Silberband 014 - Rhodans Sohn
Hohepriester.
»Wir verkriechen uns wie die Tiere«, rief Cardif erbittert.
»Früher oder später wird Rhodan den Hafen entdecken«, sagte Rhobal. »Ich traue ihm zu, daß er
Mittel und Wege findet, um uns weiterhin zuzusetzen. Unsere Situation ist nicht gerade
hoffnungsvoll. Deshalb schlage ich vor, daß wir uns zunächst einmal ruhig verhalten. Baaran, ich
glaube, daß wir in den Tiefen der Ozeane zunächst am sichersten sind.«
Auch Cardif war sich darüber im klaren, daß sie in ihrer jetzigen Lage keinerlei Chancen
hatten, erfolgreich zurückzuschlagen. Sie konnten nur hoffen, daß die Zeit für einen Umschwung
sorgte. Der gewaltige Verlust, den die Baalol-Sekte durch die Zerstörung ihrer Station auf Okul
erlitten hatte, war sicher nicht dazu angetan, die Aktivität der Priester zu erhöhen.
Plötzlich erschien ein höhnisches Lächeln auf Cardifs Gesicht.
»Haben Sie wieder eine Ihrer prächtigen Ideen?« erkundigte sich Rhobal.
Cardif nickte. Wenn es den terranischen Forschern nicht gelang, ein Heilmittel gegen die
Auswirkungen des Rauschgifts zu finden, dann würde Rhodan der Sieg auf Okul teuer zu stehen
kommen.
»Ich dachte gerade an Valmonze«, erklärte Cardif.
Die Antis blickten ihn verständnislos an.
»Der Patriarch ist mit dem letzten Rest Liquitiv von Okul gestartet«, murmelte er. »Wir sind
nicht in der Lage, weiterhin die Rohstoffe herzustellen. Alle Anlagen sind vernichtet.«
»Das bedeutet, daß sich die Regierung des Solaren Imperiums Millionen von Süchtigen
gegenübersieht, die durch den unverhofften Entzug des Nervengifts mit einer Revolte beginnen
werden.« Hekta-Paalat sah zufrieden aus. Er verstand die Gedankengänge Cardifs.
»Es sei denn, man findet auf der Erde ein wirksames Gegenmittel«, wandte Baaran ein.
»Dazu haben die Wissenschaftler keine unbegrenzte Zeit«, erinnerte Cardif. »Sie werden sich
beeilen müssen, wenn sie mit Erfolg alle Süchtigen heilen wollen.«
Von dieser Seite betrachtet, erschien Cardif die Niederlage nicht mehr so tragisch. In seinem
Kopf begann sich in schwachen Umrissen ein phantastischer Plan abzuzeichnen.
Je länger er über seinen kühnen Einfall nachdachte, desto sicherer erschien ihm die
Möglichkeit seiner Ausführung.
Die eroberte Station der Antis bot ein Bild der Vernichtung. Über fünfzig von den
siebenundsechzig Kuppeln waren zerstört. Der Rest befand sich in einem Zustand, der von jeder
weiteren Benutzung abraten ließ. Die Kombiwaffen der IRONDUKE hatten mit ihren antimagnetischen
Geschossen überall Lücken geschlagen.
Major Krefenbac steuerte die Space-Jet in einer weiten Runde über die verbrannte Stadt aus
Stahl. Überall stiegen Qualmwolken empor. Zwischen den Ruinen sah man immer wieder die Suchtrupps
auftauchen. Sichernd bewegten sich die Metallkörper der mit schweren Waffen ausgerüsteten
Kampfroboter an den Flanken der einzelnen Gruppen. Jeder Angriff versprengter Gruppen von Antis
wäre sofort mit vernichtender Gewalt zurückgeschlagen worden. Es war jedoch unvorstellbar, daß es
noch Widerstandsnester geben konnte. Rhodan hatte den Männern befohlen, gründlich nach Hinweisen
auf die Rauschgiftproduktion Ausschau zu halten.
»In einigen Jahren wird der Dschungel diesen Platz wieder restlos überwuchert haben, Sir«,
meinte Major Krefenbac. »Diese Anhöhe war bestimmt ein Teil des Urwalds.«
»Aus irgendeinem Grund haben die Priester diesen Platz in der Nähe des Ozeans gewählt«,
sinnierte Rhodan. »Warum haben sie nicht weiter im Landinnern gebaut?«
Krefenbac legte die Stirn in Falten.
»Vielleicht verfügen sie über Materietransmitter«, sagte er. »Noch haben wir nicht alle
Gebäude durchsucht.«
»Ausgeschlossen«, widersprach Rhodan. »An Bord der IRONDUKE befinden sich empfindliche
Ortungsgeräte. Eine fünfdimensionale Entladung wäre sofort angepeilt worden. Oberst Claudrin hat
uns jedoch nichts davon berichtet. Nein, Major, die Antis müssen einen anderen Fluchtweg benutzt
haben.«
Krefenbac lenkte die Space-Jet in einer Schleife tiefer nach unten.
»Dann bleibt nur noch der Dschungel, Sir«, erwiderte er.
Bevor Rhodan eine Antwort geben konnte, sprach der Normalfunk an. Das breitflächige Gesicht
Claudrins erschien auf dem Bildschirm des Visiphons.
»Entschuldigen Sie, Sir«, donnerte er. »Ich muß Ihren Inspektionsflug unterbrechen.«
»Haben Sie Neuigkeiten, Oberst?«
Claudrin nickte. »Bully ist soeben an Bord zurückgekehrt. Er hat einen
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