Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt
Wachflotte in der Nähe des Sonnensechsecks hatten
sich bestätigt. Auf Kahalo ging etwas vor. Es sah so aus, als ob die terranische Flotte Kahalo
gerade in dem Augenblick entdeckte, in dem sie einsehen mußte, daß der eigentliche Besitzer des
Planeten zu mächtig und zu unnahbar war, als daß man mit ihm hätte verhandeln können.
Ferro Kraysch faßte den einzigen Entschluß, der für einen Mann seiner Mentalität in einer Lage
wie dieser in Frage kam. Fünf Minuten nach dem Eintreffen des Rufsignals teilte er seiner
Mannschaft mit: »Wir stoßen weiter auf Kahalo vor. Es ist damit zu rechnen, daß wir in der
Umgebung des Planeten auf gegnerische Streitkräfte treffen. Das Schiff befindet sich ab sofort in
höchstem Alarmzustand. Alle Geschützstände erhalten doppelte Besetzung. Alle Leitoffiziere melden
sich sofort im Kommandostand.«
Die MOHIKAN begann ihre Fahrt ins Verderben. Ferro Kraysch steuerte den Flug mit eigener
Hand.
31.
»Die Zeit verstreicht viel zu schnell!«
Diese philosophischen Worte sprach, seiner sonstigen Art ganz unangemessen, Reginald Bull
voller Ernst und mit einem Anflug von Niedergeschlagenheit. Sie waren an Julian Tifflor und den
Hyperphysiker Arno Kalup gerichtet. Die Aussprache, die Reginald Bull derart schwermütig
einleitete, fand in einem mäßig großen Raum hundert Meter über dem Rand des Raumhafens Hondro auf
Opposite statt. Unmittelbar am Rand des Landefeldes war hier in den vergangenen Wochen ein
stattliches Bauwerk errichtet worden, von dem aus Reginald Bull mit einem zahlreichen Stab von
Mitarbeitern die Geschehnisse lenkte, die sich in der Umgebung des Sonnensechsecks und auch
weiter draußen, im intergalaktischen Raum, abspielten.
Durch das breite Fenster fiel gedämpft der grünliche Schein der Sonne Whilor. Der Raum war
spartanisch eingerichtet. Es gab einen ovalen Tisch, sechs Stühle und einen hüfthohen, zwei Meter
langen Schrank, in dem Reginald Bull, wie die Teilnehmer seiner engsten Besprechungen wußten,
geistige Getränke verwahrte.
Arno Kalups mächtiger Schädel fuhr in die Höhe. Wie üblich zog er die buschigen Augenbrauen
zusammen, als hätte er die Absicht, einige Grobheiten von sich zu geben. Die feinen blauen Adern
auf seinen Wangen schienen zu zucken.
»Wir stehen einer völlig neuen, unglaublich weit entwickelten Technik gegenüber«, erklärte er
mit seiner vollen Stimme und, wie üblich, mit unerschütterlicher Ruhe. »Niemand kann erwarten,
daß wir alle ihre Geheimnisse sofort verstehen.«
Reginald Bull winkte ab.
»War nicht gegen Sie gerichtet, Kalup«, meinte er beruhigend. »Mehr eine private
Bemerkung – sozusagen an mich selbst.«
Er versuchte ein Lächeln und fuhr fort:
»NATHAN, die lunare Inpotronik, hat die Informationen ausgewertet, die Kotranow mitbrachte.
NATHAN ist durchaus Rhodans Ansicht, daß wir auf dem schnellsten Weg das Twin-System besetzen
sollten. Er sieht dabei weiter keine Schwierigkeiten, falls es uns gelingt, das Sonnensechseck
für die Dauer des Unternehmens so zu justieren, daß der Transmitter eindeutig auf Twin
ausgerichtet ist. Wir haben keine Möglichkeit, die Ausrichtung des Sonnentransmitters zu
beeinflussen, wie Sie wissen. Bislang wurde alles, was sich in seine Nähe wagte, nach Twin
geschleudert. Professor Kalups Ermittlungen besagen, daß sich das in jeder Sekunde ändern kann.
Welches das neue Ziel des Transmitters sein wird, wissen wir nicht.
Wir sind der Ansicht, daß sich die Steuerorgane des Sonnentransmitters auf Kahalo befinden.
Gelingt es uns, das Pyramidensechseck in die Hand zu bekommen und seine Technik zu verstehen,
dann sind alle Probleme gelöst. Aus diesem Grunde betreiben wir seit einiger Zeit mit
zwanzigtausend Schiffen eine intensive Suche nach dem mysteriösen Planeten.
Mittlerweile hat der Sonnentransmitter angefangen, sich zu rühren. Kalup, Sie vermuten, daß
ein Transportvorgang entweder von Twin nach einem unbekannten Ort oder von einem unbekannten Ort
nach Twin stattfindet, in dem das Sonnensechseck nur als Zwischenstation benutzt wird. Wir
glauben, daß es sich bei dem unbekannten Ort um Kahalo handelt.
Es kann sein, daß die ›Meister der Insel‹«, er schüttelte den Kopf, als bereite ihm der Name
Unbehagen, »von unseren Bemühungen Wind bekommen haben und nun versuchen, Kahalo selbst in die
Hand zu nehmen. Wenn ihnen das gelingt, müssen wir das ganze Unternehmen wahrscheinlich abblasen.
Es besteht kein Zweifel daran, daß
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