Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt
fürchtete er einen
Angriff. Richard Diamond ließ kein Auge von dem leuchtenden Strich auf seinem Bildschirm. Er sah,
wie der Fremde seine Fehleinschätzung korrigierte und den Kurs änderte. Es war unglaublich, wie
hoch er beschleunigen konnte. Von einer Sekunde zur anderen wuchs der Strich zu einem dicken,
mattglänzenden Balken, der dicht vor den Linsen der Fernsehkameras vorbeizuschießen schien.
Plötzlich änderte sich das Bild. Das All war auf einmal nicht mehr schwarz. Eine hauchzarte,
filigranartige Struktur durchbrach die finstere Eintönigkeit. Wie eine Spirale aus sanftem Licht
zog sie sich vom Leib des fremden Raumschiffs auf die Space-Jet zu.
Die Erscheinung war so fremdartig, daß Diamond sie einen Atemzug lang fassungslos betrachtete.
Dann zuckte draußen ein Blitz auf. In allen Farben des Spektrums zuckte er grell über die
Bildfläche. Ein schmetternder Ruck traf das Boot. Krachend lösten sich Aggregate aus ihren
Halterungen und stürzten zu Boden. Mit schneidendem Heulen mischten sich die Alarmsirenen des
Triebwerkraums in den Lärm.
Diamond handelte sofort. Er wußte, daß es ihnen nicht mehr möglich war, weiter in den Weltraum
vorzustoßen. Dort oben lauerte der Gegner, der sowohl zahlenmäßig als auch waffentechnisch der
Space-Jet weit überlegen war. Die einzige Chance, der Vernichtung zu entgehen, war, auf Kahalo zu
landen und dort nach einem geeigneten Versteck zu suchen.
Diamond riß die Space-Jet in einem spitzen Winkel herum und näherte sich mit hoher
Geschwindigkeit wieder dem Planeten. Wie ein glühender Komet drang die Jet in die Lufthülle
Kahalos ein. Der glänzende Balken des fremden Schiffs war ein Stück zur Seite gerutscht.
Dann tauchte ein zweites Mal die nebeldünne Spirale auf dem Bildschirm auf. Instinktiv duckte
sich Diamond. Ein donnernder Krach durchfuhr das Boot. Diamond wurde von dem Ruck nach vorne
geschleudert und schlug mit der Stirn auf die Kante seines Pults.
Benommen ließ er das Boot einen weiteren Haken schlagen. Durch die Schleier vor den Augen sah
er die Zeiger der Kursmeßgeräte träge über die Skalen kriechen. Dumpf und schmerzhaft wurde ihm
klar, daß die Triebwerke Schaden erlitten hatten. Die Reaktion auf seinen Befehl zur Kursänderung
war weitaus langsamer als sonst.
Irgendwo brannte es. Graublauer Qualm begann den Kommandoraum zu erfüllen.
Wie ein Automat führte Diamond die Schaltungen durch, die für den Notfall vorgesehen waren.
Einer der Generatoren nach dem anderen wurde auf Notleistung geschaltet. Zwei rote Lampen
leuchteten auf und zeigten an, daß zwei Aggregaten auch die Notschaltung nicht mehr helfen
konnte. Die Space-Jet befand sich nur noch wenige Kilometer über der Planetenoberfläche. Um zu
verhindern, daß sie sich mit unverminderter Geschwindigkeit in den Boden Kahalos bohrte, mußte
die Fahrt abgebremst werden, um wenigstens eine halbwegs erträgliche Notlandung bauen zu
können.
Diamond arbeitete fieberhaft. Aus den Augenwinkeln sah er, daß auch Rifkin und Kimble die
Sachlage richtig erfaßt hatten und versuchten, das Unheil von der Space-Jet abzuwenden. Wenige
Sekunden später erfolgte der Aufprall.
Die Space-Jet riß durch die Restgeschwindigkeit eine mehrere hundert Meter lange, tiefe Furche
in den Boden.
Einen ewig langen Augenblick lang hatte Diamond das Gefühl, das wäre das Ende. Eine
unwiderstehliche Macht hob ihn mitsamt dem Sessel vom Boden und beförderte ihn quer durch den
Raum. Irgendwie brachte er es fertig, die Haltegurte zu lösen. Der Sessel bremste seinen Sturz,
und das federnde Polster schleuderte ihn zur Seite. Rings um ihn schrien die metallenen
Schalenwände unter der mörderischen Belastung.
Er sah, wie seine beiden Begleiter durch die Kanzel geschleudert wurden, dann schlug er mit
dem Kopf gegen einen harten Gegenstand und verlor das Bewußtsein.
Als Richard Diamond mit der damals noch unbeschädigten Space-Jet auf das
Pyramidensechseck zustieß, hatte er die MOHIKAN anrufen wollen, war jedoch nicht dazu gekommen.
Nur sein Rufsignal hatte das wartende Raumschiff erreicht.
Das Signal wurde sofort beantwortet. Oberst Kraysch selbst wollte das Gespräch entgegennehmen.
Außer dem Signal kam jedoch nichts. Das Beiboot schwieg. Kraysch ließ eine Minute verstreichen,
dann rief er von sich aus die Space-Jet an. Doch Diamond meldete sich nicht.
Ferro Kraysch zog den Schluß, der Space-Jet sei etwas zugestoßen.
Die Sachlage schien klar. Die Warnungen der
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