Silberband 021 - Strasse nach Andromeda
befanden sich noch
dreißig Meter vom Brunnen entfernt.
»Die Figur, Kasom, ist überhaupt keine Figur«, sagte er.
»Sie glauben, daß das Ding lebt?«
»Ja«, Rhodan machte unauffällig die erbeutete Waffe schußfertig. »Es sieht nach einer Falle
aus.«
Der mysteriöse Brunnen stand inmitten einer Wiese. Auf der gegenüberliegenden Seite schloß
sich ein mit Blumen übersäter Hang an. Die Wiese wurde von mittelgroßen Bäumen umgeben. Es gab
keinen Weg, aber stellenweise zeigte das Gras Spuren anderer Wesen.
»Kehren wir um«, schlug der Ertruser vor.
»Das bedeutet Verfolgung«, sagte Rhodan sachlich. »Nein. Wir behalten unsere bisherige
Richtung bei.«
»Es scheint eine Panzerechse zu sein«, sagte Kasom nervös. »Wenn sie lebt, versteht sie es
vollkommen, sich totzustellen.«
Sie gingen weiter. Der Boden war weich und verschluckte jedes Geräusch. Als sie sich dem
Brunnen bis auf fünfzehn Meter genähert hatten, sprang die falsche Statue vom Sockel ins Becken
und schoß aus einer kleinen, breitläufigen Waffe. Wasser schwappte über den Beckenrand, und die
Energie des Schusses ließ die feinen Tropfen rund um die Düsen verdampfen. Weißliche Wolken
bildeten sich.
Bei der ersten Bewegung der Echse hatten Rhodan und Kasom sich bereits auf den Boden geworfen.
Der Schuß strich über die Männer hinweg. Rhodan feuerte seinerseits. Er sah, wie der Angreifer
langsam in das Becken zurückfiel. Ein platschendes Geräusch ertönte. Kasom sprang auf und raste
auf den Brunnen zu. Rhodan blieb mit schußbereiter Waffe liegen. Als der Ertruser das Becken
erreicht hatte, erschien der Kopf der Echse abermals. Zugleich wurde der häßlich aussehende Lauf
der Energiewaffe sichtbar.
Kasom handelte sofort. Mit beiden Handflächen hieb er in das Wasser. Ein Wasserschwall ergoß
sich über den Gegner. Die Echse riß ihre Waffe herum, um auf Kasom zu schießen. Rhodan sah sie
deutlich zwischen zwei Wasserstrahlen auftauchen. Er zielte sorgfältig und schoß. Auch die Echse
gab noch einen Schuß ab, doch dieser traf nur den Sockel, der mit einem Knacken zersprang und in
das Becken fiel. Kasom schwang sich auf den Brunnen und watete mit wenigen Schritten auf die
bewegungslose Gestalt zu. Erst als er winkte, stand Rhodan ebenfalls auf und kam zum Brunnen.
Kasom war völlig durchnäßt. Er winkte Rhodan mit der Waffe des Gegners.
»Der Bursche ist nur bewußtlos«, sagte er. »Er wird jedoch ertrinken, wenn wir ihn hier im
Wasser liegenlassen.«
Ohne zu überlegen, sagte Rhodan: »Schaffen Sie ihn heraus. Kasom.«
Der Ertruser zögerte. Zu lebhaft war noch die Erinnerung an die Absichten dieses Wesens.
»Wir sind keine Einwohner Bigtowns«, sagte Rhodan ruhig.
»Natürlich, Sir«, murmelte Kasom. Er zerrte den Bewußtlosen an den Beckenrand. Es war ein
aufrecht gehendes Reptil, mit dicken Rückenplatten und dunklen Augen, die hoch in der Stirn
saßen. Über der Brust und an den Gelenken der Echse war der Panzer weniger stark entwickelt. Arme
und Beine schienen aus einzelnen Spiralen zu bestehen, doch das war eine Täuschung, die durch die
eigenartige Musterung des Panzers entstand.
Kasom sprang auf den Boden herab. Dann hob er den Unbekannten aus dem Becken. Das Wesen kam zu
sich und hustete einen Liter stinkenden Wassers auf ihn. Dann schien es sich der Anwesenheit
seiner Gegner bewußt zu werden. Sein erster Griff galt dem Köcher, worin er seine Waffe
aufbewahrt hatte.
Kasom grinste und hielt sein Beutestück in die Höhe, so daß der Fremde es sehen konnte.
»Quextrel«, sagte die Echse, spuckte aus und verbeugte sich.
Dann rammte sie dem erstaunten Kasom ihren Kopf in den Magen. Kasom brüllte wie ein wilder
Stier und schwankte. Rhodan nahm die Waffe des Silberhäutigen am Lauf und holte aus. Bevor die
falsche Brunnenfigur wieder angreifen konnte, traf sie der Schaft in den Nacken. Das Wesen brach
zusammen.
Kasom holte ächzend Luft. Er warf Rhodan einen vorwurfsvollen Blick zu und zielte mit der
erbeuteten Waffe auf den Gegner, der sich langsam aufzurichten begann.
»Nein«, sagte Rhodan.
Das Wesen schüttelte sich. Es blickte von Kasom zu Rhodan. Dann faltete es die klauenartigen,
viergliedrigen Hände. Es war eine so menschliche Geste, daß Rhodan unwillkürlich erwartete, er
würde nun menschliche Worte hören. Doch die Echse schwieg. Sie unternahm auch keinen Angriff
mehr.
Rhodan deutete auf die andere Seite der Wiese und versetzte der Echse einen schwachen Stoß,
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