Silberband 025 - Brennpunkt Andro-Beta
Palter ließ seine
Instrumente nicht aus den Augen und behauptete nach wie vor, der Moby sende keinerlei
Streustrahlung aus. Kim schloß daraus, daß es sich um ein totes Exemplar dieser unglaublichsten
aller Lebensformen handeln mußte.
Er bezog seine Kenntnisse von dem Memoband, das Reginald Bull ihm mitgegeben hatte. Der
Planetoid Troja, ein Würfel von fast vierzig Kilometern Kantenlänge, dessen Inneres zum
Geheimstützpunkt ausgebaut worden war, war von einem Moby verschlungen worden. Die ANDROTEST III
hatte eine Schilderung dieses Zwischenfalls mitsamt den Erklärungen, die Grek-1 über die Art der
Mobys abgegeben hatte, auf Bildband zum Schrotschußtransmitter gebracht. Ein Teil des Bildbandes
war auf das Memoband übertragen worden. Aber bislang war Kim Dosenthal der einzige, der das
Memoband abgespielt hatte, und es stellte sich als fast unmöglich heraus, Hess Palter aufgrund
seiner eigenen, geringen Kenntnis davon zu überzeugen, daß es Lebewesen wie die Mobys wirklich
gab – oder zumindest gegeben hatte.
Ein Moby war ein Gebilde aus anorganischen Substanzen, jedoch mit einem Metabolismus, der
wenigstens in den Grundzügen dem eines organischen Lebewesens ähnelte, rief Kim sich ins
Gedächtnis zurück. Auch ein Moby brauchte Nahrung, um existieren zu können, und ein Organ, mit
dem er die Nahrung in sich aufnahm. Anstatt aus Kohlehydraten, Fetten, Stärken und Eiweiß bestand
seine Nahrung aus elektromagnetischer Energie, und anstelle eines Mauls hatte er eine
Vorrichtung, die eine Hälfte seines planetengroßen Körpers von der anderen trennen und somit eine
Öffnung erzeugen konnte, die groß genug war, um einen Planetoiden etwa von der Größe der Ceres
mühelos zu verschlingen. Ein Moby besaß ein ausgeklügeltes Konvertersystem, das beliebige Arten
von Materie nahezu verlustlos in elektromagnetische Energie umzuwandeln vermochte. Die Hauptmenge
seiner Nahrung bezog der Moby aus der Energie von Sonnen. Zudem speicherte er in seinem Inneren
alle Arten von anorganischer Materie, um diese bei Bedarf in Energie umzuwandeln. Er fand stets
genug, um seinen riesigen Körper am Leben zu erhalten. Größere Körperbrocken wie Planetoiden und
kleine Monde bedeuteten für ihn eine Art Leckerbissen. Er führte sie seinem Speichermagen zu und
verarbeitete sie erst dann, wenn er Mangel litt.
Ein Durchschnittsexemplar der Mobys war ein kreisförmiger Fladen von vierzehntausend
Kilometern Durchmesser und fünftausend Kilometern Höhe. Infolge seiner ungeheuren Körpermaße
besaß er ein eigenes Gravitationsfeld, das kräftig genug gewesen wäre, um eine Atmosphäre zu
binden. Seine Oberfläche unterschied sich in nichts von der irgendeines anderen Himmelskörpers,
der in der Finsternis zwischen den Sternen umhertrieb. Ein großer Teil des Inneren dagegen
bestand aus gewaltigen Hohlräumen. Das Memoband enthielt eine detaillierte Darstellung der
Moby-Anatomie. Soweit Kim wußte, gab es mehrere Räume, die zum Verdauungssystem gehörten und
deswegen als Mägen mit verschiedenen Funktionen bezeichnet werden konnten. Es gab ein
kompliziertes System von Hohlleitern, durch die die vom Verdauungsapparat erzeugte Energie floß,
so daß sie die Stelle von Lymphkanälen und Adern einnahmen. Das Gehirn eines Moby, so hatte Kim
erfahren, befand sich an der Außenseite des seltsamen Lebewesens. Es handelte sich auch dabei um
anorganische, kristalline Strukturen, die in der Art von Eisbergen in die Höhe ragten und gegen
die meist dunklere Substanz der übrigen Oberfläche abstachen.
Ein Moby besaß eine gewisse Instinktintelligenz.
Kim hatte die Mannschaft in einem kurzen Rundspruch über alles informiert, was er von Mobys
wußte. Er erwartete von den Männern nicht, daß sie anhand seiner etwas sehr dürren Worte die
Ungeheuerlichkeit des seltsamsten Wesens begriffen, das die Natur jemals erschaffen hatte. Er
verstand auch, daß sein Manöver, das die BAGALO immer näher an den offenbar leblos treibenden
Moby heranführte, mit Beklommenheit aufgenommen wurde und daß niemand begriff, warum er nicht
statt dessen soviel Abstand wie möglich zwischen das Schiff und das Monstrum legte. Aber Kim
hatte seine eigenen Pläne. Eine genaue Kenntnis der Mobys mochte sich für die Zukunft als
nützlich erweisen. Die BAGALO konnte das tote Ungetüm studieren, ohne sich dabei aus dem
Zielgebiet zu entfernen, denn der Moby raste geradewegs auf das Dreieck der blauen Sonnen zu. Es
gab keinen
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