Silberband 021 - Strasse nach Andromeda
ließ er
sich fallen. Das rettete ihn vor dem zustoßenden Schnabel eines Angreifers. Er kroch unter den
Wagen und brachte die Waffe in Anschlag. Die Anwesenheit des toten Fremden mit der Silberhaut
machte ihn unruhig. Auf dem gegenüberliegenden Gleitband tauchte einer der Gegner auf. Rhodan
zielte und schoß. Die Fledermaus kippte vom Band und stürzte auf den Boden hinab. Zorniges
Krächzen kam von der Tunneldecke herab.
Wie eine Schlange kroch Rhodan auf die andere Seite des Wagens. Er sah Kasom flach auf dem
nach oben führenden Band liegen. Das Krächzen dröhnte in Rhodans Ohren.
»Schnell, Sir!« schrie Kasom, die Hände vor dem Mund zu einem Trichter formend.
Mit einem Satz kam Rhodan auf die Beine. Er warf sich herum und feuerte auf zwei Schatten, die
im Sturzflug auf ihn herabkamen. In der flammenden Helligkeit der ausströmenden Energie sah er
die Feinde fast wie auf einer Röntgenaufnahme. Kasom war schon fünfzig Meter weiter
davongeglitten. Wieder schoß Rhodan, doch die Angreifer kamen näher. Dann gab es nur noch
krächzende Ungeheuer um ihn herum. Er fühlte, wie das Blut in seinen Adern pochte. Immer wieder
drückte er auf den Feuerknopf, ohne noch richtig zu zielen. Dann packte er den heißen Lauf der
Waffe und schwang den Schaft über dem Kopf. Er traf, und er traf wieder. Sein eigener Schwung riß
ihn mit und schleuderte ihn für Sekunden aus dem Kreis der Fledermäuse heraus. Er atmete mit
geöffnetem Mund. Nur unbewußt verfolgte er, wie Kasom mit einem zornigen Aufschrei vom Band
hüpfte und zur Unterstützung herbeieilte.
Ein Schnabelhieb traf Rhodan an den Oberarm. Krallen zerfetzten seine Jacke. Doch die ganze
Zeit über wurde er von einer wilden Entschlossenheit durchdrungen, lebend an die Oberfläche
dieser Welt zu kommen. Die Gedanken an den Toten mit der Silberhaut gaben ihm Kraft. Kasom
erreichte den Kampfplatz. Mit bloßen Händen ging er gegen die Angreifer vor.
Dann war mit einem Schlag alles vorbei. Irgendwo aus dem Tunnel drang enttäuschtes Krächzen.
Kasom stand mit hängenden Schultern neben dem Wagen. Vier tote Fledermäuse lagen zwischen den
Bändern.
»Sie sind weg«, sagte Kasom ruhig.
Rhodan fuhr sich mit der Hand über den brennenden Nacken. Die Wunden, die ihm die Gegner
geschlagen hatten, schmerzten. Er ging zum Mann mit der Silberhaut und beugte sich zu ihm hinab.
Welches Schicksal mochte dieses Wesen nach Quarta verschlagen haben? Jede Lebensform auf dieser
Welt hätte wahrscheinlich eine Geschichte erzählen können – und es wären viele unglückliche
Geschichten gewesen, schätzte Rhodan.
Er hörte, daß Kasom neben ihn trat.
Einige Sekunden betrachteten sie schweigend den Toten. Schmerzhaft empfand Rhodan die Kluft,
die zwischen ihm und diesem Wesen lag. Was mochte der Silberhäutige vor seinem Tode empfunden
haben?
Rhodan erhob sich.
»In jedem intelligenten Wesen lebt die Sehnsucht nach Freiheit«, sagte er. »Es ist
gleichgültig, aus welcher Galaxis es kommt.«
»Freiheit«, wiederholte Kasom traurig. »Dieses Wort scheint auf dieser Welt nicht zu
existieren.«
Gemeinsam kehrten sie zum Gleitband zurück, das sie schnell der Oberfläche entgegentrug. Bald
erreichten sie den ausgedehnten Park. Die Luft war fast unerträglich heiß. Drückende Stille
breitete sich überall aus.
Rhodan bemühte sich, im Schatten der Bäume zu bleiben. Jeden Augenblick rechnete er mit einem
Angriff. Das Plätschern der Brunnen klang wie das Murmeln ferner Stimmen. Am Himmel brannte die
Doppelsonne. Es war jetzt Mittag auf Quarta.
Die Suche nach der Pyramide hatte begonnen.
Captain Hendersons Finger glitten über die Tastatur des Beobachtungsbildschirmes,
als berührten sie die Saiten eines Musikinstrumentes. Atlan sah die Entschlossenheit des
Offiziers, auf das fremde Wesen draußen vor der Korvette mit den Paralysewaffen feuern zu lassen,
und er sah gleichzeitig Hendersons Verwirrung, die das eigenartige Gebaren der Riesenkröte in dem
Captain hervorrief.
»Eines wissen wir mit Sicherheit«, sagte Atlan ruhig, so daß Henderson sich zu ihm umwandte.
»Der Fremde will ins Schiff. Er hat sich von diesem Plan auch nicht durch Tolots Attacke
abbringen lassen.«
»Nachdem er den Parablock aufgebaut hat, kann ich nicht mehr zu ihm durchdringen«, bemerkte
Gucky verärgert.
Henderson befeuchtete nervös mit der Zunge die spröden Lippen. Er wünschte, man hätte ihn
nicht daran gehindert, sofort auf den Unbekannten dort
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