Silberband 021 - Strasse nach Andromeda
sich durch Bewegung warm halten. Außerdem war es nicht
gut, wenn sie zuviel Zeit hatten, über ihre Probleme nachzudenken.
»Wir werden Dymik auftauen«, versicherte Redhorse.
Löquart zog Handschuhe und Überjacke aus und begann wie ein gefangenes Tier in der Zentrale
auf und ab zu gehen. Lassiter saß zusammengekauert im Pilotensitz und versuchte seine Hände
dadurch zu erwärmen, daß er sie ununterbrochen anhauchte.
Die Ungewißheit, was die kommenden Stunden bringen würden, beschäftigte Redhorse mehr als die
augenblickliche Abkühlung. Er hätte gern irgend etwas unternommen. Wenn es nicht zu gefährlich
erschienen wäre, hätte er zwei weitere Männer zur CREST II geschickt, um zu erfahren, wann Rhodan
die beiden Shifts in eine andere Gegend schleppen lassen wollte.
Redhorse ging an seinen Platz und schaltete den Interkom ein. Er stellte Verbindung zur
Feuerleitzentrale der C-11 her.
»Hier ist Redhorse«, meldete er sich. »Veranlassen Sie, daß zwei große Narkosestrahler in die
Shifts gebracht werden.«
»Die Narkosestrahler funktionieren nicht, Captain«, kam die prompte Antwort.
»Ich weiß«, sagte Redhorse geduldig. »Führen Sie trotzdem meinen Befehl aus. Vergessen Sie
nicht, sich für diese Arbeit warm anzuziehen.« Er schaltete ab, bevor weitere Einwände erfolgen
konnten. Dann nickte er Lassiter zu.
»Ich gehe zum Landesteg«, sagte er. Er zog die Überjacke an und suchte sich dicke Handschuhe.
Er konnte die Untätigkeit innerhalb der Zentrale nicht länger ertragen.
Als er in der Schleuse ankam, sah er den völlig vermummten Dymik auf der oberen Bahn des
Landesteges stehen. Redhorse verließ das Schiff. Die Kälte schlug über ihm zusammen.
Unwillkürlich atmete er in knappen Zügen durch die Nase.
Nur noch vereinzelte Granaten explodierten vor der Festung. Die Eskies räumten jetzt auch ihre
Stellungen im Hinterland. Überall sah Redhorse Gruppen der fremden Wesen, die ihre Waffen in
Höhlen und unterirdische Gänge zurückbrachten.
Dymik hörte ihn kommen und blickte auf. Von seinem Gesicht waren nur die Augen zu sehen.
»Sie müssen sich bewegen«, sagte Redhorse.
Dymik stampfte abwechselnd beide Füße auf dem Landesteg auf. Die Art, wie er das tat, erschien
Redhorse lustlos. Redhorse blickte an der Außenwand der C-11 empor. Eine dünne Eisschicht hatte
sich auf die Platten gelegt. Zum erstenmal in seinem Leben sah Redhorse grünes Eis. Langsam
wandte er sich ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Ebene. Zwischen der CREST II und
ihrem elften Beiboot konnte er keine Bewegung feststellen.
»Ich möchte wissen, wie lange Rhodan noch warten will«, murmelte Redhorse. »Wenn die
Temperatur weiter sinkt, haben wir keine Chance mehr, die beiden Shifts zu retten.«
Dymik gab ein unverständliches Geräusch von sich. Er breitete die Arme aus und schlug mit den
Händen gegen seine Schulter, um sich zu erwärmen. Er hörte erst damit auf, als in der Schleuse
vier Männer mit dem ersten Narkosestrahler erschienen. Zu beiden Seiten der Waffe hatten die
Raumfahrer einen Tragebalken befestigt.
»Transportiert ihn vorsichtig«, mahnte Redhorse. »Der Landesteg ist zum Teil vereist.«
Er und Dymik wichen zur Seite, damit die vier Träger Platz hatten. Schritt für Schritt wurde
der Narkosestrahler nach unten gebracht. Kurz darauf erschien die nächste Gruppe mit der zweiten
Waffe. Redhorse befahl ihnen, mit dem Weitertransport zu warten, bis der erste Strahler montiert
war. Dann ging er zu den Shifts hinunter, um zu helfen.
Als er zurückkam, war sein Gesicht vor Anstrengung gerötet. Er atmete schneller. Die Luft
schnitt kalt in sein Gesicht. Die Atemwege schmerzten, wenn man durch den offenen Mund
einatmete.
Dymik stand in der Schleuse. Er machte einen Buckel wie eine Katze und hatte beide Hände tief
in die Taschen geschoben. Als Redhorse ihn erreichte, hustete er trocken.
»Sie werden abgelöst«, entschied Redhorse. Er ging zum Barometer und las die Werte ab. Im
ersten Augenblick dachte er, daß er sich getäuscht hätte. Plötzliche Furcht trieb ihm Blut ins
Gesicht.
Es war vierunddreißig Grad kalt geworden.
Die vier Männer mit dem zweiten Strahler sahen ihn schweigend an. Redhorse wich ihren Blicken
aus. Er hob den Arm.
»Los!« sagte er barsch. »Schafft ihn jetzt hinunter.«
»Captain!« rief Dymik vom Schleusenausgang her.
Redhorse rannte ins Freie. Der ausgestreckte Arm des Wächters zeigte zur CREST II hinüber.
Redhorse sah eine
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