Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 029 - Der Zeitagent

Titel: Silberband 029 - Der Zeitagent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
sahen sie aber offenbar nicht als Bedrohung an.
    Dann erklang ein schreckenerregendes Grollen hinter dem Tier. Es machte zwei weitere Schritte
und füllte danach die Lichtung aus. Jetzt konnte Omar es genau betrachten.
    Der Saurier war mindestens fünfzehn Meter lang und etwa vier Meter breit. Jedes der sechs
Säulenbeine durchmaß einen dreiviertel Meter; die Füße waren sogar doppelt so breit. Das Tier
mußte vorzüglich über sumpfiges Gelände laufen können. Die Haut war grün und braun gefleckt, was
eine ausgezeichnete Tarnung darstellte. Die Halslänge betrug sicher vier Meter, der Kopf darauf
mochte anderthalb Meter lang und einen Meter breit sein; über dem breiten Maul lagen große,
schaumbedeckte Nüstern. Unterhalb von zwei starken Knochenwülsten saßen die Augen.
    Sherlock huschte zwischen den Säulenbeinen hervor. Der Okrill vermied es, in den Sichtbereich
der Gigaechse zu kommen.
    Als sich das Tier etwas beruhigt hatte, hielt es Omar an der Zeit, mit dem Experiment zu
beginnen. Er verbarg in der linken Hand eine der roten Früchte, die Ciceros Spezialität waren,
sorgte aber dafür, daß die Hand mit der Frucht hinter seinem Rücken blieb. Langsam schritt er auf
die Gigaechse zu, bis er nur noch zwei Schritte von ihr entfernt war. Dabei stimmte er einen
monotonen Singsang an. Dieser Gesang gehörte keineswegs zum Ausbildungsprogramm des
Tierpsychologen. Er hatte ihn kennengelernt, als er während seines dritten Agenteneinsatzes auf
dem Planeten Daliuh gewesen war. Die Eingeborenen dort waren von Aras erpreßt worden und hatten
gegen die Galaktischen Mediziner mit Hilfe von ähnlich großen Pflanzenfressern gekämpft.
    Der monotone Singsang hatte auf die Daliuh-Tiere einen geradezu hypnotischen Zwang ausgeübt.
Omar hoffte, daß die Gigaechse ebenfalls für diese Art der Zähmung – oder doch zumindest
deren Einleitung – empfänglich war.
    Vorläufig reagierte die Echse jedoch in keiner Weise. Sie streckte lediglich in verständlicher
Neugier ihren Kopf herab und mahlte dabei knirschend mit den gewaltigen Kiefern. Ein
unausstehlicher Gestank, gemischt aus Fäulnis und säuerlichem Magengeruch, schlug Omar entgegen.
Er mußte seine Abneigung gewaltsam unterdrücken. Unentwegt schrie er dem Tier die Melodie
entgegen.
    Als die Reaktion dann eintrat, kam sie so verblüffend, daß Omar um ein Haar von dem gewaltigen
Leib begraben worden wäre. Die Gigaechse ließ sich einfach fallen. Der Boden dröhnte und bebte
unter dem Aufprall.
    Omar war einige Meter zurückgesprungen. Wirkliche Furcht hatte er allerdings auch im
Augenblick des Erschreckens nicht verspürt. Das nahm er als gutes Omen, denn der frühere Umgang
mit allen möglichen Tieren hatte ihn gegenüber deren Gefühlen außerordentlich empfänglich
gemacht.
    Erneut trat er auf die Echse zu, deren Kopf jetzt auf dem Boden lag. Die schwarzen Augen
schimmerten feucht – und friedlich. Omar hob vorsichtig und sehr langsam die Hand. Jedes
ungezähmte Tier – und oft auch ein gezähmtes – besaß eine instinktive Abneigung gegen
jede Hand, die sich über Augenhöhe befand.
    Unentwegt singend, ließ Omar seine Hand seitlich am Kopf der Echse emporsteigen und senkte sie
dann allmählich herab. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahme schnaubte das Tier furchtsam. Seine Haut
begann zu zittern. Das Zittern verstärkte sich noch, als Omars Hand die Nüstern berührte. In
diesem Augenblick holte der Oxtorner die rote Frucht hervor und reichte sie der Gigaechse auf der
offenen Hand.
    Das Zittern hörte fast augenblicklich auf. Der Blick des Tieres wanderte von der Frucht zu
Omar und wieder zurück.
    Omar brach seinen Singsang ab.
    »Nun nimm schon, Lady!« munterte er das Tier auf.
    Zögernd zogen die wulstigen Lippen sich auseinander. Die Unterlippe stülpte sich ein wenig vor
und näherte sich Omars Hand. Gespannt hielt der Oxtorner den Atem an. Dieser Augenblick war
entscheidend.
    Behutsam nahm die Echse die Frucht auf, zog den Kopf ein Stück zurück und zermalmte den Bissen
zwischen den Hornwülsten, die ihm als Kauwerkzeuge dienten.
    Als Omar wieder die Hand hob, ging er weniger vorsichtig vor. Diesmal zeigte die Echse kaum
noch Furcht. Ein wenig scheu schnaubte sie durch die Nüstern, ansonsten ließ sie sich streicheln.
Nach einiger Zeit spürte Omar einen sanften Gegendruck.
    Da wußte er: Er hatte gewonnen. Der Weg nach Süden war frei.
    Gespannt beobachtete Perry Rhodan über eine Bildverfolgungsanlage den

Weitere Kostenlose Bücher