Silberband 021 - Strasse nach Andromeda
Rhodan. »Noch wissen wir nicht genau, was man von uns verlangt. Sobald
es schwierig wird, können wir uns immer noch etwas ausdenken.«
Blan nahm von den Roten Dreiern eine Zeichnung in Empfang. Er übergab sie Rhodan. Rhodan nahm
das Blatt entgegen. Mit feinen Linien war ein Gebäude darauf gezeichnet. Als Rhodan seine Finger
bewegte, veränderte sich das Bild, das offenbar aus vielen hauchdünnen Schichten bestand. Jetzt
sah er einen Raum, in dessen Mitte sich ein Sockel befand. Auf dem Sockel lag ein dreieckiger
Stein- oder Metallbrocken.
»Dieses Haus müssen Sie finden«, erklärte Blan. »Aber das genügt nicht. Sie müssen diesen
Stein stehlen und ihn hierherbringen, um zu beweisen, daß Sie fähige Diebe sind.«
Rhodan verzog das Gesicht.
»Wie können wir dieses Haus in einer solchen Riesenstadt finden?« erkundigte er sich. »Wir
sind fremd, aber selbst für einen Einheimischen wäre diese Aufgabe unlösbar.«
»Sie haben recht«, sagte Blan. »Aber ich habe keinen Einfluß auf die Pläne der Roten
Dreier!«
»Was geschieht, wenn wir keinen Erfolg haben?« knurrte Kasom.
Blan senkte den Kopf – und das sagte mehr als Worte.
»Wie lange haben wir Zeit?« erkundigte sich Rhodan.
»Solange das blaue Leuchtfeuer brennt, solange dauert die Jagd«, gab Blan zurück. »Wenn es am
Erlöschen ist, müssen Sie wieder hier sein.«
»Wie viele Tage wird es brennen?« wollte Kasom wissen.
»Drei«, sagte Blan. »Ein Tag ist bereits zur Hälfte verstrichen.«
Rhodan blickte auf die Zeichnung. Durch eine Reibbewegung ließ er das Bild des Gebäudes
zurückkehren. Es handelte sich um ein auffälliges Bauwerk. Es glich einer Pyramide ohne Spitze.
An jeder der vier Seitenflächen gab es halbrunde Auswüchse.
»Der Stein wird bewacht«, sagte Blan in diesem Augenblick.
»Bewacht?« echote Rhodan. »Wer bewacht ihn?«
Der Dolmetscher trat zurück und schwieg. Kasom wollte ihn verfolgen, doch die Waffen der Roten
Dreier hielten ihn davor zurück. Rhodan schob die Zeichnung in die Tasche, die sie zu der
Pyramide bringen sollte. Er bezweifelte jedoch, daß sie das Gebäude je erreichen würden. Was
mochte inzwischen an Bord der C-5 geschehen?
Machte man bereits Jagd auf die Besatzung? Rhodan war überzeugt, daß die Korvette noch ein
sicherer Aufenthaltsort war.
Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, erhielt er einen Stoß. Wütend fuhr er herum, doch
er blickte genau in die Mündung einer Waffe. Die Roten Dreier zeigten zum Ausgang, der noch immer
offenstand.
»Wir müssen gehen«, sagte Rhodan.
»Aber wir haben keine Chance, Sir«, stieß Kasom erbittert hervor. »Wie können sie von uns
etwas Unmögliches verlangen?«
»Versuchen Sie nicht, etwas zu verstehen, was auf dieser Welt geschieht«, empfahl Rhodan dem
USO-Spezialisten. »Gesetzlose besitzen ihre eigenen Gesetze.«
Kasoms große Hände glitten an den Hüften abwärts.
»Wir haben noch nicht einmal Waffen«, sagte er, als sie sich in Bewegung setzten.
»Sicher erwarten die Roten Dreier, daß wir uns diese ebenfalls stehlen«, meinte Rhodan
ironisch.
Er warf einen Blick zurück, als sie aus der Kuppelhalle traten. Auf einem der Bildschirme
glaubte er das pyramidenförmige Bauwerk zu sehen, das sie suchen mußten.
Mit weitausholenden Schritten gingen sie den Tunnel hinauf, bis sie zur Sperre an der Gabelung
kamen. Das Hindernis glitt zur Seite, als die beiden Männer auftauchten. Rhodan deutete auf das
strahlende Gitter, das langsam in der Wand verschwand.
»Sie beobachten uns«, stellte er fest. »Wahrscheinlich können sie jeden unserer Schritte
verfolgen. Auf die Dauer wird ihnen das jedoch zu langweilig werden. Ich kann mir schlecht
vorstellen, daß sie nichts anderes zu tun haben, als uns nachzuspionieren.«
Kaum hatten sie die Sperre hinter sich gelassen, als das Gitter den Weg in die Tiefe wieder
versperrte. Ohne zu zögern, sprangen die beiden Raumfahrer auf das Gleitband, das nach oben
führte. Im Tunnel war es still. Nach einigen hundert Metern begegnete ihnen ein Wagen, der in die
entgegengesetzte Richtung fuhr. Er war jedoch vollkommen leer.
Plötzlich packte Kasom Rhodan am Arm. »Hören Sie, Sir!«
Rhodan wußte, daß der USO-Mann ein scharfes Gehör besaß. Er konzentrierte sich auf die vor
ihnen liegende Tunnelstrecke. Dann hörte er es auch.
Das krächzende Geschrei der Fledermäuse!
»Ob Sie noch kämpfen?« fragte Kasom.
Sie verließen das Band und blieben zwischen den beiden
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