Silberband 014 - Rhodans Sohn
die ihn daran hinderten, die Hände zurückzuziehen.
Hinter seinem Rücken begann ein Transformer zu summen. Zusammen mit Tupar standen zwei weitere
Antis vor dem Steuerpult. Tupar justierte das Gerät. Das Summen verstärkte sich. Verträumt
verfolgte Doktor Edmond Hugher jeden Handgriff. Eine Veränderung in seinem Innern fühlte er
nicht. Die Metallkontakte an den Schläfen begannen langsam seine Körpertemperatur anzunehmen.
Plötzlich riß die Welt für ihn auseinander.
Ein greller Blitz, den er mit seinen Gedanken erfaßte, aber nicht mit den Augen sah, war das
letzte, was er begriff.
Tupar stand wie erstarrt vor dem Steuerpult. Er starrte auf das Diagramm. Die große Kurve wies
im unteren Drittel einen auffallenden Knick auf.
»Geblockt«, stieß Tupar hervor. »Man hat seine Persönlichkeit blockiert. Er weiß nicht, daß er
Rhodans Sohn ist. Ruft den Hohenpriester!« Den letzten Satz schrie er.
In panischer Hast nahm Tupar Kontrolluntersuchungen vor.
Doktor Edmond Hugher saß besinnungslos im Sessel.
Dann trat der Hohepriester ein. Erst als sich Tupar zur Seite gedrängt fühlte, begriff er, wer
neben ihm stand.
»Herr, stören Sie mich bitte nicht«, verlangte er.
Der Uralte gab sich damit zufrieden, Tupar über die Schulter zu blicken. Sein Verhalten zeigte
eindeutig, welche Bedeutung Edmond Hugher für die Antis besaß.
Der Blocktaster trat in Tätigkeit. Tupar bediente ihn selbst. Dieses Gerät tastete Hughers
Gehirn ab, um festzustellen, wo der Hypnoseblock lag und inwieweit er benachbarte Zentren
beeinflußte.
Der Wissenschaftler, besinnungslos im Sessel, ahnte nicht, daß er die gefährlichsten Sekunden
seines bewegten Lebens durchmachte und durch eine einzige falsche Einstellung oder Auswertung des
Blocktasters als geistiges Wrack erwachen konnte.
Tupar sah nur die pendelnden Zeiger der Instrumente, das Rotieren der Farbskala und die beiden
Vergleichsdiagramme, von denen das linke anzeigte, wie stark der Hypnoseblock war, während das
andere angab, welche Energien benötigt wurden, um den Block zu sprengen.
Am unteren Rand des kleinen Schaltpults befand sich das Zielgerät – eine Frequenzoptik,
mit deren Hilfe die Strahlen genau zu justieren waren, damit sie in Hughers Gehirn nur die
hypnotisierte Zone, aber nicht die unbeeinflußten anderen Zentren trafen.
Die Zeit schien dahinzurasen. In Wirklichkeit waren erst wenige Minuten vergangen. Noch einmal
überprüfte Tupar jede Einstellung am Blocktaster. Dann atmete er tief und betätigte die
Hauptschaltung.
Hughers Schrei hatte nichts Menschliches mehr an sich. Tupar und die übrigen Antis
erstarrten.
Doktor Edmond Hughers gelbliche Augen funkelten sie an.
Instinktiv hatte Tupar die Anlage ausgeschaltet.
»Schnallt mich los!« Eine harte Stimme, die es gewohnt war, zu befehlen, klang durch den
zimmergroßen Raum.
Die Antis starrten den Wissenschaftler sprachlos an. Wo war Edmond Hughers verträumtes
Lächeln? Wo war seine Bescheidenheit geblieben? Wo seine durch nichts zu erschütternde Ruhe?
»Verdammt noch mal, werde ich bald losgeschnallt?« fuhr er sie an.
Die Antis bewegten sich nicht.
Ein Fremder saß im Sessel. Doktor Edmond Hugher hatten sie darin angeschnallt, ein Mann,
dessen Gesichtszüge sich von Sekunde zu Sekunde stärker veränderten, rüttelte jetzt wütend an den
Klammern, die ihn im Sitz festhielten. Mehr und mehr verschwand das Weiche, Ausdruckslose aus
seinem Gesicht. Züge tauchten auf, die unbeugsamen Willen widerspiegelten.
»Laßt mich los!« Seine Stimme klirrte wie Eis. In seinen Augen glitzerte es. Sein Blick besaß
etwas von hypnotischer Kraft. »Tupar, muß ich es noch einmal befehlen?« fuhr Hugher ihn an.
Tupar trat an den Sessel heran. Er betätigte einen Schalter. Die Klammern sprangen auf, und
Hugher erhob sich.
Der blinkende Metallschirm in Höhe seines Kopfes spiegelte sein Gesicht wider. Wie unter einem
Schlag zuckte er zusammen. Seine Hände griffen nach seinem Gesicht. Mit den Fingerspitzen tastete
er es ab.
»Das bin ich? Dazu hast du mich gemacht, Rhodan? Zuerst hast du meine Mutter getötet, und
anschließend hast du mich um achtundfünfzig Jahre meines Lebens bestohlen.« Er drehte sich
langsam um und musterte die ihn umstehenden, atemlos lauschenden Antis. Jeden sprach er mit Namen
an, zuletzt Tupar. »Ich habe nichts vergessen, Tupar. Ich weiß noch, wie du das erstemal nach
Aralon kamst und mich besuchtest. Ich weiß alles noch, was in den
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