Silberband 023 - Die Maahks
falschen Stelle herum.«
Erst jetzt bemerkte Kotranow, daß Hattinger seine letzten beiden Sätze gar nicht mehr gehört
hatte. Er war bereits verschwunden.
Ez Hattinger eilte, so schnell er konnte, zur A-Schleuse. Immerhin vergingen fünf Minuten, bis
er dort ankam, und so wunderte er sich nicht, daß der Vakuumtunnel bereits wieder eingeholt
wurde. Er wandte sich an eine der beiden Schleusenwachen.
»Was ist mit den Leuten der ALTAI? Wißt ihr, ob sie im Tunnel sind?«
Er deutete auf den ziehharmonikagleich zusammenschrumpfenden Tunnel, der so schnell in sich
zusammenfiel, wie die rumorenden Pumpen den Sauerstoff absaugen konnten.
Einer der Männer meinte zögernd: »Wir wissen nur, daß Oberstleutnant Tsuka gefallen ist, Sir.
Seitdem hatten wir noch keine …«
Er brach ab, als das obere Drittel des Beibootes sich lautlos in eine goldrot schillernde
Energieblase auflöste. Glühende Gasfetzen trieben in den Raum, gefolgt von größeren und kleineren
Trümmern.
Hattinger erinnerte sich, daß noch vor wenigen Sekunden zwei Gestalten auf der oberen
Polkuppel gestanden hatten. Ohne zu zögern, stieß er sich von der Schleusenkante ab und schaltete
sein Rückstoßaggregat auf Vollschub.
Als er das Abschlußstück des Tunnels erreichte, war von den beiden Gestalten nichts mehr zu
sehen. Noch ein kurzes Stück ließ Hattinger sich auf das Beiboot zutreiben. Doch nachdem eine
neue Energiefontäne aus dem Ringwulst genau auf ihn zuschoß, wendete er und kehrte in die
Schleuse zurück.
Er hatte die Füße noch nicht richtig auf den Boden gestellt, als Oberst Kotranow sich über
Helmfunk meldete.
»Beeilen Sie sich, Major. Ich habe Befehl zum Alarmstart gegeben. Die Maahks greifen an!«
Hattinger eilte zu dem Pumpaggregat und schob den Schalter auf volle Leistung. Der Tunnel
begann sich schneller zurückzuziehen. Das würde zwar sehr unangenehm für die Männer darin sein,
aber immer noch besser, als im Raum von einem Energiestrahl aufgelöst zu werden, sagte er
sich.
Als wäre er ein lebendes Wesen, ruckte und zuckte der Rest des Tunnels vor der Schleuse.
Hattinger hängte sich in die Griffstücke und zog nach Leibeskräften. Die Schleusenwachen halfen
ihm dabei.
Mit einem letzten Ruck landeten endlich die letzten sechs Meter des Tunnels innerhalb der
Schleusenkammer. Hattinger und die beiden Wachen stürzten übereinander.
Das war der Augenblick, in dem der Hintergrund des brennenden Beibootes von dem tödlichen Netz
feiner Energiestrahlen durchschnitten wurde.
Hattinger rappelte sich auf und betätigte die Schließautomatik. Noch während die mächtigen
Schotten sich schlossen, schaltete er auf die Frequenz Kotranows um.
»Fertig!« schrie er. »Ab!«
Es überlief ihn siedendheiß, als er an dem Zittern des Schiffes bemerkte, daß es mit hohen
Werten beschleunigte. Er wußte überhaupt nicht, ob die Agenten vollzählig gerettet waren.
Aber das, so sagte er sich gleich darauf, würde jetzt auch keine Rolle mehr spielen. An Bord
der ALTAI konnte niemand mehr leben.
Dennoch beobachtete er mit schier unerträglicher Spannung, wie die Schleusenwachen den
Luftanschluß des Vakuumtunnels abkoppelten.
Zuerst quoll nur erkalteter Rauch aus der kreisrunden Öffnung. Dann stolperte eine Gestalt im
geschwärzten Raumanzug heraus, hinter sich eine zweite Gestalt nachschleppend. Die zweite Gestalt
war grauenhaft zugerichtet. Nur mit Mühe erkannte Hattinger, daß das, was sie auf dem Leibe trug,
einmal ein Raumanzug gewesen sein mußte.
Beinahe hätte er das Signal überhört.
Jemand stand vor dem Innenschott und begehrte Einlaß. Zuerst war Hattinger ungehalten darüber.
Doch dann fiel ihm ein, daß es Dr. Rabonew mit seinen Medo-Robotern sein mußte, die herein
wollten. Er öffnete das Schott.
Dr. Rabonew beachtete ihn nicht, sondern stürzte sich sofort auf den ersten Schwerverletzten.
Von einer Sekunde zur anderen hatte er das Kommando in der Schleuse an sich gerissen. Seine knapp
hervorgestoßenen Befehle wurden von den Medo-Robotern mit unwahrscheinlicher Flinkheit und
Präzision ausgeführt. Die ersten Blutübertragungen begannen.
Hattinger atmete auf, als alle fünf Besatzungsmitglieder der ALTAI auf Antigravbahren
nebeneinander in der Schleuse lagen. Keiner von ihnen war ohne Verletzung davongekommen. In
erster Linie handelte es sich um Brandwunden.
Auch drei Männer des Bergungstrupps waren verletzt.
Einer trat mit schlaff herabhängendem rechten Arm an Hattinger
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