Silberband 028 - Lemuria
für die einzelnen Korvetten eingeteilt sind.«
»Das Reinigen einer Waffe«, erklärte Sergeant Brazos Surfat seinem staunenden
Zuhörer, »ist eine gefahrvolle Tätigkeit, bei der innerhalb der Solaren Flotte bereits vierzehn
Männer umgekommen sind.« Er seufzte niedergeschlagen. »Deshalb reinige ich meine Waffe
nicht.«
Sergeant Brazos Surfat war nicht ununterbrochen Sergeant. Oft genug wurde er zum Korporal
degradiert. Ein Gerücht besagte, daß er seinen Dienstgrad häufiger wechselte als seine
Hemden.
»Aber wie können Sie wissen, daß Ihre Waffe einsatzbereit ist, wenn Sie sie nicht reinigen und
überprüfen?« erkundigte sich McClelland, der mit Surfat eine Kabine bewohnte.
»Darin«, sagte Brazos Surfat feierlich, »unterscheide ich mich eben von dem Gros der
Raumfahrer. Ein inneres Gefühl sagt mir, daß ich nur diesen kleinen Abzughebel zu betätigen
brauche, und das bißchen Schmutz, das sich im Lauf angesammelt hat, wird hinausgeblasen.«
McClelland hörte andächtig zu. Er wußte, daß die einzige Methode, mit Surfat in Frieden zu
leben, die war, ihn andächtig anzuhören.
»Was tun Sie bei einer Kontrolle?« wollte McClelland wissen, der seinen Kombistrahler in vier
Einzelteile zerlegt vor sich auf dem Tisch liegen hatte. Jedes Waffenteil glänzte vor
Sauberkeit.
Surfat tätschelte wohlgefällig seinen gewaltigen Bauch. »Die Zahl der Offiziere, die eine
Waffenkontrolle bei mir durchgeführt haben, ist Legion«, sagte er lächelnd. Er stand auf, nahm
seine Waffe und hielt sie gegen das Deckenlicht. Dann bohrte er mit seinem fleischigen
Zeigefinger in den Lauf und zog ihn wieder heraus. Auf seiner Fingerkuppe war ein Schmutzrand zu
sehen.
»Was ist das, Sergeant Surfat?« fragte er mit verstellter Stimme.
»Schmutz, Sir«, sagte er zerknirscht.
»Sergeant, ab sofort sind Sie wieder Korporal«, schrie Surfat mit einer Stentorstimme, die
fast das Summen der Interkomanlage übertönte.
»An alle Mannschaftsmitglieder der KC-Eins«, klang eine Stimme aus dem Lautsprecher. »Sofort
in den Hangar kommen.«
»Ich schätze, wir beide gehören dazu«, sagte Surfat mürrisch und schob seine Waffe in den
Gürtel.
»So warten Sie doch«, flehte McClelland. »Ich muß meinen Strahler wieder zusammensetzen.«
Surfat war bereits an der Tür. »Das ist der Nachteil des Waffenreinigens: Man kommt oft zu
spät.«
McClelland raffte fluchend die Einzelteile des Kombistrahlers zusammen und folgte Surfat auf
den Gang hinaus.
»Was ist überhaupt los?« erkundigte er sich.
»Fragen Sie mich nicht«, verwies ihn Surfat. »Wenn ich mich schnell bewege, kann ich keine
großen Gespräche führen.«
McClelland verdrehte die Augen. Vier Minuten später gelangten sie gemeinsam im Außenhangar der
CREST III an. Sie stießen auf zwei andere Besatzungsmitglieder der KC-1.
»Tolot, Gucky, Noir und Marshall gingen an Bord«, teilte ihnen ein aufgeregter Mann mit. »Es
muß sich um eine große Sache handeln.«
McClelland schob das Magazin in seine Waffe und rastete es ein.
»Das gefällt mir nicht«, meinte Surfat. »Das riecht nach Kampf.«
»Jetzt können Sie endlich den Schmutz aus dem Lauf Ihres Strahlers blasen«, bemerkte
McClelland boshaft.
»Schade, daß ich keine Zeit mehr habe, um mit Major Redhorse zu sprechen«, sagte Surfat, ohne
auf McClellands Bemerkung einzugehen.
»Redhorse ist bereits in der Zentrale«, rief einer der anderen Männer. »Die Korvette wurde
bereits startbereit gemacht.«
»Niemand denkt daran, uns zu informieren«, beschwerte sich McClelland. »Ich möchte wenigstens
wissen, wofür ich kämpfe.«
Sie traten in die Schleusenkammer der KC-1. An Bord des Flaggschiffes gab es insgesamt 50
Korvetten, die in fünf Flottillen eingeteilt waren.
»Das sieht nach Ärger aus«, sagte ein Raumfahrer an McClellands Seite. »Immer, wenn es so
schnell geht, werden wir in eine heiße Sache verwickelt.«
In der Schleusenkammer wurden sie von den dröhnenden Lautsprechern des Interkoms empfangen.
Redhorses Stimme war deutlich zu erkennen. Die Mannschaft wurde angewiesen, sofort ihre Plätze
einzunehmen.
»Immer diese Drängelei«, nörgelte Brazos Surfat. »Wann wird dieser Indianer endlich begreifen,
daß wir keine Schnelläufer sind?«
McClelland verkniff sich die Bemerkung, daß Surfats Äußeres nicht dazu angetan war, auch nur
den Verdacht aufkommen zu lassen, hinter dieser ungefügen Figur könnte sich ein sportlicher
Mensch verbergen. Surfat bemerkte
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