Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
mit dem Geist etwas erreichen will.«
Rhodan gab keine Antwort. Er fragte Claudrin: »Etwas Neues, Kommodore?«
»Alle vier Fragmenter folgen uns, wobei die Kursabweichung des einen minimal bestehen bleibt. Wurde geringfügig korrigiert. Kein Angriff bisher. Geschwindigkeit null Komma neunneun Licht.« Er zögerte. »Haben Sie Anordnungen?«
»Keine neuen. Weiterflug wie bisher. Abstand halten. Das ist alles.«
Nun konnte man nur warten.
Rhodan sah wieder hinab in Ellerts Gesicht. Es war ein totes Gesicht, aber Ellert lebte.
Rhodan hätte jetzt viel darum gegeben, zu wissen, was Ellert fühlte, dachte und erlebte.
Es war so wie immer.
Ernst Ellert sah Rhodan, Kule-Tats und alles andere vor seinen Augen verschwimmen. Dann löste er sich von seinem Körper und schwebte nach oben. Ohne jede Schwierigkeit durchdrang er die festen Metallwände des Schiffes und hing dann im freien Raum. Die THEODERICH war eine Riesenkugel, und er hatte die gleiche Geschwindigkeit wie sie. Weit hinten schimmerten vier schwache Lichtpunkte. Die Verfolger.
Er konzentrierte sich auf sie – und war bei ihnen.
Hätte er sich auf Andromeda konzentriert, er wäre genauso schnell in der fremden, unbekannten Milchstraße gewesen.
Der vorderste Fragmenter schien ihm für seine Zwecke am geeignetsten. Mühelos drang er in das Innere des riesigen Schiffes ein, schwebte unsichtbar und körperlos durch die langen Gänge, begegnete ahnungslosen Robotern, die ihrer Beschäftigung nachgingen, und erreichte endlich die Steuerzentrale.
Undeutlich nur fing er die von den Plasmagehirnen ausgehende Wellenstrahlung auf. Es waren schwache, verwirrende Impulse, die auf ihn eindrangen. Der Kommandant der Posbis schien ihn zu spüren.
Ellert handelte blitzschnell, um das Moment der Überraschung für sich auszunützen.
Das Zentralgehirn bestand aus sechs einzelnen, aber miteinander verbundenen Plasmagehirnblöcken. Sie lagen unter einer schützenden Metallschicht von zehn Zentimetern Dicke. Das war für Ellert kein bedeutsames Hindernis.
Schwieriger war es, in das Gehirn selbst einzudringen. Er stieß auf unerwarteten Widerstand. Der Posbi-Kommandant wehrte sich. Ellert wußte, daß er diesen Widerstand mit der Zeit überwinden konnte, aber er ahnte nicht, wie lange er sich halten würde. Es war sehr gut möglich, daß er bereits nach Sekunden oder Minuten aus dem Posbi ›hinausgeworfen‹ wurde.
Nach einer kurzen Fühlungnahme zog er sich zurück und kehrte noch einmal zur THEODERICH zurück, um Rhodan zu unterrichten. Dann griff er mit aller Macht an.
Seine geballte Konzentration schleuderte die Impulse des Plasmagehirns zurück. Es gelang ihm auf Anhieb, den Kommandanten außer Gefecht zu setzen, aber damit war die Gefahr nicht endgültig beseitigt. Anders als bei seinen sonstigen Übernahmen verhielt sich das gegnerische Gehirn nicht passiv, sondern versuchte mit Gewalt, seinen angestammten Platz zurückzuerobern.
Im Plasmagehirn selbst entstand ein Kampf.
So kam es, daß Ellert nur die Hälfte seines vergeistigten Ichs seiner eigentlichen Aufgabe widmen konnte, während der Rest damit beschäftigt war, den Robotkommandanten niederzuhalten.
Er begann, ein Posbi zu werden.
Seine Befehle wurden von den Relaisstationen gehorsam weitergeleitet, und der Fragmenter änderte behutsam seinen Kurs, wich von der geraden Verfolgungslinie ab. Aber es dauerte noch weitere zehn Minuten, ehe Ellert das widerstrebende Plasmagehirn so weit niedergerungen hatte, daß es vorerst seinen Kampf gegen die Bevormundung aufgab.
Mehr als eine Stunde wendete Ellert dafür auf, das Schiff und die darin befindlichen Roboter kennenzulernen. Er ließ einen Teil seines Bewußtseins im Plasmakommandanten zurück und erforschte das Wesen der Posbis.
Er vermochte nur Oberflächliches zu erfahren, aber es war so ungeheuerlich und seltsam, daß er seine ursprüngliche Aufgabe fast vergessen hätte. Die Posbis waren ohne Erinnerung. Sie reichte nur bis zu dem Augenblick ihrer Entstehung zurück, aber was davor war, wußten sie nicht. Sie kannten nur ihre Arbeit, die Befehle ihres Kommandantengehirns und die Pflicht, sich in aussichtsloser Lage selbst zu vernichten.
Als Ellert in das Zentralgehirn zurückkehrte, erkannte er auch, warum die Beherrschung des Plasmas so schwierig war. Bei allen anderen Gehirnen bildeten die daran beteiligten Zellen eine kompakte Einheit. Eine war auf die andere angewiesen und wäre für sich allein sofort abgestorben.
Bei dem Plasmagehirn war
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