Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
Gleitrampen Druckkammern angebracht hatte. So war es möglich gewesen, Sauerstoff in die unterirdischen Hallen zu lassen. Die Wissenschaftler hatten nicht länger unter den unbequemen Schutzanzügen zu leiden, die Arbeit ging schneller voran.
Loden griff mit beiden Händen nach einer Welle, um sich an ihr ein Stück weiter unter die Maschine zu ziehen. Vorsichtig zog er das Tastgerät aus seiner Montagetasche. Er heftete es an die Unterkante der Maschine. Der Anzeiger schnellte auf eine Materialstärke von zwei Zentimetern. Dahinter, das wußte Loden von früheren Untersuchungen, befand sich ein Hohlraum. Die Hoffnung Dr. Riesenhafts, in einem dieser Hohlräume auf noch nicht bekanntes Forschungsmaterial zu stoßen, hatte sich bisher nicht erfüllt. Loden drückte das Tastgerät ein Stück weiter. Es gab keine Veränderungen, bis Loden den gesamten Hohlraum abgesucht hatte. Er löste den kleinen Apparat von dem kalten Metall und schob ihn in die Tasche zurück.
Im selben Augenblick fühlte er sich an seinem Fuß gezogen, und eine dumpfe Stimme sagte:
»Kommen Sie, Emmet.«
Lodens aufsteigender Zorn dämpfte sich rasch, als er mit seinem Schädel gegen die Welle stieß, zurückfuhr und mit ungelenken Bewegungen unter der Maschine auftauchte. Er hielt mit beiden Händen seine Stirn und kam nur langsam auf die Beine.
Ron Shawlee, der ihn die ganze Zeit über interessiert beobachtet hatte, meinte mitfühlend: »Sie haben sich verletzt, Emmet.«
»Mhm«, machte Loden. Er betastete die sich rasch bildende Beule, warf Shawlee einen wütenden Blick zu und sagte endlich: »Was ist los, Ron?«
»Der Kleine will uns sprechen«, gab Shawlee bekannt.
Loden schaute sich schnell nach allen Seiten um, denn er wußte genau, was mit Shawlee passieren würde, wenn Dr. Riesenhaft hörte, daß man ihn mit ›der Kleine‹ bezeichnete. Mit schwachem Seufzen setzten sich die beiden Männer in Bewegung. Loden sah sich in Gedanken bereits mit neuer Arbeit überhäuft.
Dr. Riesenhaft befand sich in seinem kleinen Büro. Albright und Jens Bergmann waren bereits eingetroffen, als Loden zusammen mit Shawlee den Raum betrat.
Dr. Johann Riesenhaft hockte hinter seinem Tisch und machte ganz den Eindruck, als könnte er nur mit Anstrengung darüber hinwegblicken. Der Kybernetiker war nicht größer als 1,50 Meter. Er hatte eine Glatze, dafür jedoch einen prächtigen Spitzbart, für dessen Pflege er fast seine gesamte Freizeit opferte. Seine faltige Haut sah aus wie gegerbtes Leder. Für das Aussehen des Wissenschaftlers gab es nur eine einzige Bezeichnung – er war häßlich.
Seine farblos wirkenden Augen funkelten Loden und Shawlee über den Tisch hinweg an.
»Wo bleiben Sie nur, Shawlee?« erkundigte er sich giftig. »Sie wissen doch, daß ich keine Verzögerungen dulde.«
Loden grinste zufrieden. Er kam wieder einmal ungeschoren davon.
Shawlee sagte geduldig: »Ich mußte zuerst Loden benachrichtigen, Doc.«
»Na«, knurrte Riesenhaft mit einem gönnerhaften Seitenblick auf Loden, »immerhin scheint wenigstens ein Mann meiner Gruppe sich intensiv mit der Arbeit zu beschäftigen.«
Loden errötete über das unverdiente Lob, während Bergmann und Albright spöttisch ihre Gesichter verzogen.
Riesenhaft breitete seine Hände auf dem Tisch aus. Dabei stieß er alle Papiere, die er vorher sorgfältig sortiert hatte, von sich weg.
»Sie kennen alle den Forschungsleiter, Dr. Bryant. Er ist von Rhodan als Chef für dieses Projekt eingesetzt worden«, begann er mit erhobener Stimme. Man konnte Dr. Riesenhaft ansehen, daß er es für richtiger gehalten hätte, wenn der Administrator ihn als Forschungsleiter eingesetzt hätte. »Vor wenigen Stunden habe ich eine Nachricht von Rhodan erhalten«, fuhr Dr. Riesenhaft fort. »Er teilte mir mit, daß es mit Ellerts Hilfe gelungen ist, zwei Transformstrahler von den Posbis zu erbeuten. Im Augenblick ist man auf Terra damit beschäftigt, diese Waffe genauestens zu untersuchen, um sie nachbauen zu können.« Riesenhaft machte eine kurze Pause und musterte die Anwesenden, in deren Gesichtern deutlich die Überraschung abzulesen war. Bevor noch jemand dazu kam, zu dieser Eröffnung Stellung zu beziehen, fuhr er fort: »Rhodan hat uns nochmals dringend nahegelegt, Hinweise zu suchen, die die Geheimnisse der Laurins enträtseln können. Wir alle wissen, daß die derzeitige Situation innerhalb der Galaxis mehr oder weniger friedlich ist. Die Posbis halten Ruhe. Aber es könnte die Ruhe vor dem Sturm
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