Silberband 025 - Brennpunkt Andro-Beta
zu
glauben, daß die Rettung tatsächlich gelungen sei.
Nur vier Minuten nachdem der Shift mit Höchstgeschwindigkeit durch das weit
offenstehende Schott der Hauptladeschleuse geschossen war und im leergepumpten Innenraum eine
Gewaltlandung gebaut hatte, nahm die BAGALO Fahrt auf und raste mit höchster Beschleunigung aus
dem Rachenraum des Mobys, wo sie nach Kim Dosenthals Anweisung Standort bezogen hatte.
Es war höchste Zeit. Die mörderischen Erschütterungen, die den toten Leib des Ungeheuers
durchzuckten, zeigten ihre Wirkung. Ein unaufhörlicher Regen aus Gesteinsbrocken löste sich von
beiden Maulklappen und strömte, dem Zug der Schwerkraft folgend, der Schlundöffnung zu. Die
Prallschirme der BAGALO leuchteten und flackerten ununterbrochen, während das Schiff den freien
Weltraum gewann und alle Taster- und Ortergeräte auf den Moby gerichtet blieben, um keine Phase
seines Untergangs zu versäumen.
Aus zwanzigtausend Kilometern Entfernung sah es aus, als habe der riesige Körper sich in eine
Sonne verwandelt. Die Oberfläche strahlte ein homogenes, blaues Leuchten aus, das selbst auf den
Bildschirmen noch in den Augen schmerzte. Die Konturen des blauen Feuerballs veränderten sich von
Sekunde zu Sekunde. Schon war die Form des ursprünglichen Moby-Körpers völlig verlorengegangen.
Aus der flachen Scheibe war eine Kugel geworden, die in wilden Zuckungen pulsierte. Gelegentlich
schossen Hunderte von Kilometern lange Protuberanzen aus der einheitlichen Schicht blauen Feuers
und zauberten ein Feuerwerk von grausiger Schönheit gegen den sternenübersäten Hintergrund des
Raums.
Die BAGALO war knapp einhunderttausend Kilometer entfernt, als der letzte Akt des Schauspiels
begann. Die Protuberanzen wurden häufiger und brachen schließlich in atemberaubend schneller
Folge nach allen Richtungen hervor. Der Feuerball schrumpfte zusammen und wurde dabei heller. Als
er so klein geworden war, daß er nur noch als ungemein greller Lichtpunkt hinter dem Vorhang der
Protuberanzen hervorschaute, erfolgte die Explosion.
Für mehrere Sekunden schien das gesamte Weltall in blaues Licht getaucht. Glühende
Trümmerstücke zeichneten verwirrende Muster auf den großen Panoramaschirm der BAGALO. Mit
schmerzenden Augen betrachteten die Männer die grandiose Szene des Untergangs.
Augenblicke später war alles vorüber. An der Stelle des Mobys schwebte eine schwach leuchtende
Gaswolke, die sich rasch durch das Vakuum ausbreitete und keine Spur hinter sich zurückließ. Kim
Dosenthal bemerkte, wie sie sich in einzelne Bahnen und Fäden auflöste und zerflatterte –
bis nichts mehr von ihr zu sehen war. Ein letzter Bolide traf den Prallschirm des Schiffes und
erzeugte ein schwaches Leuchten.
Die drei Sternenbrüder waren nicht mehr.
»Die Frage ist«, sagte eine rauhe Stimme, »was wir jetzt tun.«
Kim wandte sich um. Hinter ihm stand Hess Palter. Die Offiziere saßen an ihren Pulten, jetzt,
da das Schauspiel vorüber war, wieder in ihre Arbeit vertieft. Unter ihnen befand sich Leutnant
Yotur Dyke, und nichts an seinem Verhalten ließ darauf schließen, daß er soeben ein Abenteuer
durchstanden hatte, in dem er selbst die beherrschende Rolle gespielt hatte.
»Ganz einfach«, antwortete Kim gedankenverloren. »Der Außenposten hat uns einen Hinweis
gegeben. Wir folgen ihm.«
»Du meinst, du traust dem alten Gauner?« fragte Hess verblüfft.
Kim lachte trocken.
»Ich sehe keinen Grund, weshalb er uns in dieser Hinsicht hätte anlügen sollen.«
»Na schön, es ist dein Schiff«, meinte Hess mürrisch.
Kim gab dem Astrogator die nötigen Anweisungen. Er fühlte sich müde und zerschlagen, aber
jetzt hatte er keine Zeit, sich auszuruhen. Die vierhundert Lichtjahre bis zu dem rätselhaften
Unruheherd, von dem der Außenposten gesprochen hatte, würden in weniger als zwei Stunden
zurückgelegt sein. Er mußte auf Posten bleiben.
Schwerfällig ließ er sich hinter seinem Pult nieder. Müde hob er den Arm und sah auf die Uhr.
Es überraschte ihn, daß seit dem Zeitpunkt, an dem er mit dem Roboter zusammen in die
Gedankenhalle zurückgekehrt war, nicht mehr als zwei Stunden verstrichen waren. In zwei Stunden
hatte sich die Vernichtung eines planetengroßen Himmelskörpers vollzogen.
Für Kim und seine Leute war es ein eindrucksvolles Abenteuer gewesen. Im Vergleich zu den
gewonnenen Erfahrungen waren die Verluste gering:
Ein voll ausgerüsteter Shift und ein Roboter.
16.
Seit dem
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