Silberband 029 - Der Zeitagent
überlegte, ob sie Chancen besaßen, durch bewußte Gedankenblockierung das
Verhörergebnis nach ihren eigenen Vorstellungen zu beeinflussen, entdeckte er die
charakteristischen Formen eines Permeabolators an der zurückgefahrenen Schädelhaube des
Geräts.
Da wußte er, daß sie weder ihr Bewußtsein noch ihr Unterbewußtsein gegen die Befragung sperren
konnten.
Ein Permeabolator war etwas, das sich mit rekflektierbaren Strömen in jede einzelne
Gehirnzelle des Opfers tastete und alles, was dieses in seinem Leben irgendwann – auch
unbewußt – aufgenommen hatte, auf chemisch präparierten Bändern getreulich speicherte.
Aber damit erschöpfte sich die Wirkung noch nicht.
Wer eine Befragung mit dem Permeabolator durchmachte, dessen Gehirn war hinterher praktisch
nur noch eine nutzlose Zellballung, kaum noch in der Lage, die animalischen Körperfunktionen zu
steuern. Allgemeinverständlich ausgedrückt: Das Opfer besaß nach der ›Behandlung‹ nicht mehr
Denkvermögen als ein Regenwurm.
Omar Hawk wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ihm ein Bewacher den Lauf seiner Waffe in
den Rücken stieß.
»Legen Sie sich dorthin!« bedeutete ihm einer der Rotgekleideten.
Steif wie ein Automat setzte sich Hawk in Bewegung …
Unmittelbar neben dem Gerät blieb er stehen. Sofort richtete einer der Bewacher
seinen Schocker auf ihn.
Omar lächelte innerlich. Falls tatsächlich nur dieser eine Ika auf ihn schießen sollte, würden
die anderen eine Überraschung erleben. Er hatte unterwegs zum Verhörraum Zeit genug gehabt, sich
die Waffen der Flugmenschen anzusehen. Es waren nicht die hochwertigen terranischen Strahler mit
atomaren Energiezellen, sondern ganz gewöhnliche Abstrahlgeräte mit Kompaktbatterien, die an
Kraftstromsteckdosen aufgeladen wurden. Einen Schuß daraus würde er ohne negative Wirkung
vertragen können, auch zwei. Selbst ein terranischer Paralysator hätte ihm nur dann etwas
ausgemacht, wenn der Schütze auf Maximalstellung mit Dauerfeuer arbeitete. Das war für ihn
zugleich ein Beweis dafür, daß man im Tankandorf mit mindestens drei oder mehr Waffen zugleich
auf ihn geschossen hatte.
»Ich denke, es ist an der Zeit, ein bedauerliches Mißverständnis aufzuklären«, sagte er auf
Tefroda. »Sie halten mich für einen Feind, nicht wahr?«
Der rotgekleidete Ika trat einen Schritt näher an ihn heran.
»Das sind Sie auch. Leute Ihrer Art tragen Schuld daran, daß wir auf dieser Welt
dahinvegetieren und unsere richtige Gestalt aufgeben mußten.«
»Sie irren sich«, erwiderte Hawk. »Ich habe die Vermutung, daß alles auf einer Verwechslung
beruht. Lassen Sie mich bitte erklären …«
»Schluß!« rief einer der Bewacher. »Sie können unter der ›Haube‹ alles viel genauer erklären.
Und dann wissen wir wenigstens, was Wahrheit und was Lüge ist.«
Ja, und ich bin dann ein lallender Idiot! dachte Omar verbittert.
Äußerlich gab er sich so ruhig, als kenne er die Folgen des Perm-Verhörs nicht. Gelassen tat
er den letzten Schritt auf die Verhörmaschine zu, beugte sich nach vorn, als wolle er sich
setzen – und riß mit einem einzigen Ruck seine Fesseln entzwei.
Die elektrische Energie des Schockstrahls ließ einige Sicherungen des Permeabolators
herausfliegen. Omar Hawk befand sich längst nicht mehr dort. Er war gesprungen – und seine
Sprungweite gab ihm einen gewaltigen Vorteil.
Der Schütze brach zusammen, als Omars Hand ihn streifte. Mehrere andere Schüsse hallten durch
den Raum. Doch da befand sich Omar bereits im Besitz seiner eigenen Waffe.
In das Bellen der Ika-Waffen mischte sich das dumpfe, dröhnende Bersten von Omars auf Paralyse
geschaltetem Kombistrahler. Innerhalb weniger Sekunden war keiner der zehn Bewacher und der
Rotgekleideten mehr bei Bewußtsein.
Doch der Kampflärm war unüberhörbar gewesen. Omar Hawk fand nicht mehr genügend Zeit, sich zur
Tür zu wenden, bevor die draußen wartenden Wächter hereinkamen.
Als er aufsah, blickte er in die drohende Mündung eines Maschinenkarabiners. Er knirschte mit
den Zähnen vor ohnmächtigem Zorn. Doch dann brach der Ika, der den Karabiner hielt, plötzlich
stocksteif zusammen.
»Vielen Dank, Lun«, sagte Hawk. Er hob seine eigene Waffe wieder und fegte den Eingang
frei.
Während einer Kampfpause sprang er zu dem Modul und zerriß dessen Fesseln. Baar Lun hielt
bereits einen erbeuteten Schocker in der Hand. Sofort sprang er auf und folgte dem Oxtorner, der
wieder zur Tür
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