Silberband 023 - Die Maahks
Lauf. Blitzartig wuchs der
Schmerz an. In wenigen Augenblicken verwirrte sich der bisher klare Verstand zu einem Mischmasch
von verschwommenen, willkürlichen Gedankenimpulsen. Ras erkannte die Gefahr. Noch ein paar
Sekunden, und der Wahnsinn setzte ein. Er konnte nicht mehr zurück. Er hatte keine Kraft mehr,
die Gedanken zu ordnen.
Plötzlich war das Gefühl wieder da. Es kam aus einer Richtung, die er, aus welchem Grund auch
immer, für unten hielt. Mit dem Rest seiner Vernunft versuchte er zu begreifen, was es
bedeutete … und plötzlich verstand er.
Das rechte Bein schmerzte! Nach einer halben Ewigkeit geistiger Qual spürte er seinen Körper
zum ersten Mal. Er versuchte das Bein zu bewegen. Der Verstand war zu drei Vierteln umnachtet,
aber die unbewußten Impulse, die das Gehirn zur Bewegung der Muskeln aussandte, entstanden wie
von selbst. Das Bein bewegte sich. Ras spürte, wie der Fuß auf Widerstand stieß.
Als hätte es nur dieser Bewegung bedurft, wich der Schmerz plötzlich von ihm. Der Druck
verschwand. Er konnte wieder klar denken. Er öffnete die Augen und sah, daß es immer noch finster
um ihn herum war. Von irgendwoher kam helles Summen. Das war das Warngerät seines Schutzanzuges.
Irgend etwas war nicht in Ordnung. Der Gedanke, daß der Anzug ein Leck haben könnte, trieb ihm
den Schweiß auf die Stirn.
Er reckte und dehnte sich, und irgendwo gab etwas nach. Es krachte und knackste. Gelbroter
Lichtschein schoß plötzlich in die Höhe. Das Summen des Warners wurde schriller. Er mußte hier
heraus, oder all seine Mühe war umsonst gewesen.
Er warf sich vorwärts, mitten in das Leuchten hinein. Er prallte gegen etwas Hartes, das mit
prasselndem Geräusch nachgab und ihm den Weg öffnete. Eine einzelne Flamme leckte an der
Sichtscheibe seines Helms empor und blendete ihn für eine Sekunde.
Als er wieder sehen konnte, war alles vorüber. Er stand in einer riesengroßen Halle voller
Maschinen. Er war selbst in einer der Maschinen gefangen gewesen. Sie stand hinter ihm, ein Teil
der plastikmetallenen Umhüllung zerrissen und geschmolzen, Rauch und Flammen aus den zackigen
Öffnungen stoßend.
Er wußte nicht, wie er das fertiggebracht hatte. Im Augenblick war es auch nicht wichtig.
Wichtig war nur, daß er die Halle wiedererkannte. Es war dieselbe, die er kurz vor seiner
Gefangennahme durch das Einlaßgitter des Luftschachts hindurch gesehen hatte.
Hinter ihm sanken die Überreste der Maschine, aus der er gekommen war, rumpelnd und polternd
zu einem rauchenden Trümmerhaufen zusammen. Ras schaute nachdenklich in den grauen Rauch, der
senkrecht in die Höhe stieg und sich mit dem gelben Dunst mischte. Er kannte die Funktion der
Maschine nicht. Es lag jedoch auf der Hand, daß sie irgend etwas ausstrahlte, was mit der
Tätigkeit seines Psi-Gehirns in Interferenz geriet. Er war kein Teleporter, solange er sich im
Einflußbereich einer der Maschinen befand. Die Maahks kannten diesen Effekt und benutzten ihn, um
die Mutanten wirksamer zu fesseln, als sie es mit Drogen oder anderen Mitteln hätten tun können.
Eines allerdings übersahen sie. Dem Teleporter stand immer noch der Weg in die Maschine offen. Ras war diesen Weg gegangen. Er hatte Glück gehabt, daß er im Innern des Geräts nicht
sofort zermalmt worden war. Von da an war die Sache entschieden. Die Anwesenheit des Fremdkörpers
störte die Funktion der Maschine. Energien, die sonst reibungslos abflossen, stauten sich im
Innern des Geräts und erhitzten es. Ras hatte ein zweites Mal Glück gehabt. Anstatt ihn zu töten,
schaffte die mörderische Hitze ihm einen Ausweg, indem sie die Deckplatten zerschmolz. Sein
Schutzanzug überstand die Belastung ohne Schaden.
Er sah sich um und fand nirgendwo eine Spur der Maahks, die er vorhin beim Durchsuchen der
Halle beobachtet hatte. Wahrscheinlich waren sie abgezogen worden, als man die Gefangenen sicher
zu haben glaubte. Er fragte sich, ob seine Flucht schon entdeckt worden war. Dann spürte er, wie
sehr die Ereignisse der vergangenen Minuten ihn erschöpft hatten, und hockte sich unweit von dem
rauchenden Trümmerhaufen auf den Boden.
Die Lage schien aussichtslos. Je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, daß ein
vernünftiger Mensch in dieser Situation nichts anderes tun konnte, als sich den Maahks auf Gedeih
und Verderb zu ergeben. Er unternahm einen schwachen Versuch, die Halle auf dem Weg der
Teleportation zu verlassen. Der Versuch
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