Silberband 023 - Die Maahks
Schlagschatten der ALTAI hüllte
sie nicht mehr ein.
Zehn Uniformierte traten auf die entlassenen Gefangenen zu. Einer der Fremden schien ein hoher
Offizier zu sein.
Er schritt die Linie der Strammstehenden ab und stellte Fragen.
»Na also«, meinte Hegete. »Wer fragt, verurteilt nicht. Wenigstens nicht sofort. Warum wollten
uns die Burschen laufend dazu überreden, ihnen das Kommando zu übergeben? Wohin hätten sie die
ALTAI gebracht?«
Sörlund wußte es auch nicht.
»Bestimmt nicht zu diesem Raumhafen. Das Verhör dauert aber lange.«
»Bis jetzt elf Minuten«, warf Cole Harper ein. »Das ist nicht zu lange. Es würde mich brennend
interessieren, was unsere fünf Freunde berichten.«
Son-Hao winkte ab. Der zierliche, dunkelhaarige Kosmochemiker hatte sich auf die Zehenspitzen
gestellt, um den kleinen Schleusenschirm besser überblicken zu können.
»Sie können nicht mehr erzählen, als sie gesehen und gehört haben. Sie werden unsere Rolle
bestätigen. Das erleichtert unseren Auftrag. Wir haben zu bluffen. Je geschickter wir hochstapeln
und mit dem von Mercant erhaltenen Filmmaterial Dinge vortäuschen, die wir nicht besitzen, um so
besser für die Menschheit. Ich werde nach oben …«
Son-Hao unterbrach sich mitten im Satz. Sörlunds erschreckter Ausruf riß Harper aus seinen
Grübeleien.
Auf dem Bildschirm lohten ultrahelle Blitze auf. Fünf mächtige Gestalten vergingen im
Energiefeuer.
»Einwandfrei Thermostrahler!« stellte Cole Harper mit erstaunlicher Ruhe fest. Sein zuckendes
Gesicht verriet jedoch seine wahren Gefühle.
Sörlund umklammerte die Haltegriffe über dem Schleusenschott. Arcus fluchte, und Hegete Hegha
versuchte vergeblich, seine bebenden Hände in den Außentaschen des Raumanzuges zu verbergen.
»Teufel, wahre Teufel!« stammelte Halgor vor sich hin. »Sie haben sie einfach erschossen. Ohne
Gerichtsurteil, ohne das geringste Strafverfahren und sogar ohne ein eingehendes Verhör. Jetzt
weiß ich, warum die Maahks von hier fliehen wollten.«
»Beherrschung«, forderte Cole Harper. »Für die hiesigen Sitten sind wir nicht zuständig. Die
Frage ist, warum die Gefangenen so schnell erschossen wurden. Nur deshalb, weil es zu dem
seltsamen Ehrenkodex dieser Wesen gehört, sich niemals gefangennehmen zu lassen? Das erscheint
mit unwahrscheinlich.«
»Zurück in die Zentrale, schnell!« forderte Sörlund. Seine Lippen glichen blutleeren Strichen.
»Wir werden bald erfahren, warum es geschah. Es kann sich nicht nur um diesen Ehrenkodex handeln.
Maahks sind zu klug, um wegen eines so geringfügigen Vergehens fünf wichtige Zeugen
auszuschalten. Hier liegen andere Gründe vor. Die Gefangenen kannten sie. Los, verschwindet
schon.«
Sie rannten durch den großen Shifthangar und sprangen in das Antigravfeld des Zentralliftes.
Augenblicke später kamen sie im Kommandoraum an.
Imar Arcus sah sich auffordernd um.
»Na und? Wie steht es denn jetzt mit der Feuerbereitschaft? Wer garantiert uns dafür, daß wir
nicht ebenfalls erschossen werden?«
Sörlund lachte trocken auf. Ein Hustenanfall folgte. Er wischte sich mit dem Handrücken über
die Lippen und suchte nach einem Taschentuch.
»Optimist! Es ist nicht unser Schicksal, so schnell und schmerzlos zu sterben. Wir dürften von
einem Verhörraum zum anderen geschleift werden. Man wird uns mechanisch, parapsychisch und
therapeutisch zu wahrheitsgetreuen Aussagen zwingen wollen.«
20.
Das fünfte Verhör hatte begonnen. Diesmal würde es hart werden.
Oskar, wie sie den Kommunikationsroboter unbekannter Machthaber genannt hatten, war wieder
dabei.
Oskar war eine rotleuchtende, zwei Meter durchmessende Kugel, die von Antigravfeldern in der
Luft gehalten wurde. Der Roboter diente als bewegliche Relais- und
Befehlsübermittlungsstation.
Kein Wort, das während der vier vergangenen Verhöre von beiden Seiten gesprochen worden wurde,
war der schillernden Kugel entgangen. Sie war zu einem Alptraum für die Terraner geworden.
Die Fragen, Einwürfe und minutenlangen Anweisungen, die aus dem Lautsprechersystem des
schwebenden Roboters hervorgedrungen waren, hatten die Terraner nicht verstehen können. Oskar
benutzte eine unbekannte Sprache.
Immerhin hatte man jedoch aus den Reaktionen der verhörenden Maahkoffiziere und aus der
anschließenden Fragestellung ungefähr erraten können, was die unheimliche Maschine gesagt und
befohlen hatte.
Eine Tatsache stand klipp und klar fest:
Die Methans von
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