Silberband 025 - Brennpunkt Andro-Beta
hatten den Moby für ihre Zwecke eingerichtet und lebten in ihm wie andere Völker
auf ihren Planeten. Der Moby und seine Bewohner bildeten einen sichtbaren Beweis für die
Zähigkeit des twonosischen Volkes. Die Rüsselwesen konnten auf das, was sie hier geschaffen
hatten, stolz sein. Rhodan fragte sich, ob das vielleicht der Grund für das herablassende
Verhalten gegenüber den Terranern war, doch diese Erklärung erschien ihm zu einfach.
Rhodan hoffte, daß er von Marshall bald wertvolle Hinweise erhalten würde. Es kam nur darauf
an, die Lösung schnell zu finden. Die Twonoser warteten mit ihren Maßnahmen bestimmt nicht, bis
Rhodan sich über ihr Innenleben im klaren war. Er wandte sich an den Telepathen.
»Was haben Sie inzwischen herausfinden können, John?«
»Der Moby wird von neun Millionen Twonosern bewohnt«, berichtete Marshall. »Diese Bevölkerung
verteilt sich ziemlich genau auf die drei Kasten.«
Rhodan stieß einen leisen Pfiff aus. »Die Bevölkerungszahl ist also höher, als ich glaubte.
Haben Sie etwas über das Verhältnis der Bioparasiten zu den Twonosern erfahren können?«
»Es steht fest, daß es die Bioparasiten waren, die diesen riesigen Moby töteten«, sagte der
Mutant. »Die Bioparasiten werden nun von den Twonosern als Nahrungsmittel und Grundstofferzeuger
gezüchtet. Immer wenn ein Parasit so groß ist, daß er infolge der Anhäufung seiner Zellverbände
langsam intelligent wird, zerhacken ihn die Twonoser in einzelne Stücke. Dadurch erlangen sie
eine hochwertige Grundstoffnahrung, die vornehmlich aus Eiweiß besteht. Es gibt ganze Farmen, auf
denen man diese Parasiten in großen Herden züchtet.«
Rhodan erschauerte. Ihm erschien diese Vorgangsweise barbarisch. Noch vor nicht allzu langer
Zeit hatten sie erstmals Kontakt mit einem Bioparasiten. Der Parasit hatte sich als intelligent
und zugänglich erwiesen. Nun waren sie hier mit einer Situation konfrontiert, in der Bioparasiten
den Twonosern als Nahrungsgrundlage dienten. Rhodan schüttelte die Gedanken von sich. Er fühlte
sich nicht dazu berufen, die Twonoser wegen ihrer Handlungsweise zu verurteilen. Die Situation
hier mochte es zur Notwendigkeit machen, daß die Twonoser derart handelten.
»Kein sehr angenehmer Gedanke«, meinte Melbar Kasom.
»Die Blaurüssel der B-Kaste versehen offenbar den Polizeidienst innerhalb des Mobys«, fuhr
Marshall fort. »Es ist interessant, daß sie die Mitteletage bewohnen. Das erscheint mir nicht
bedeutungslos. Unser Verdacht, daß die Rotrüssel mit den Mitgliedern der niedrigen A-Kaste kein
gutes Verhältnis haben, erhärtet sich dadurch. Die Weißrüssel würden wahrscheinlich versuchen, in
die Etage der C-Kaste einzudringen, wenn die bewaffnete B-Kaste nicht dazwischen stünde.«
Rhodan nickte kommentarlos. Er war nun immer mehr davon überzeugt, daß diese Situation den
Terranern einen entscheidenden Vorteil bringen würde, wenn der Zeitpunkt zur Flucht kommen
würde.
Kendall Baynes, der dem Gespräch gespannt gefolgt war, wandte sich zum Fenster, denn in diesem
Augenblick fuhr der Interkastenzug wieder los und glitt langsam aus der Bahnstation hinaus.
Baynes sah die großen Transportwagen zu den Lagerhallen zurückfahren. Als der Zug an den
letzten Gebäuden vorüber war, konnte der Fähnrich wieder auf das offene Land hinausblicken. Am
anderen Ende der riesigen Halle würden die Wagen wieder im Adernsystem des Mobys
verschwinden.
Hinter der Bahnstation schloß sich eine große Stadt an. Hier standen die Gebäude dicht
nebeneinander. Baynes erkannte, daß es auf den Dächern Landeplätze für kleine Flugzeuge gab. Die
Blaurüssel schienen technisch sehr gut ausgerüstet zu sein. In der Nähe des Tunnels entdeckte
Baynes kuppelförmige Gebäude. Er fragte sich, ob es Bunker waren, die man als Befestigungen gegen
einen eventuellen Angriff aus der Tiefe gebaut hatte. Er hätte gern Rhodan darauf aufmerksam
gemacht, doch sein Stolz ließ es nicht zu.
Der Interkastenzug fuhr aus dem Wohngebiet hinaus. Baynes sah stufenförmig angelegte Bauwerke
vor dem Fenster auftauchen, die weder Fenster noch Türen zu besitzen schienen. Wahrscheinlich
befanden sich die Eingänge auf der anderen Seite. Die Twonoser besaßen keinen einheitlichen
Baustil. Entweder veränderte sich ihre Bauweise von Generation zu Generation, oder sie
errichteten ihre Gebäude völlig willkürlich nach den jeweiligen Erfordernissen.
Die Bauwerke in der Rückenetage waren Baynes
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