Silberband 014 - Rhodans Sohn
einschalten würde, um zu erfahren, welches Ziel das
Massenaufgebot hatte.
Gucky piepste erbost: »Du Grobian, laß mich los, oder du erfährst gar nichts.«
Die Drohung hatte Erfolg.
Gucky berichtete: »Ziel: Arkon-Imperium, Kugelsternhaufen M-13 im Herkules.«
»Was sollen unsere Schiffe denn dort?« rief Bully.
»Ich weiß es nicht, Dicker. Und das weiß auch kein Raumerkommandant. Sie alle haben nur
Befehl, innerhalb des Arkon-Imperiums Wartestellung zu beziehen.«
Höher und höher stiegen die Kugelraumer; das Donnern der Triebwerke ebbte ab.
Dann lag der friedliche, sonnige Morgen wieder über der Hauptstadt des Solaren Imperiums.
Die Stimme verfolgte Cardif-Rhodan unbarmherzig: Du hast bis zum Ablauf der
Frist nur noch ein paar Tage, Perry Rhodan. Ich warne dich! Lege den Zellaktivator ab, oder du
wirst zu groß und zu stark.
Obwohl es noch früh am Morgen war und Cardif-Rhodan bis spät in die Nacht gearbeitet hatte,
stand er bereits am Fenster seines Arbeitszimmers und verfolgte den Massenstart der Kugelraumer,
die in den Morgenhimmel stiegen.
Die Stimme in seinem Unterbewußtsein kannte er. Tag für Tag, seit er von Wanderer
zurückgekommen war, hatte er sie gehört. Tag für Tag, fast immer im gleichen Wortlaut, hatte ihn
die Stimme beschworen, den Aktivator abzulegen. Eine Frist von fünfzig Tagen hatte sie ihm
gestellt.
Er lachte über die Warnung des Fiktivwesens auf Wanderer.
Niemals konnte er zu groß werden. Das Solare Imperium sollte wachsen, sich ausdehnen und in
absehbarer Zeit die gesamte Galaxis beherrschen.
Cardif lachte laut. Die Ehrfurcht, die Rhodan dem zeitlosen Wesen erwies, konnte er nicht
aufbringen.
Jemand, den er hatte betrügen können, hatte noch nie in seiner Achtung bestanden. ES war
gerade gut genug, ihm die Waffen einer übergeordneten Technik zu liefern, die er in präziser
Formulierung verlangte. ES war Waffenlieferant, sonst nichts.
Cardif winkelte den rechten Arm an und legte seine Hand um den Aktivator vor seiner Brust. In
dieser Sekunde hatte er das Pulsieren des Körpers gefühlt, und nun spürte er auch den
lebenserhaltenden Strom durch seine Glieder laufen.
Die Unsterblichkeit kam zu ihm.
Zu den Antis war sie nicht gekommen. Dabei dachte er an das Schicksal Kalals. Inzwischen
befaßte sich die Solare Abwehr mit der Suche nach Trakarat.
Zynisches Lachen entstellte Cardifs Gesichts. Es entstellte ein Gesicht, zu dem immer noch
Milliarden Menschen und Arkoniden bewundernd aufsahen.
Cardif ahnte nicht, wie häßlich er jetzt aussah. Er ahnte noch weniger, daß es in seinem
Gesicht neue Züge gab: Züge, die seinen ureigenen Charakter widerspiegelten.
Seine Augen, die er von Zeit zu Zeit nachfärben mußte, damit die rötliche Tönung ihn nicht als
Thomas Cardif verriet, funkelten kalt. Er genoß die Schadenfreude. Der Untergang des
Baalol-Priesters Kalal auf Utik war ihm Beweis, daß ES den Diebstahl der zwanzig Aktivatoren
durch die Antis entdeckt und die Geräte umgeschaltet hatte. Die Antis, die Aktivatoren trugen,
würden Kalals Schicksal teilen.
Es kam Cardif nicht der Verdacht, daß seine Vermutungen jeder Logik entbehrten. Es kam ihm
ebensowenig der Verdacht, von ES durchschaut worden zu sein.
Oder du wirst zu groß und zu stark.
Dieser Satz besaß für ihn prophetischen Wert: Stark sein als Beherrscher der Galaxis; groß
sein im Geist.
Er blickte zum wolkenlosen Himmel, in dem ein kleiner Teil der Flotte verschwunden war. Ihr
Start war der Anfang eines neuen Schachzugs. Er wollte sich damit selbst beweisen, noch größer
als sein Vater zu sein, und er wollte den Antis zeigen, daß er doch nicht ihre Marionette war,
sondern einer, den sie noch fürchten lernen würden.
Sein Plan hatte Arkons Untergang eingeleitet.
Auf allen Arkonwelten, wo bisher Terraner tätig waren, rüsteten diese jetzt zum Aufbruch ins
Solare System. Die Aufgabe ihrer Positionen mußte im Imperium Atlans eine Katastrophe
hervorrufen. Und am Ende standen Zerfall und Untergang. Anschließend würde die Übernahme durch
das Solare System erfolgen.
Cardif war sich klar, daß es ein Spiel mit dem Feuer war. Er kannte Arkons starke
Robotflottenverbände. Aber er hatte auch nicht vergessen, Atlans Mentalität in seinen
raffinierten Plan mit einzubeziehen.
Imperator Gonozal VIII. hatte als Admiral Atlan über zehntausend Jahre lang auf der Erde
gelebt. In seinem Denken und Handeln war er heute viel mehr Terraner als Arkonide. Für ihn
stellte
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