Silberband 015 - Mechanica
stieß
jemand einen Schrei aus, dem ein dumpfer Fall folgte. Atlan rollte sich zur Seite und löschte
damit das Feuer, das sich auf seinem Umhang ausbreitete.
Den Geräuschen nach zu schließen, hatte er Carbá vom Dach geschossen. Aber dann kam das
hastige Trampeln von Füßen auf Holz aus der Nacht zu ihm herüber und zeigte ihm, daß der Gegner
noch lebte und um ein Haus rannte, um sich in Sicherheit zu bringen.
Ohne zu zögern lief Atlan über die Straße und folgte dem Lärm. Es wurde wieder ruhig, und er
mußte stehenbleiben, um zu lauschen. Sein Gefühl sagte, daß jemand in seiner unmittelbaren Nähe
war, aber bevor er etwas unternehmen konnte, erhielt er einen Schlag auf den Kopf und verlor das
Bewußtsein.
Sowan Dolanty ließ den Knüppel sinken und zitterte aus Angst vor dem, was er getan
hatte. Sich dem Raumschiff fernzuhalten war eine Sache, den Beauftragten der Gesellschaft
niederzuschlagen eine andere.
Sowan formte seine Hände zu einem Trichter und hielt sie vor den Mund.
»Atlan!« schrie er, so laut er konnte. »Ich habe ihn erwischt!«
Aus der Dunkelheit kam keine Antwort. Vermutlich fürchtete Atlan, daß es sich um eine Falle
handeln konnte.
»Hier spricht Sowan Dolanty!« rief er. »Ich habe Carbá niedergeschlagen!«
»Ich komme!« rief eine dumpfe Stimme in einiger Entfernung.
Stolz richtete sich der junge Kolonist wieder auf. Er hatte die Atlan zugefügte Beleidigung
wieder gutgemacht.
»Hier bin ich!« schrie er im Überschwang seiner Gefühle. »Hier!«
An den Geräuschen stellte er fest, daß Atlan nur langsam näherkam. Besorgt fragte Sowan: »Sind
Sie verletzt?«
Ein zustimmendes Brummen wurde hörbar. Sowan ging den schlurfenden Schritten entgegen.
»Ist es schlimm?«
Atlan war höchstens noch zwei Meter von ihm entfernt, und als er jetzt sprach, klang seine
Stimme kalt und verändert. »Beweg dich nicht, Junge!«
Sowan erstarrte. Hatte er einen Fehler begangen?
»Ich habe meine Waffe auf dich gerichtet. Vielen Dank dafür, daß du mir die Arbeit abgenommen
hast, Atlan zu erledigen.«
Tränen der Enttäuschung traten in Sowans Augen. Er hatte sich in der Dunkelheit getäuscht und
Atlan anstatt Carbá niedergeschlagen. Der richtige Feind stand vor ihm und war bewaffnet.
»Oh, Sie Teufel!« stieß er hervor.
»Warum?« fragte Carbá, und Sowan stellte sich vor, wie dieses nichtssagende Lächeln auf dem
Gesicht des anderen erschien. »Er hat es herausgefordert.«
Carbá kam näher heran.
»Wir werden ihn zum Schiff tragen müssen«, meinte er. »Du hast gut getroffen, Junge.«
»Ich wollte ihm helfen«, schluchzte Sowan.
»Er hat immer mit der Hilfe und Gutmütigkeit anderer Menschen gerechnet«, erklärte Carbá
trocken. »Das hat ihn schließlich besiegt.«
»Sie glauben nicht an solche Dinge, nicht wahr?« fragte Sowan bitter.
»Es ist gefährlich«, sagte Carbá überzeugt. »Ich kenne nur einen einzigen Mann, der mich nie
im Stich gelassen hat, das bin ich selbst.«
Für einen Moment standen sie schweigend in der Dunkelheit beieinander.
»Ich war hier, um ihm zu helfen, verstehen Sie?« Sowans Stimme war plötzlich ohne Groll. »Für ihn war jemand da, der sein Leben einzusetzen bereit war, aber Sie waren allein,
einsam und verlassen. Für Sie tritt niemand ein, weil Sie sich dagegen wehren.«
Carbá lachte leise. »Ich hätte nie gedacht, daß mir eines Tages ein Junge einen solchen
Vortrag halten wird. Wir wollen deinen Freund jetzt aufheben und zum Schiff bringen.«
»Wenn nicht die Gefahr bestünde, daß ich den Jungen treffe«, sagte in diesem Augenblick Atlan
vom Boden her, »würde ich jetzt auf Sie schießen, Carbá.«
Der Beauftragte stieß einen überraschten Schrei aus und warf sich zur Seite. Sowan hörte, wie
Atlan in die Dunkelheit davonkroch.
»Sie sind kein Feigling!« rief Sowan. »Ich wollte Ihnen sagen, daß es mir leid tut.«
»Verschwinde«, knirschte Carbá irgendwo auf der Straße.
Sowan rannte in den Schutz eines Hauses und preßte sich gegen die Wand. Er bedauerte, daß er
den Knüppel verloren hatte. Ein Feuerstoß zischte an ihm vorüber, aber Carbás Schuß war zu spät
gekommen, denn Atlan war bereits hinter den Häusern verschwunden.
Ein heller Schimmer legte sich über die Stadt. Verwundert blickte Sowan auf. Die Nacht war
vorüber, ein neuer Morgen kündigte sich an.
Sobald es endgültig hell sein würde, gab es für die beiden Männer keine Möglichkeiten zum
Verstecken mehr, und sie würden
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