Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt
umgehen.«
Losar erwartete sie bereits ungeduldig außerhalb der Mauer.
»Das Tor zur Hölle«, fluchte der Waffenmeister. »Lebend bekommt man mich nicht wieder
hinein.«
Redhorse blickte an der schmutzigen Außenmauer entlang. Die Spuren des allgemeinen Zerfalls
waren überall deutlich zu sehen. Trotzdem konnten noch Jahrhunderte vergehen, bis die Mauern von
Llalag einstürzen würden. Zu diesem Zeitpunkt, vermutete Redhorse, würde es keine Bunkerköpfe
mehr geben. Wenn sie nicht an Nahrungsknappheit starben, würden sie an der Unfähigkeit zugrunde
gehen, ihre Handlungen aufeinander abzustimmen.
Ein schmaler Pfad führte auf die ersten Felsformationen zu. Früher war er viel größer gewesen
und hatte zu einer ausgebauten Straße gehört. Nun war alles verschüttet und zugeweht. Als die
Bunkerköpfe die abgesprungenen Männer gefangengenommen hatten, waren sie vielleicht seit
Jahrzehnten zum erstenmal wieder aus ihrer Festung herausgekommen.
Die drei Raumfahrer hatten kaum die vorderen Felsen erreicht, als hinter ihnen geschossen
wurde. Die Terraner verließen den Weg und setzten ihre Flucht zwischen den Felsen fort, wo sie
bessere Deckungsmöglichkeiten hatten. Redhorse blieb etwas zurück, um die Verfolger zu
beobachten. Er stellte fest, daß sie von über zwanzig Bunkerköpfen verfolgt wurden. Die
robotischen Trägerkörper kamen nicht so schnell voran wie die Männer, doch Redhorse ahnte, daß
sie ausdauernder sein würden. Die nur acht Meter hohen Hügel der Sandkuchenberge bildeten für die
Menschen gewaltige Achttausender. Redhorse war sich darüber im klaren, daß ihnen noch große
Strapazen bevorstanden, bevor sie den Talkessel erreichen würden. Er rechnete zwar damit, daß sie
keine schwierigen Hindernisse überwinden mußten, aber die Verletzungen Losars und Sanchons
verhinderten, daß sie ununterbrochen marschieren konnten. Redhorse mußte auf die beiden anderen
Rücksicht nehmen.
Sie kamen gut voran und konnten den Abstand zwischen sich und dem Gegner ständig vergrößern.
Sanchon und Losar machten zuversichtliche Bemerkungen. Die schmerzverzerrten Gesichter der beiden
Männer sprachen jedoch eine andere Sprache. Der Zeitpunkt würde kommen, da sie eine längere Pause
einlegen mußten.
Nur noch vereinzelte Schüsse klangen auf. Die Bunkerköpfe hatten eingesehen, daß sie im
Augenblick die Entflohenen nicht ernsthaft gefährden konnten. Redhorse widmete jedoch der
nachfolgenden Gruppe weiterhin seine Aufmerksamkeit und orientierte sich über den Weg, den sie
nahm. Er wollte nicht von Gegnern überrascht werden, denen es gelungen war, ihnen den Weg
abzuschneiden.
Brütende Hitze lastete über den Felsen. Sie trug nicht dazu bei, den Zustand der erschöpften
Männer zu verbessern. Redhorse sehnte sich nach einem kühlen Luftzug, doch es sah nicht so aus,
als sollte sich sein Wunsch erfüllen. Noch immer kamen sie gut voran. Es gab keine steilen
Abhänge zu überwinden. Die Felsen waren so beschaffen, daß die Männer wie auf Treppen absteigen
konnten.
Redhorse trug alle drei Waffen, um den Verwundeten etwas Erleichterung zu verschaffen. Er
schätzte, daß sie bereits einen Vorsprung von über zweihundert Metern gegenüber den Verfolgern
hatten. Die Gebirgsfestung lag etwa tausend Meter zurück – alles vom Standpunkt eines zwei
Millimeter großen Mannes gerechnet.
Dann stolperte Losar über einen Stein und blieb liegen. Sofort waren Sanchon und Redhorse
neben ihm.
»Das verletzte Bein!« rief der Waffenmeister und stöhnte.
Sanchon blickte zur Festung zurück. Losar versuchte zu grinsen, als er erriet, was der
Techniker befürchtete.
»Ruhen Sie sich aus!« befahl Redhorse barsch. »Ich werde versuchen, die Wunde zu
verbinden.«
Sanchon zog sich widerspruchslos zurück und hockte sich auf einen Felsbrocken. Redhorse
untersuchte die Wunde in Losars Wade. Die Durchschußstelle blutete wieder. Getrocknetes Blut
klebte am gesamten Bein. Redhorse löste den schmutzigen Verband und zog einen neuen aus seiner
Tasche. Das würde Losars Schmerzen nicht lindern, aber es konnte ihn moralisch aufrichten.
Als der Captain mit dem Verband fertig war, begannen die Verfolger wieder zu schießen. Sie
waren bis auf fünfzig oder sechzig Meter herangekommen. Sanchon erwiderte das Feuer.
Redhorse zog den Waffenmeister hoch.
»Werden Sie gehen können?«
Er hörte, wie Losar mit den Zähnen knirschte.
»Ja«, sagte der Waffenmeister.
Redhorse hob die beiden
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