Silberband 016 - Die Posbis
rechten
Halbkugelschale heraus von Brazo Alkher geflogen werden konnte.
Zufrieden schaltete Brazo Alkher alles auf Null herunter, verließ die Kuppel und kehrte wieder
in die Zentrale zurück.
Die Stunden schlichen dahin. Der Ruf eines Robotsaatschiffs strahlte ununterbrochen aus der
ALTA-663. Mechanica, die Welt, die nicht mehr existierte, wurde angerufen, und die Meldung, das
Schiff habe Maschinenschaden, wurde abgesetzt.
Dann, nach mehr als vier Stunden, veränderte die Bordpositronik den Ruf. Obwohl die
Symbolzeichen kaum Spielraum für Steigerungen zuließen, drückte der abgeänderte Ruf nun doch
einen akuten Notruf aus. Um ihn aber als solchen aus diesen Impulsen herauslesen zu können, mußte
man schon mit der positronischen Logik eines Roboters vertraut sein. Und unter der zehnköpfigen
Besatzung war dies nur bei Van Moders, dem Robotiker, der Fall.
Van Moders war mit 22 Jahren das jüngste Mitglied des Teams. Er war vierschrötig und besaß ein
Boxergesicht mit einer stark abgeflachten Nase. Moders war Roboterspezialist. Er hatte mit 19
Jahren bereits sein Studium mit Erfolg abgeschlossen. Seit zwei Jahren stand er im Dienst der
wissenschaftlichen Abteilung des Solaren Imperiums. Van Moders hatte sich wie alle anderen
freiwillig zu diesem Unternehmen gemeldet, um, wie er sagte, die Posbis an Ort und Stelle
studieren zu können. Auf Terra war er gerade dabei gewesen, einige Fragen zur ›hypertoyktischen
Verzahnung‹ der Posbis zu beantworten. Noch bevor er darauf Antworten fand, war er an Bord der
ALTA gegangen. Seitdem versuchte er bei jeder Gelegenheit, Brazo Alkher die ›hypertoyktische
Verzahnung‹ zu erklären, ohne dabei jedoch den geringsten Erfolg zu erzielen. Niemand außer Van
Moders konnte sich darunter etwas vorstellen.
»Wenn die Posbis auch daraufhin nicht kommen«, erklärte er gerade, »dann weiß ich auch keine
Möglichkeit mehr, wie wir sie aus ihrem Versteck locken können. Was wir gerade abstrahlen, ist
das Dringlichste, das ein positronisches Gehirn von sich geben kann.«
Plötzlich schien ihm etwas einzufallen. Er wandte sich an Alkher und sagte: »Erinnern Sie sich
noch, was ich über ›hypertoyktische Verzahnung‹ gesagt habe?«
Alkher nickte gequält.
»Ich kann es Ihnen jetzt erklären, Brazo. Sie werden mich jetzt auch bestimmt verstehen
können. Ich brauche nicht mal mehr an meinen Arbeitsplatz zurück. Große Milchstraße! Die
Verzahnung tangiert weder radial noch medial. Sagen Sie nichts, Alkher. Ich sag's Ihnen: Die
›hypertoyktische Verzahnung‹ ist die Verbindung zwischen Plasma, Positronik und Hyperinpotronik.
Ob sie tangiert oder nicht, ist gleichgültig. Für uns ergibt sich jedoch die Tatsache, daß die
Bioroboter aus jeder Begegnung mit uns lernen. Diese Lernfähigkeit macht die Posbis noch
gefährlicher. Je öfter wir mit ihnen zusammenstoßen, desto mehr durchschauen sie uns und stellen
sich auf unsere Taktik ein. Fragen Sie mich nicht, wie die ›hypertoyktische Verzahnung‹
funktioniert und über welche Kanäle die Impulse zwischen Plasma, Positronik und Hyperinpotronik
laufen. Nach dem, was wir über das Plasma wissen, fehlen diesem alle Voraussetzungen, die
Nervenimpulse zu steuern und zu koordinieren. Für uns steht jedenfalls fest, daß diese
Zusatzschaltung, der wir den Namen Hyperinpotronik gegeben haben, den Posbis schnelles und
logisches Handeln ermöglicht. Wenn ich daran denke, wie rabiat sie mit den Laurins, den
Unsichtbaren, umspringen, dann dürfte dies ein Beweis für meine Behauptung sein.«
Immer interessierter hatte Captain Alkher zugehört, aber eine Dosis Skepsis war bei ihm noch
vorhanden. »Moders, Sie verlangen doch nicht von uns, daß wir Ihren Verdacht als Realität
akzeptieren? Wie wollen Sie eine derart bedeutende Frage so aus dem Handgelenk beantworten
können?«
Van Moders blickte Alkher nachdenklich an. »Sie haben natürlich mit ihren Gegenargumenten
recht, und zwar deshalb, weil Sie mich nicht kennen. Ich sehe im Augenblick die ›hypertoyktische
Verzahnung‹ mit ihren abertausend Schaltungen vor mir. Wichtiges und Unwichtiges liegen dort
nebeneinander. Das Wichtige sofort zu erkennen, ist die Aufgabe eines jeden Fachmannes, ganz
gleich, welchen Beruf er ausübt. Captain Alkher, haben Sie die Bedeutung meiner Behauptung
erkannt?«
»Natürlich«, erwiderte Brazo. »Aber ich wehre mich instinktiv, diese Ungeheuerlichkeit zu
glauben. Sie müssen sich irren, Moders. Was Sie als
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