Silberband 015 - Mechanica
beide nicht mehr aus dieser Stadt hinauskommen«, brachte Carbá mit der
Andeutung eines Lächelns hervor.
»Geh zum Schiff, Sowan!« befahl Atlan.
Der junge Dolanty schüttelte seinen Kopf.
»Ich werde warten«, sagte er tonlos.
Er hockte sich neben ihnen nieder und lauschte auf das Brausen des Windes, der den Sand vor
sich her in die verlassene Stadt trieb.
27.
Das Erwachen geschah so schnell, daß sich Atlans Unterbewußtsein noch an die
unrealen Geschehnisse, die ihm der Helm vorgegaukelt hatte, klammerte und nur mühsam in die wahre
Umgebung zurückfand. Sekundenlang konnte sein Gehirn sich nicht entscheiden, welche Existenzebene
es als real anerkennen sollte. Allmählich jedoch kehrte die Überlegung zurück.
Erleichterung überkam Atlan, denn jetzt wurde ihm klar, daß alles nicht mehr als ein Traum
gewesen war, weder die Kolonie noch Sowan Dolanty hatten jemals wirklich existiert. Das
Psycho-Duell war beendet, und es war noch ungewiß, wer als Sieger daraus hervorgegangen war.
Er hörte, wie Carbá in der anderen Nische den Helm abnahm, und er folgte dem
Beispiel des Rebellen.
»Das Duell hat zu keinem klaren Ergebnis geführt«, ertönte die mechanische Stimme des
Regenten. »Jeder Teilnehmer hat in der Scheinwelt sein Bestes getan, um seine Aufgabe
durchzuführen. Carbá ist dabei direkter vorgegangen als Atlan, der mit anderen zusammenarbeiten
wollte. Daraus lassen sich zwar verschiedene Rückschlüsse auf das Verhalten als Imperator ziehen,
aber eine endgültige Entscheidung wird erst dann fallen, wenn beide Anwärter noch einige Fragen
beantwortet haben.«
»Ich bin bereit«, hörte Atlan seinen Gegner sagen.
»Es ist offensichtlich, daß Carbás Ansprüche zum größten Teil einer Unzufriedenheit mit den
Regierungsgeschäften des amtierenden Imperators entspringen«, stellte die Mammutpositronik fest.
»Welche Argumente hat Carbá anzuführen?«
Carbá lachte spöttisch. »Ich möchte nur verhindern, daß das Große Imperium den Terranern in
die Hände fällt, mit denen Gonozal VIII. ein so ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis
unterhält. Ich habe Beweise, daß der Imperator den Männern des Solaren Imperiums Wissen und Macht
zur Verfügung gestellt hat, die sie früher oder später gegen uns ausnutzen werden.«
»Was sagen Sie dazu, Imperator?« fragte der Regent.
»Ich möchte an mein freundschaftliches Verhältnis mit Perry Rhodan, dem Administrator des
Solaren Imperiums, erinnern«, sagte Atlan mit neuer Hoffnung. Noch hatte das Gehirn nicht
entschieden. »Schon oft hat uns dieser Mann in gefährlichen Situationen geholfen.«
»Aber nur, um Gegenleistungen zu fordern und auch zu erhalten«, klagte Carbá an. »Denken Sie,
Imperator, der Terraner hätte aus Selbstlosigkeit gehandelt? O nein – seine Motive waren
anderer Natur. Ihre Vertrauensseligkeit war in keiner Weise begründet, Gonozal.« Er überlegte
einen kurzen Augenblick und fuhr dann zu sprechen fort: »Regent, ich fordere dich auf, in deinen
Archiven über den Verbleib folgender Personen nachzuforschen: Testol von Amarat, Lischer Amson,
Delent Omaris und Halto Teschner. Diese vier Männer waren als Beauftragte des Großen Imperiums im
Planetensystem Otalka tätig. Ihre Arbeit zeigte Erfolge, und aus Otalka wurden nie Berichte von
Aufständen geschickt.«
Atlan wußte natürlich, was der junge Arkonide beabsichtigte. Er erinnerte sich nur zu gut
daran, was mit diesen vier Offizieren geschehen war.
»Es ist überflüssig, daß der Regent auf seine Wissensspeicher umschaltet«, bemerkte Atlan. »Ich werde ihm sagen, was mit diesen vier Personen passierte.«
»Ihre Offenheit ist bemerkenswert«, rief Carbá spöttisch.
Atlan ignorierte den Einwand. Die Auseinandersetzung war an einem kritischen Punkt angelangt.
Es war sinnlos, den Regenten mit Argumenten überzeugen zu wollen, die er auf Grund seiner total
veralteten Sicherheitsschaltung niemals akzeptieren würde. Atlan sah auch keine Möglichkeit, dem
rein logisch denkenden Gehirn seine Freundschaft mit Rhodan zu erklären oder gar die Mentalität
der Terraner. Gefühle waren in diesem Fall völlig nebensächlich, es galt vielmehr, der
Riesenpositronik in logischer Form zu beweisen, daß die von Atlan ergriffenen Maßnahmen durchaus
richtig waren. Das wäre sehr einfach gewesen, wenn es vorher gelungen wäre, die Schaltung A-1 so
umzuprogrammieren, daß sie entsprechend den jetzigen Gegebenheiten reagieren konnte. In dieser
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