Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
erreichen, aber du wirst uns dabei helfen. Niemand wird von dir verlangen, daß du Pläne aus dem Geisterreich mitbringst.«
Das war ein milder Verweis. Ellert schwieg.
»Ich muß noch erwähnen, daß Atlan anderer Meinung ist. Er hält es für wichtiger, zuerst nach der unbekannten Zentralstation der Posbis zu suchen, mit der wir Verbindung hatten. Atlan hat recht, wenn er die Auffassung vertritt, daß diese Zentralstation gefunden werden muß. Aber wo sollen wir suchen? Alle unsere bisherigen Bemühungen blieben erfolglos. Deshalb ist es notwendig, daß wir alles daransetzen, gegen weitere Angriffe der Posbis gewappnet zu sein. Dazu brauchen wir aber eine geeignete Abwehrwaffe. Deshalb dieser Einsatz. Atlan hat sich dieser Argumentation angeschlossen und uns Einheiten seiner Flotte zur Verfügung gestellt. Wir stehen ständig mit ihnen in Verbindung und erhalten Unterstützung, sobald wir sie anfordern. Die THEODERICH aber bleibt Zentrale des Unternehmens. Schon deswegen, weil Ellert an Bord ist.«
Ernst Ellert sah auf. »Welche Rolle werde ich spielen?«
Rhodan durchmaß mit wenigen Schritten die Zentrale und blieb vor dem Parapoler stehen. Er legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Es hört sich einfach an, Ernst, aber es ist wohl das Schwierigste, was ich jemals von einem Menschen verlangte. Du sollst die Steuergehirne eines Posbi-Fragmenters übernehmen und uns dann die Erlaubnis erteilen, einen oder zwei Transformstrahler auszubauen.«
Atemlose Stille herrschte in der Zentrale.
Nun war es heraus, und jeder wußte, wie Rhodans Plan aussah. Es war den Terranern schon einmal gelungen, ein abgestürztes Schiff der Roboter zu kapern und zu untersuchen, aber noch niemals war dabei ein Transformgeschütz heil geblieben. Geheimnisvolle Schaltungen hatten bewirkt, daß diese Waffen und andere wichtige Einrichtungen sich selbst zerstörten, bevor Fremde das Schiff betraten.
Ellerts Einsatz erhielt plötzlich seinen Sinn.
Nur er, der das Bewußtsein anderer Lebewesen übernehmen und ihnen Befehle erteilen konnte, war in der Lage, eine solche Selbstvernichtung zu verhindern.
Er mußte selbst zu einem Posbi werden.
»Wir wissen nicht, ob uns das Wagnis gelingt, aber wir müssen es versuchen«, brach Rhodan erneut das Schweigen. »Ellert wird sofort zurückkehren, wenn er auf Schwierigkeiten stößt. Sein Leben darf nicht gefährdet werden. Die THEODERICH wird sich niemals zu weit von dem entsprechenden Fragmenter entfernen, um diese Rückkehr in Frage zu stellen.«
»Die Entfernung spielt keine Rolle«, erklärte Ellert ruhig.
Rhodan machte eine Einschränkung. »Es gibt Situationen, wo sie es doch tun mag, Ernst Ellert. Du hast verstanden: Bei der geringsten Schwierigkeit kehrst du zurück.«
Ellert gab keine Antwort.
Bully fragte: »Und wo werden wir Fragmenter finden? Sie tauchen überall dort auf, wo man sie nicht gebrauchen kann, aber wenn wir einen suchen …«
»Wir fliegen dorthin, wo immer welche sind«, versicherte Rhodan. »Nach Frago.«
Frago!
Damit war auch der letzte Punkt klar.
Die THEODERICH schickte sich an, direkt in die Hölle zu fliegen.
11.
Der Planet Frago stand zweiundneunzigtausend Lichtjahre vom Kugelsternhaufen M-13 entfernt, also mitten im interkosmischen Raum zwischen den Milchstraßen. Sein Durchmesser betrug etwa fünfzehntausend Kilometer, und er war somit größer als die Erde. Da Frago keine Sonne besaß und auch sonst von den Posbis, deren Sehmechanismus auf infraroter Basis beruhte, nicht beleuchtet wurde, stand er als Dunkelplanet in der Finsternis des leeren Raumes.
Frago war eine Industriewelt der Roboter. Seine Oberfläche glich den Auswüchsen der Fragmentschiffe und war von einem Gewirr bizarrer Formen angefüllt, deren Zweck zum größten Teil unbekannt geblieben war.
Frago wurde von einer ganzen Flotte der gefährlichen Fragmentschiffe bewacht, ungefügen Gebilden von nahezu zwei Kilometern Durchmesser.
»Na, dann gute Nacht«, ächzte Bully.
»Hast du Angst, Dicker?« fragte Gucky.
»Wir haben alle Angst«, sagte Rhodan. »Und du auch, Gucky. Nur ein unverschämter Prahler könnte behaupten, keine Angst zu haben. Wir werden bestrebt sein, einen der Fragmenter aus dem Verband zu locken, dann wird Ellert versuchen, das Gehirn des Kommandanten zu übernehmen oder am besten gleich das Steuergehirn.«
»Und was geschieht, wenn der Fragmentraumer seinen Relativschirm nicht abschaltet?« fragte Bull.
»Das ist sogar zu erwarten. Ich bin aber sicher, daß
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