Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
das völlig anders.
Ellert wußte zwar von Rhodan, daß sich das Plasma aus unzähligen autarken Zellen zusammensetzte, die für sich allein existenzfähig waren, er hätte es aber nie für möglich gehalten, daß er zur Beherrschung des Plasmas jede einzelne Zelle bezwingen mußte. Ellerts Bewußtsein mußte sich millionenfach spalten, um Herr über das Plasma zu bleiben. Es war eine Anstrengung, die er nicht lange durchhalten konnte.
Und noch etwas konnte Ellert feststellen: Es war ihm nicht möglich herauszufinden, ob das Plasma über emotionales Fühlen hinaus zu echten Denkprozessen fähig war. Lag es daran, daß die von Van Moders und Kule-Tats erwähnte Konzentration noch nicht erreicht war, oder besaß das Plasma besondere Fähigkeiten, seinen Gedankeninhalt so abzuschirmen, daß selbst Ellert nicht durchdringen konnte? Er beschloß, dieser Frage nicht weiter nachzugehen, sondern sich auf seine primäre Aufgabe zu konzentrieren.
Sein erster entscheidender Befehl erging an die Steuerautomaten. »Transition in Richtung Galaxis vorbereiten!«
Die angesprochenen Kontrollorgane begannen zu arbeiten. Der Transitionspunkt wurde errechnet, an die Zentrale zurückgegeben und um Koordination und Zeitpunkt der Transition gebeten. Auch die Größenordnung wollte man wissen.
Ellert entsann sich der Befehle Rhodans. Irgendwo im Sternhaufen M-13, hatte der Freund gesagt. Man würde ihn schon finden. Peilzeichen?
»Transition ohne eingeschalteten Relativschirm in Unterbrechungen bis ins Innere der vor uns liegenden Milchstraße«, lautete seine Anordnung. »Entfernung knapp hunderttausend Lichtjahre.«
Die Zeit- und Entfernungsangaben erfolgten natürlich in den Symbolen der Posbis.
Eine Bestätigung erfolgte Sekunden später.
Ellert überzeugte sich davon, daß er Herr der Lage war. Das Plasmagehirn wehrte sich nicht mehr. Seine Anordnungen wurden prompt ausgeführt. Er war zum Kommandanten geworden.
Er ließ die Bildschirme einschalten und fand in der Vergrößerung zuerst die drei anderen Fragmenter und dann die THEODERICH. In fast drei Lichtminuten Entfernung raste der Kugelraumer auf die Milchstraße zu. Unbeirrt folgten ihm die Posbis, für deren Transformstrahler die Entfernung zu groß war.
Ein Impuls kam von den Kontrollgehirnen: »Transition Nummer eins in zehn Sekunden.«
Ellert versuchte ein letztes Mal, zumindest mit Gucky eine kurze Verbindung herzustellen, aber es mißlang. In wenigen Sekunden würde der Fragmenter von den Bildschirmen der THEODERICH verschwinden. Rhodan würde wissen, daß er, Ellert, den Robotkommandanten übernommen hatte. Ellert hoffte, daß die Terraner die Transitionen des Fragmentraumers orten würden.
Und dann war nur noch das Nichts.
Als der Fragmenter wieder materialisierte, war die Milchstraße ein gutes Stück näher gerückt und größer geworden.
Die zweite Transition erfolgte bereits fünf Minuten später.
Rhodan schrak zusammen, als Jefe Claudrin die längst erwartete Meldung durchgab. Eigentlich merkwürdig, dachte er flüchtig, daß man über etwas erschrecken konnte, mit dem man doch rechnete.
»Der vordere Fragmenter hat sehr stark beschleunigt und ist in Transition gegangen. Er sprang ohne Relativschirm. Die Strukturerschütterung konnte einwandfrei geortet werden.«
Es war sinnlos, weiter vor den drei restlichen Fragmentern herzufliegen. Der Zweck der ersten Stufe des Unternehmens war erreicht. Es war gelungen, durch Ellert die Steuergehirne eines Posbi-Fragmenters zu übernehmen. Vielleicht nicht vollständig, aber immerhin doch so, daß der Posbi die Verfolgung der THEODERICH aufgegeben hatte.
Rhodan befahl: »Kurs Arkon. Höchste Beschleunigung. Befehl an die zwischen Frago und der Galaxis postierten Arkonschiffe, jeden Zwischenaufenthalt des Fragmentraumers unverzüglich der THEODERICH zu melden, sobald wir aus dem Linearraum dringen und Erkennungszeichen senden.«
Claudrin bestätigte und gab seine Anweisungen. Sekunden später blieben die drei Fragmentraumer zurück und verschwanden in den Tiefen des Leerraums. Der Rückflug des terranischen Flaggschiffs in die Galaxis hatte begonnen. Falls nichts Unvorhergesehenes geschah, würde man irgendwo in M-13 auf das von Ellert kontrollierte Posbischiff stoßen.
Gleichzeitig begannen auch die Ortungsgeräte der innerhalb von M-13 postierten Schiffe zu arbeiten, um den Fragmentraumer zu finden. Niemand wußte, ob es Ellert gelingen würde, den Relativschirm desaktiviert zu halten oder Peilzeichen zu
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