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Silberband 028 - Lemuria

Titel: Silberband 028 - Lemuria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sich gekommen! Er blieb stehen und schloß die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Der
Empfang war unklar. Tronar schien seiner Sinne nicht mächtig. Er empfand Angst, tödliche Angst.
In die Angst mischte sich ein winziger Hoffnungsfunke, der jedoch schwächer wurde, je mehr Zeit
verstrich. Es war, als befände Tronar sich auf der Flucht vor irgend etwas und als käme ihm immer
deutlicher zu Bewußtsein, daß er nicht entfliehen konnte.
    Dann trat ein Umschwung ein. Der Eindruck der Angst erlosch. Verwunderung nahm ihre Stelle
ein. In die Verwunderung mischten sich zwei andere Gefühle – Scham und Zorn. Der Zorn gewann
die Oberhand. Er wurde so stark, daß der Empfang Rakal Schmerzen bereitete. Sekunden später brach
die Zornimpression auf einmal ab. Nach einer kurzen Zeitspanne, in der eine Mischung aus Schmerz
und Verwirrung zu empfinden war, wurde der Empfang plötzlich schwächer. Tronar hatte seine kühle
Überlegung wiedergefunden. Rakal glaubte zu spüren, wie er mit Gewalt alles beiseite drängte, was
seine Gedanken störte.
    Ein leiser Hauch von Verzweiflung blieb übrig. Es fiel Rakal nicht schwer, sich die Lage
vorzustellen, in der sein Bruder sich befand. Er war verhört worden. Die Verhörmethoden der
Zeitagenten waren zu wirksam, als daß er ihnen hätte widerstehen können. Er wußte, daß er Rakal,
seinen Bruder, verraten hatte. Daher der plötzliche Wutausbruch.
    Jetzt dachte Tronar darüber nach, wie er die Scharte wieder auswetzen könnte. Er war so
fieberhaft damit beschäftigt, daß er das Nächstliegende übersah. Aus dem schwachen Strom seiner
Emotionen konnte Rakal deutlich herauslesen, daß Tronar die Möglichkeit, seinem Bruder durch
Gefühlskontakt mitzuteilen, in welcher Lage er sich befand, nicht in Betracht zog.
    Rakals Pläne wurden dadurch nicht geändert. Er unternahm zwar einen kurzen Versuch, Tronars
Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – indem er sich auf die Zunge biß und dabei stechenden
Schmerz empfand, den Tronar normalerweise hätte wahrnehmen müssen –, aber sein Bruder war zu
sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, als daß er das Signal wahrgenommen hätte.
    Ein drittes Mal änderte sich der Empfang. Tronars innere Anspannung schien nachzulassen. Er
entspannte sich. Gleichzeitig schien er Zuversicht oder Mut zu gewinnen. Ein Gefühl von
überwältigendem Optimismus, von strahlend guter Laune mischte sich in den Fluß der Emotionen.
    Rakal horchte auf. Frasburs Plan war in die Endphase getreten. Mit dem Funksignal war jeden
Augenblick zu rechnen.
    Tronar war selber überrascht. Die verzehrende Spannung, die ihn in ihrem Bann
gehalten hatte, fiel plötzlich von ihm ab. Er fühlte sich frei und unbeschwert, war plötzlich
sorgenfrei.
    Es erschien ihm lächerlich, daß er sich noch Sekunden zuvor den Kopf darüber zerbrochen hatte,
wie er Rakal helfen könne. Rakal war klug. Er würde sich selbst helfen.
    Tronar sah sich um. Korpel, der Zwerg, war verschwunden. Der große, hallenartige Raum mit den
fremdartigen Instrumenten lag still. Halb amüsiert fragte sich Tronar, wo in bezug zu Frasburs
unterirdischem Versteck die Halle lag. Mit einer Art freundlicher Verwunderung stellte er fest,
daß er weder gegen Frasbur noch gegen Korpel Feindseligkeit empfand. Er erinnerte sich jedoch,
daß er Korpel noch vor kurzer Zeit aus tiefstem Herzen gehaßt hatte und, was Frasbur betraf,
überzeugt gewesen war, daß man ihn so schnell wie möglich beseitigen müsse.
    Ein leiser Verdacht erhob sich im Hintergrund seines Bewußtseins. Wie kam es, daß er plötzlich
so anders empfand? Was war geschehen, das seine Empfindungen in ihr Gegenteil verwandelt
hatte?
    Das starke Gefühl der Zuversicht, das er empfand, wollte ihn daran hindern, über die Frage
nachzudenken. Aber Tronars trainierter Verstand setzte über die Hürde hinweg. Nachdem er sich das
Problem ernsthaft vorgenommen hatte, löste er es in wenigen Sekunden.
    Er war immer noch mit den bunten Kabeln verbunden. Als er Korpel anzugreifen drohte, hatten
sie ihm Schmerzen zugefügt. Jetzt flößten sie ihm Vertrauen und Zuversicht ein. Die Maschinen,
aus denen sie kamen, waren Psychogeneratoren, die im Unterbewußtsein ihres Opfers jede gewünschte
Empfindung erzeugen konnten. Im Augenblick versetzten sie ihn in einen Zustand freudiger
Sorglosigkeit.
    Er wußte, warum.
    Während des Verhörs hatte er Korpel nicht nur offenbart, wo sich Rakal befand, sondern er
hatte auch

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