Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
wandte sich in Richtung des Stützpunkts.
In einer Entfernung von mindestens fünfhundert Metern setzte das Schiff der Laurins zur Landung an. Es war tropfenförmig, wobei das dickere Ende des Tropfens ohne Zweifel den Bug bildete. Das Schiff war nicht besonders groß, und es war deutlich sichtbar. Die Laurins hatten die Tarnfelder nicht aktiviert.
»Es scheint in der Schlucht hinter dem Eingang zu den Gleitrampen zu landen«, vermutete Van Moders.
»Die Entfernung täuscht«, gab Rhodan zurück. »Es befindet sich zur Zeit mindestens einen halben Kilometer hinter den Eingängen. Meiner Schätzung nach wird es am Rand der Schlucht niedergehen. Dann wird es von hier aus nicht zu sehen sein.«
»Glauben Sie, daß noch weitere Raumschiffe in der Schlucht liegen?« fragte Marshall.
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Rhodan. »Die Laurins werden einen Landeplatz an einer sicheren Stelle ausgebaut haben, wo sie nicht befürchten müssen, daß der Boden bei einer Landung nachgibt wie hier.«
Van Moders starrte versonnen zu dem fremdartigen Schiff, das langsam tiefer glitt. »Es müßte uns möglich sein, eines ihrer Schiffe zu kapern, damit wir flüchten können.«
»Vergeuden Sie Ihre Gedankenkraft nicht mit Hirngespinsten«, empfahl ihm Rhodan. »Erstens haben wir keine Waffen, um an das Schiff heranzukommen, zweitens hätten wir Schwierigkeiten, es zu steuern.«
Verärgert stellte Rhodan fest, daß Van Moders' tollkühner Vorschlag in seinen Gedanken haften blieb. Wahrscheinlich war es so, daß in ihrer verzweifelten Lage jede noch so unrealistische Idee durchführbar erschien. Rhodan sah das Schiff hinter den Bergen verschwinden, seine Gedanken blieben jedoch bei dem Raumfahrzeug. Vielleicht gab es einen anderen Weg, auf dem sie sich das Schiff zunutze machen konnten.
»Iwan!« rief Rhodan den Doppelkopfmutanten zu sich. »Können Sie das Schiff auf mentalem Weg erfassen?«
Der über zwei Meter große Mutant reckte sich, als sei er so in der Lage, über die fernen Berge hinwegzusehen.
»Es bestehen keine Schwierigkeiten für mich«, erklärte einer der Köpfe mit schwerer Stimme.
Rhodan biß sich auf seine Unterlippe. Vor kurzer Zeit war ihm der Gedanke gekommen, durch eine große Explosion die Aufmerksamkeit eines Wachschiffs auf sich zu lenken. Nun glaubte er, eine Möglichkeit gefunden zu haben.
Er wandte sich an Marshall. »Was ist mit der Besatzung des Laurinraumers?«
»Sie hat das Schiff bereits verlassen«, erwiderte der Telepath.
Das gab den Ausschlag.
»Versuchen Sie, das Schiff zu sprengen, Iwan!« befahl Rhodan. »Bringen Sie sämtliche Kohlenstoffatome zum Kernzerfall.«
Goratschins rechter Kopf sagte: »Die halbe Schlucht wird dabei einstürzen. Hoffentlich bricht der Stützpunkt dadurch nicht ein.«
Atlan erkundigte sich: »Was hast du vor, Perry?«
Rhodan klopfte auf sein Armbandfunkgerät. »Das hier reicht nicht weit genug, um eins unserer Schiffe zu erreichen. Vielleicht genügt eine heftige Explosion.«
Da wurde der Boden über der Fabrik in einer einzigen Stichflamme nach oben geworfen. Eine Wand aus hochgewirbelten Steinen, mitgerissener Erde und anderer Materie hing für Sekunden über dem Land. Der Boden vibrierte, und überall rutschten Steine und Felsmassen in sich zusammen.
Rhodan blickte Goratschin an, dessen beide Köpfe schweigend nickten.
Das Schiff der Laurins existierte nicht mehr.
»Der Stützpunkt ist nicht zusammengefallen«, erkannte Atlan erleichtert.
Tschubai und Gucky materialisierten neben ihnen. Der Mausbiber warf einen Blick zu der Explosionsstelle.
»Ras und ich dachten schon, daß Van Moders mit seinen übergroßen Schuhen über der Fabrik herumtrampeln würde«, erklärte er mit unschuldiger Miene.
»Sehr witzig«, sagte der Robotiker mürrisch.
»Es wird nicht lange dauern, dann greifen sie uns wieder an«, prophezeite Ras Tschubai. »Kurz vor der Explosion hatten sie herausgefunden, daß wir sie dort unten zum Narren hielten. Sie kümmerten sich einfach nicht mehr um uns. An den Gedankenimpulsen merkte Gucky, daß sie an die Oberfläche zurückkehrten.«
»Die Zerstörung ihres Schiffes wird sie nicht friedlicher stimmen«, sagte Rhodan.
Wie schon so oft in solcher Lage, versuchte er, sich in die Lage des gegnerischen Anführers zu versetzen. Er fragte sich, was er in einem solchen Fall getan hätte. Wenn es auf dieser Welt noch weitere Raumschiffe gab, lag die Antwort nahe. Die Schiffe würden aufsteigen, um Jagd auf die Terraner zu machen,
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