Silberband 021 - Strasse nach Andromeda
Rahmen des Geländers. Seine warmen Finger hatten ihren Abdruck
hinterlassen.
»Außentemperatur minus sieben Grad«, sagte Hefrich tonlos. »Augenblickliche
Innentemperatur plus neun Grad.«
»In der Zentrale ist es noch etwas wärmer«, gab Rhodan bekannt. Er sprach mit dem Leitenden
Ingenieur über Interkom. »Trotzdem wird es Zeit, daß wir uns auf noch tiefere Temperaturen
vorbereiten.« Er schaltete um, so daß ihn die gesamte Besatzung hören konnte.
»Hier spricht Rhodan«, sagte er. »Es sieht so aus, als würden wir von noch weiter zunehmender
Kälte bedroht. Wie Major Hefrich mitteilt, herrscht außerhalb des Schiffes zur Zeit bereits eine
Temperatur von einigen Grad unter dem Gefrierpunkt. Wir wissen nicht, wie lange das Absinken der
Temperatur noch anhalten wird, aber wir müssen uns auf alles vorbereiten. Jedes
Besatzungsmitglied hat sich sofort um ausreichende Kleidung zu kümmern. Die Heiz- und
Klimaanlagen sind außer Funktion. Es ist auch sinnlos, die Raumanzüge anzulegen, denn die
Heizungen der Anzüge werden ebenfalls keine Wärme liefern, da ihre Energieversorgung ebenfalls
auf nuklearer Basis arbeitet. Heißer Tee ist im Augenblick alles, was wir bieten können. Weitere
Befehle folgen.«
Rhodan schickte zwei Männer aus der Zentrale zu Hauptzahlmeister Major Bernard. Sie sollten
für die Mannschaft im Kommandoraum wärmere Kleidung beschaffen.
Noch konnte niemand sagen, wie sich die Lage der Raumfahrer entwickeln würde. Sie hatten
praktisch keine Möglichkeit, die Gurus anzugreifen. Alle Waffen waren ausgefallen, weder die
CREST II noch ihre Beiboote konnten starten. Die Gurus verbargen sich hinter unbesteigbaren
Festungswällen und warteten darauf, daß die Eskies sich vollständig zurückzogen.
Rhodan hatte längst begriffen, daß die Fähigkeit der Gurus die große Gefahr der Grün-Etage
bildete. Er rechnete damit, daß es noch weitaus kälter wurde. Die Psi-Ausstrahlungen der Gurus
waren vor allem deshalb so gefährlich, weil sie in einer berechneten Reihenfolge eingesetzt
wurden. Wäre die Kältewelle vor dem Ausfall der Atommaschinen gekommen, hätten die Raumschiffe
fliehen können. Jetzt waren die Besatzungen dem paranormalen Angriff ausgeliefert.
Wer immer die Meister der Insel waren, sie hatten einen Ring tödlicher Fallen geschaffen. Jede
einzelne Station konnte einen Eindringling vernichten. Rhodan hielt es schon fast für ein Wunder,
daß sie dem Twin-System entronnen waren. Die Hohlwelt, in der sie jetzt gefangen waren, schien
sich aber als noch gefährlicher zu erweisen.
Rhodan blickte zu seiner Frau hinüber. Er machte sich Sorgen um sie. Er sagte es ihr nicht,
denn sie hätte ihn sofort daran erinnert, daß er sie während eines Einsatzes als gleichwertiges
Mitglied der Besatzung betrachten sollte.
»Wenn es noch kälter wird, kann uns warme Kleidung nicht mehr retten«, drang Atlans Stimme in
seine Gedanken.
»Das stimmt«, gab Rhodan zu. »Sobald die Temperatur bis auf minus dreißig Grad fallen sollte,
verlassen wir die CREST und versuchen, ein wärmeres Gebiet zu erreichen.«
»Zu Fuß wird das kein Vergnügen sein«, meinte der Arkonide. »Wenn wir meilenweit marschieren
müssen, wird es bei vielen Männern zu Erfrierungen kommen. Icho Tolot ist der einzige, der große
Strecken unter extremen Temperaturen unbeschadet zurücklegen kann. Auch Melbar Kasom und die
anderen Umweltangepaßten könnten es schaffen. Wie sieht es jedoch mit den anderen aus, die nur
über durchschnittliche Kräfte verfügen?«
Sergeant Löquart stolperte in die Zentrale der C-11 und sank seufzend in einen
Sessel. Sein Gesicht zeigte deutliche Spuren der im Freien herrschenden Kälte. Er war von
Korporal Dymik abgelöst worden.
»Dreiundzwanzig Grad unter Null«, schimpfte er. »Dagegen kommen mir die elf Grad Kälte in
diesem Raum direkt angenehm vor.« Er wandte sich an den reglos vor den Hauptkontrollen stehenden
Redhorse. »Ist es nötig, daß wir Wachen aufstellen, Captain?«
»Ja«, sagte der Kommandant der Korvette. »Ich hoffe, daß bald jemand von der CREST hier
eintreffen wird. Aber das ist nicht der einzige Grund. Es ist möglich, daß einige Eskies, die vor
der Kälte fliehen, die C-Elf angreifen.«
»Sie dürfen Dymik nicht lange vor der Schleuse lassen«, sagte Löquart. »Er friert sonst
ein.«
Inzwischen hatte Redhorse angeordnet, daß die Arbeiten an den Anlagen in den Maschinenräumen
fortgesetzt wurden. Die Männer sollten
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