniston preßte seine riesigen Hände gegeneinander, als wollte er etwas zerdrücken.
»Hören Sie, Chef«, versuchte er es erneut. »Ich bin Kapitän eines Ihrer Frachtschiffe. Ich
bringe Früchte und Gemüse zur Wega oder wohin Sie immer wollen. Seit Jahren arbeite ich für die
Intercosmic-Fruit-Company. Nun verlangen Sie von mir, daß ich Babysitter spielen soll.«
Pincer machte ein Gesicht, als hätte er ein paar Pfefferkörner auf der Zunge zerdrückt. »Sie
sprechen von meinem Sohn, Mark. Von John Edgar Pincer. Das Baby ist immerhin Vizepräsident
unserer Gesellschaft.«
Denniston erwiderte nichts, aber man konnte seinem Gesicht ansehen, daß er für Vizepräsidenten
nichts übrig hatte, ganz besonders für diesen einen nicht. Er sah Pincer düster an.
»Der gute Junge« – Denniston zuckte zusammen, als Pincer das sagte – »hat
geheiratet, Mark. Ich habe seiner Frau und ihm als Geschenk ein Kleinstraumschiff übergeben. Er
will damit seine Hochzeitsreise machen. Da unsere Familie gewohnt ist, das Angenehme mit dem
Nützlichen zu verbinden, wird er eine Ladung Gigant-Superzart mit sich führen, die auf dem
Wega-Planeten Ferrol abgeliefert werden muß.«
Zum erstenmal zeigte der Raumfahrer eine Spur von Interesse.
»Gigant-Superzart, was ist das?« erkundigte er sich.
Archibald Pincer, Vorsitzender des Aufsichtsrats der IFC, maß sein Gegenüber mit einem Blick,
der vermuten ließ, daß er von Männern, die sich unter Gigant-Superzart nichts vorstellen
konnten, keine hohe Meinung hatte.
»Es handelt sich um unseren neuartigen Spinatsamen«, erklärte er mit angemessener Würde.
Denniston lief rot an.
»Spinat?« erkundigte er sich ungläubig. »Sie verlangen von mir, daß ich mit diesem
Samen-Superding und einem frisch vermählten Paar zur Wega fliegen soll?«
»Mäßigen Sie sich, Mark«, forderte der alte Pincer streng. »Es gehört nicht zu den
Gepflogenheiten unserer Firma, über Eigenprodukte zu frotzeln.«
Denniston sah ein wenig hilflos aus.
»Ich werde in diesen sauren Apfel beißen«, sagte er lahm. »Teilen Sie ihrem Sohn mit, daß wir
in den nächsten Tagen starten.«
Pincer sah ganz so aus, als hätte er noch eine Überraschung für den Kapitän bereit. Und das
hatte er tatsächlich.
»Wie Sie wissen, Mark, wurde mein Sohn nicht in die Solare Flotte aufgenommen. Angeblich soll
er einen Fehler am Skelett haben und farbenblind sein. Diese – äh – Nichtigkeiten
genügten den Verantwortlichen, John Edgar mehrere Male abzuweisen. Ich gab ihm die Gelegenheit,
an einer privaten Raumakademie den Raumpilotenschein zweiter Klasse zu erwerben. Er ist also
berechtigt, das Diskusraumschiff zu führen, daß ich ihm anläßlich seiner Heirat geschenkt
habe.«
In Dennistons Blick flackerte so etwas wie Hoffnung auf.
»Ihr Sohn könnte also auf meine Begleitung durchaus verzichten«, meinte er.
Der Präsident der IFC schüttelte den Kopf. »Nein, Mark. John Edgar hat keine Raumerfahrung.
Außerdem hat ihn seine verstorbene Mutter etwas weich erzogen. Sie sollen ihn begleiten und
darauf achten, daß ich ihn wohlbehalten wiedersehe.«
»Er ist also ein Greenhorn«, entgegnete der Raumfahrer.
Pincer hob abwehrend seine Hände. »Versuchen Sie nicht, ihn zu bevormunden, Mark. Lassen Sie
ihn alles selbst erledigen. Er weiß nicht, daß Sie ein alter Hase sind. Er denkt, Sie wären eine
Art – äh – Butler.«
»Butler«, sagte Denniston erschüttert. »Auch das noch.«
»Machen Sie ihm keine Vorschriften. Der Junge soll selbständig werden. Versprechen Sie mir,
Mark, daß Sie nur dann eingreifen, wenn es unbedingt notwendig ist.«
Steif entgegnete Denniston: »Ich werde ein korrekter Butler sein.«
»Die Quarantäne des Solsystems wurde inzwischen wieder aufgehoben«, erklärte Pincer. »Nur von
Terrania aus dürfen noch keine Schiffe starten. Diesen Befehl Rhodans halte ich für sehr klug. Er
will nichts riskieren. Nun, wenn keine weiteren Krankheitsfälle auftreten, wird in ein bis zwei
Wochen auch in Terrania wieder alles geregelt sein. Auf jeden Fall können wir starten, das heißt,
Cora, John Edgar und Sie, Mark.«
»Vergessen Sie nicht diesen überzarten Samengiganten«, empfahl Denniston verdrossen.
Der private Raumlandeplatz der Intercosmic-Fruit-Company lag
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