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Silberband 028 - Lemuria

Titel: Silberband 028 - Lemuria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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schmerzten. Er zitterte, als er sich niederlegte, halb vor Schmerz, halb vor
mühsam unterdrücktem Zorn.
    Aber sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Er hatte Rakal verraten. Er kannte die Art von
Verhör, die Korpel angewandt hatte. Sie schaltete das Bewußtsein aus und erzeugte im
Unterbewußtsein Bilder und Szenen, die der Verhörte wirklich zu sehen und zu erleben glaubte.
Dadurch, daß die Methode im Unterbewußtsein arbeitete, war es ihr leicht, Triebe zu aktivieren,
die unter anderen Umständen von der Vernunft des Verhörten unterdrückt worden wären. So hatte
Tronar rückhaltlos seinem Selbsterhaltungstrieb gehorcht, als ihm vorgespielt wurde, daß es ihm
ans Leben ginge, während sein Bruder Rakal frei und ohne Schaden davonkommen solle. Die
Halluzination war um so leichter zu erzeugen gewesen, als die wirkliche Lage der während des
Verhörs vorgespiegelten im Grunde genommen ähnelte. Er war hier gefangen, während Rakal sich in
Freiheit befand.
    Tronar besaß keine Möglichkeit abzuschätzen, wieviel er verraten hatte. Die wirren Schreie,
die er ausgestoßen hatte, als die schuppigen Bestien ihn zu verschlingen drohten, waren ebenso
Halluzinationen wie die Tiere selbst. Er hatte in Wirklichkeit gesprochen, aber ganz andere Dinge
als die, an die er sich erinnerte. Er war sicher, daß Korpel sich nicht mit Halbheiten abgab.
Wenn er sich jetzt so auffällig viel Zeit ließ, um sein Opfer auszulachen, dann bedeutete das,
daß er alles bekommen hatte, was er wollte.
    Er wußte also auch, daß er mit Rakal verabredet hatte, ein kurzes Mikrokomsignal zu senden,
sobald er Frasburs Versteck gefunden hatte. Der Mikrokom war ihm zusammen mit den übrigen Geräten
abgenommen worden. Es war sehr einfach sich vorzustellen, was Korpel als nächstes im Sinn hatte.
Er würde das Signal geben, nachdem die nötigen Vorbereitungen getroffen waren. Rakal würde sich
in einer Falle fangen, die ebenso wirksam war wie die, die Tronar unschädlich gemacht hatte.
    Korpel beruhigte sich allmählich. Schließlich brachte er nur noch ein paar keuchende Laute
hervor. Er trat auf die Liege zu. Der Lachanfall schien ihn erschöpft zu haben. Eine dicke
Schicht Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    »Das war köstlich, Terraner«, sagte er. »Wir werden noch viel Spaß miteinander haben.«
    Tronar starrte geradeaus vor sich hin und antwortete nicht. Er hatte Rakal verraten, und es
gab keine Möglichkeit, seinen Verrat wiedergutzumachen. Korpel wußte alles. Er brauchte nur das
Signal zu geben, und Rakal war ebenso verloren wie er.
    Die Sonne stieg höher. Rakal, der sein Schirmfeld noch nicht wieder aktiviert
hatte, um sich kein Geräusch entgehen zu lassen, spürte die Wärme in sich eindringen. Schweiß
trat ihm auf die Stirn. Er hätte die Klimaanlage des Schutzanzugs einstellen können, ließ es aber
sein, weil er glaubte, das Störfeld des Generators könnte das Signal verzerren, auf das er
wartete.
    Auf dem Flottenstützpunkt herrschte ebenso geringer Verkehr wie am vergangenen Tage. Stunden
vergingen, ohne daß eine Landung oder ein Start erfolgte. Die Gebäude am Rande des Feldes und die
rotleuchtenden Pyramiden lagen in friedlicher Stille, als spielte sich der mörderische Krieg
gegen die Haluter in einer weit entfernten Galaxis ab.
    Doch Rakal wußte, daß im Raum um Kahalo ziemliche Hektik herrschte. Unablässig befand sich die
riesige Flotte in Bewegung. Ständig kamen neue Schiffe, voll mit lemurischen Flüchtlingen, und
wurden im Ballungsfeld der sechs Pyramiden entmaterialisiert und über das Sonnensechseck nach
Andromeda abgestrahlt.
    Dennoch war die Ruhe auf Kahalo unnatürlich, denn damals, als die CREST über diese Welt
materialisierte, hatte auch auf der Bodenstation emsige Betriebsamkeit geherrscht. Doch jetzt war
gerade das Gegenteil der Fall. Und alles vermutlich nur deshalb, um terranische Mutanten leichter
fangen zu können.
    Selbst der Verkehr am Boden war fast zum Erliegen gekommen. Nur noch vereinzelt näherten sich
Gleiter dem Rand des Feldes. Einzelne Besucher betraten die Gebäude, um gleich darauf wieder zum
Vorschein zu kommen und wegzufahren.
    Die Wärme und die Stille wirkten einschläfernd. Rakal, der es sich in hockender Stellung auf
dem glatten Boden so bequem wie möglich gemacht hatte, stand auf und ging ein paar Schritte. Er
durfte jetzt nicht schlappmachen.
    Plötzlich empfand er einen wirren Strudel von Emotionen, der auf ihn einströmte. Tronar war zu

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