Silberband 023 - Die Maahks
eines von Menschen unberührten
Planeten geäußert hatte.
»Nichts in diesem Universum ist unveränderlich. Alles ist den Gesetzen von Raum und Zeit
unterworfen.«
Nein, Halgor, nichts ist unveränderlich – auch du nicht.
In ungefähr fünf bis sechs Wochen wirst du zu einer kristallinen Statue erstarren, wenn du
nicht zuvor schon von fremden Intelligenzen getötet wirst.
Woran denken die Maahks in ihrer Spezialkabine im Augenblick? Mercant sagte, daß es
gefühlskalte Wesen seien, doch auch ihre Handlungen sind von Wünschen und Instinkten geleitet.
Auch sie kämpfen den uralten Kampf, der offenbar an keinem intelligenten Volk des Universums
spurlos vorübergeht: den Kampf um die Erkenntnis.
Nun gut, Sergeant Hegete Hegha, beende deinen Bericht, den wahrscheinlich niemals ein Terraner
zu lesen bekommen wird. Erinnere dich noch einmal an die überfüllten Stadien, in denen du, vom
Beifall der Menge umtost, deine größten Triumphe feiertest. Erinnere dich noch einmal an die
achtundzwanzig Jahre deines Lebens, die dein persönlicher Kampf waren.
Vielleicht wird jemand eines Tages diesen Bericht fortsetzen, jemand, der die Antworten auf
alle unsere Fragen erfährt.
Ich hoffe nur, daß es ein Terraner ist.
So endete der Tagebuchbericht des terranischen Sergeanten Hegete Hegha, doch seine
Geschichte war noch nicht zu Ende. Das unentrinnbare Schicksal schrieb sie weiter …
18.
Major Halgor Sörlund betrat die Zentrale durch das Hauptschott. Er schloß es, blieb
stehen und sah sich gelangweilt um.
Weiter links leuchteten die großen Sichtscheiben der Hochdruckkabine, in der die fünf Maahks
untergebracht waren.
Sie hatten stundenlang versucht, Funkkontakt mit ihren Artgenossen aufzunehmen. Niemand hatte
geantwortet.
Jetzt saßen die fünf Nichtirdischen auf ihren Andrucklagern und regten sich nicht.
Sergeant Hegete Hegha erhob sich, schlurfte durch die Zentrale, bedachte einen Rechenautomaten
mit einem unmotivierten Tritt und blieb vor der Klarsichtscheibe der Hochdruckkabine stehen. Sie
maß acht mal acht Meter und bot ausreichend Platz für fünf Methans.
Die Luftversorgung wurde von einer Spezialautomatik sichergestellt. Das Gemisch aus
Wasserstoff, Methan, Ammoniak und Spurenelementen war für Menschen hochgiftig. Der Druck konnte
auch nicht ohne besondere Schutzvorrichtung ertragen werden.
»Sie haben eine Stunde lang nicht mehr versucht, die Kommandogewalt übertragen zu bekommen«,
teilte Sergeant Imar Arcus mit.
»Hmm …!« machte Sörlund. »Sonst noch etwas?«
Leutnant Son-Hao lachte unecht.
Sein schmächtiger Körper versank fast im hochlehnigen Sitz vor den Kontrollanzeigen der
Fernanalyse. Der Kosmochemiker war ein Meister im Entwickeln von durchweg unrealisierbaren Ideen,
aber daran hatten sich seine Gefährten schon längst gewöhnt.
Auch Arcus' Impulsivität, Heghas Zynismus, Harpers unerschütterliche Ruhe und Sörlunds
Lethargie gehörten zu diesen Männern wie ein gutes Raumschiff zu einem guten Kosmonauten. Sie
waren ein Team, das vom gemeinsamen Schicksal zusammengeschweißt worden war. Gerade ihre
Unterschiedlichkeit in Temperament und Auffassung war von den Psychologen der Solaren Abwehr als
günstig beurteilt worden.
Halgor Sörlund ließ die Schultern hängen und rieb die pergamentähnliche Haut seiner knochigen
Hände gegeneinander, so daß ein schabendes Geräusch entstand. Dann schlenderte er in seiner
typisch schlaffen Haltung zum Kommandantensitz zurück.
Den fünf Maahks warf er nur einen düsteren Blick zu. Hegete stand immer noch vor der Kabine
und beobachtete die Fremden.
Ihre blaßgraue, mit pfenniggroßen Schuppen von gleicher Farbe bedeckte Haut unterschied sich
kaum von ihren kombinationsähnlichen Uniformen. Ihre kurzen muskulösen Beine besaßen eine
Skelettstruktur und Gelenke wie bei Menschen.
Anders war es mit den überaus langen und kräftigen Armen, die aus knochenlosen Muskel- und
Sehnenbündeln bestanden. Sie endeten in sechs ebenfalls knochenlosen Fingern von hoher
Elastizität.
Sie waren zweigeschlechtliche, jedoch eierlegende Geschöpfe, die ihren ausgeschlüpften
Nachwuchs nach der Art von Säugetieren ernährten. Hier offenbarte sich der erste phänomenale
Unterschied zu humanoiden Intelligenzen wie Menschen und Arkoniden. Alles das wußte Hegha, aber
in Augenblicken wie diesem kam ihm die Fremdartigkeit dieser Wesen immer wieder aufs neue voll zu
Bewußtsein.
Einer der Maahks stand auf und näherte
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