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Silberband 028 - Lemuria

Titel: Silberband 028 - Lemuria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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konnten.
    Tronar erkannte seinen Bruder ganz deutlich. Die Sonne schien hell genug, um jede Einzelheit
zu enthüllen.
    Plötzlich packte ihn wilder Zorn. Er bäumte sich auf und schrie:
    »Laßt mich in Ruhe! Kümmert euch um den dort drüben. Laßt mich … laßt mich …«
    Das Bild verblaßte plötzlich. Die mörderische Glut der Sonne erlosch. Es wurde angenehm kühl.
Das Licht wechselte. Tronar fand sich in einem Liegegestell, das durch eine Anzahl von bunten
Kabeln mit fremdartigen Geräten verbunden war. Die Geräte standen um die Liege herum. Dahinter
war mattes Dämmerlicht.
    Zwischen den Geräten hervor schob sich die Gestalt eines buckligen Zwergs. Tronar schauderte.
Mit einem Schlag kehrte die Erinnerung zurück.
    Er empfand Scham.
    Er hatte Rakal verraten.
    Korpel ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, ihn über die Verhörmethode
aufzuklären.
    »Die Aufpfropfung eines beliebigen Bewußtseinsinhalts läßt den der Behandlung Unterworfenen
Dinge erleben, die der Behandelnde sich für die spezifischen Anforderungen des Verhörs ausgesucht
hat. In Ihrem Fall war es notwendig, den Selbsterhaltungstrieb bis zu einem Niveau zu erregen,
auf dem Sie bereit waren, selbst den Ihnen Nächststehenden zu verraten.«
    Er kicherte und schaute Tronar amüsiert an.
    »Genau das haben Sie getan. Sie haben Ihren Bruder verraten. Ich weiß genau, wo er und wie er
hierhergebracht werden kann.«
    In ohnmächtigem Zorn bäumte Tronar sich auf. Er war nicht nackt, wie er in der Halluzination
geglaubt hatte. Er trug seine Montur, aber den Kampfanzug und die Waffen hatte der Zwerg ihm
abgenommen. Er war nicht mehr unsichtbar. Und er hatte nur seine Hände, um anzugreifen und sich
zur Wehr zu setzen. Aber das zählte im Augenblick nicht. Jede Überlegung wurde hinweggeschwemmt
von der übermächtigen Wut, die er gegen den Häßlichen empfand.
    Korpel trat vorsichtig ein paar Schritte zurück. Seine großen Augen leuchteten.
    »Gut so, Terraner!« schrie er mit hoher Stimme. »Immer weiter so!«
    Tronar kam in die Höhe. Die bunten Kabel baumelten ihm von Kopf und Schultern. Er versuchte,
sie beiseitezustreifen, aber sie waren an seinem Körper befestigt, und jede Bewegung verursachte
ihm beißenden Schmerz.
    Er stieß einen zornigen Schrei aus und schwang sich nach vorne. Er glitt über den Rand der
Liege. Nur drei Meter vor ihm stand Korpel, das große Gesicht zu einer teuflischen Grimasse
verzogen. Die Kabel strafften sich. Tronar spürte, wie die Füße den Boden berührten. Er schnellte
sich nach vorne, um den Zwerg zu packen.
    Da fuhr es ihm wie Feuer durch die Adern. Mörderischer Schmerz löschte den Zorn, den er eben
noch empfunden hatte. Seine Kraft versagte. Er fiel vornüber und schlug mit dem Gesicht auf den
Boden. Ein dumpfer Knall raubte ihm fast das Bewußtsein. Der Schmerz schwoll zu einer Intensität,
die ihn halb um den Verstand brachte. Er schmeckte Blut auf den Lippen, und in den Ohren war ein
dumpfes, tosendes Rauschen.
    Schwach und unsicher kam er wieder auf die Beine. Die Kabel hingen immer noch an ihm. Er
stolperte darüber und verlor ein zweites Mal den Halt.
    Dann hörte er Korpel lachen. Der Zwerg war außer sich vor Begeisterung. Er hüpfte von einem
Bein auf das andere, den mächtigen Schädel weit in den Nacken geworfen, und aus dem
weitaufgerissenen Mund kam eine rasche Serie von schrillen, unartikulierten Lauten. Korpel
lachte. Er lachte sich die Lunge aus dem Leib. Er lachte, als hätte er noch nie in seinem langen
Leben etwas Komischeres gesehen als Tronars Befreiungsversuch.
    Tronar stand auf. Immer noch baumelten die Kabel von ihm herab. Immer noch brannte in ihm der
Schmerz, den der Sturz und die Wirkung fremdartiger Geräte erzeugt hatten. Aber seine rasende Wut
war wie weggeblasen. Sie war kaltem, überlegendem Haß gewichen, wie Tronar ihn in dieser Stärke
noch nie empfunden hatte.
    Durch den Schmerz war er nüchtern geworden. Die Vernunft gewann die Oberhand. Er sah, daß er
im Augenblick nichts gegen den lachenden Zwerg ausrichten konnte. Er hatte Rakal verraten. Wenn
er diese Schuld wettmachen wollte, dann brauchte er einen kühlen, klaren Verstand. Er durfte sich
von Korpel nicht zu Wutausbrüchen hinreißen lassen. Der Zwerg empfand angesichts seines hilflosen
Zorns ein sadistisches Vergnügen; deswegen stachelte er ihn an.
    Er kehrte zur Liege zurück. Korpel lachte noch immer – in hohen, kreischenden Tönen, die
Tronar in den Ohren

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