Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
gemacht.
Leider war der Sigakreuzer LUVINNO so winzig, daß ich noch nicht einmal meine Hand durch die
sogenannten ›Materialschleusen‹ strecken konnte, ohne die Nußschale zu zertrümmern.
Also war es mir und den vier aus der Gefangenschaft befreiten Terranern auch nicht möglich
gewesen, den von Koko erbeuteten Katalysestoff zu untersuchen.
Lemy behauptete zwar, er hätte die zwanzig Kubikzentimeter persönlich aus dem Besprühungslabor
beschafft, aber das stimmte nicht. Koko hatte den Behälter befördert, nachdem man den Kurzen
beinahe in einen Käfig gesperrt hätte.
Ich hatte Tränen gelacht. Es war die einzige Erheiterung gewesen, die man mir während der drei
Monate geboten hatte. Natürlich war Lemy, mein ehrwürdiger ›Vorgesetzter‹, bitterböse geworden
und hatte etwas von seinen Menschenrechten und seiner Menschenwürde gemurmelt.
Nun stellte er Thesen über Thesen auf, obwohl jedermann aus dem Stützpunkt wußte, daß wir
weiter nichts erreicht hatten, als die Bearbeitungsmethode zu beobachten. Die winzige Probe war
für die terranischen Wissenschaftler unzureichend. Es mußte mehr von der blauen Flüssigkeit
hergebracht werden.
Der Rest, den die siganesische Schiffsbesatzung nach den ergebnislosen Versuchen übriggelassen
hatte, schwamm in einer Kunststoffschale.
Ich saß in einer Ecke des chemischen Labors und aß. Damit verband ich zwei wichtige
Tätigkeiten; denn einmal wollte ich endlich meinen Magen befriedigen, und andererseits mußte ich
hören, was gesprochen und beschlossen wurde.
»Wir werden uns erst einmal mit dem Material beschäftigen, Sir«, entschied der dürre
Professor. »Dann sehen wir weiter. Wenn Sie schnellstens noch etwas besorgen könnten, wären wir
Ihnen dankbar. Mit den restlichen Tropfen werden wir nicht weit kommen.«
»Restlichen Tropfen?« staunte der Kurze, der wieder einmal alles von seiner Mikrowarte aus
beurteilte. Ich lachte hämisch.
»Wieviel brauchen Sie, Professor?« fragte ich kauend. Der Mann zuckte zusammen. Schüchtern sah
er mich an.
»Könnten Sie bitte etwas leiser sprechen, Herr Oberleutnant?«
»Aber sicher«, flüsterte ich. »Ich werde Ihnen zwanzig Liter verschaffen. Reicht das für eine
ausgedehnte Analyse?«
»Vollauf«, warf Jerry Redgers ein. Er musterte mich respektvoll. Das gefiel mir schon besser.
Außerdem stieg meine Stimmung mit jedem Bissen. Wissen Sie – wenn ein Mann von meiner Art
Hunger hat, ist mit ihm nichts anzufangen.
Danger drehte sich um und stützte großspurig die Hände in die Seiten.
»Darf man fragen, wie der Herr Spezialist in den ›Block der fünften Wachsamkeit‹ hineinkommen
will?« erkundigte er sich spitz. »Ich sehe mich leider außerstande, einen Kanister mit zwanzig
Litern Inhalt zu befördern.«
Ich begann gemütlich mit der Brusthälfte eines Schweinchens. Der Koch war verschwunden.
Wahrscheinlich wollte er schnell neuen Reis bringen, ehe das Fleisch aufgegessen war.
»Ich habe mir deine Filmaufnahmen angesehen. Außerdem habe ich sämtliche Meßergebnisse
überprüft. Entgegen unserer ursprünglichen Annahme bin ich jetzt davon überzeugt, daß man sich
mit einem gut abgeschirmten Einsatzanzug hinauswagen kann, ohne sofort geortet zu werden. Ich
kann durch einen Lüftungsschacht eindringen. Du hast weiter nichts zu tun, als vorher die
Ansaugturbine so zu beschädigen, daß sie für eine Viertelstunde unbrauchbar wird. Die Schächte
sind auch für mich groß genug. Mit den energetischen Entgiftungs- und Staubbindungsgittern werde
ich allein fertig.«
»Unmöglich!« behauptete der Kurze. »Man wird deinen Leistungsreaktor anpeilen. Wenn du durch
einen Schacht gleiten willst, mußt du außerdem einen Antigravprojektor tragen. Die Eigenstrahlung
dieses Gerätes wird unter allen Umständen wahrgenommen.«
Ich sah mich nach Isata um. Er war Fachingenieur für Ultramaschinen.
»Sagten Sie nicht, Sie hätten die neuesten Entwicklungen des Imperiums an Bord? Was taugen die
verbesserten Abschirmfelder? Sind sie gut?«
»Sie sind gut«, bestätigte Isata. »Wenn Sie nicht näher als auf zehn Meter an eine
Ortungsstation herankommen, können Sie nicht angemessen werden. Die Hyperimpulse eines Antigravs
werden vom Primärgitter in vierdimensionale Energieeinheiten umgewandelt und in dieser Form im
Sekundärschirm absorbiert. Das war die Lösung für eine tadellose Antiortung. Die
aufgenommene Wandelenergie wird in einem Banklader gespeichert.«
»Und wenn er
Weitere Kostenlose Bücher