Silberband 029 - Der Zeitagent
eingeschlafen. Ich beneidete ihn um diese Fähigkeit.
Bradon blickte von Doutreval zu Redhorse.
»Haben Sie Roboter angepeilt?« erkundigte er sich bei Doutreval.
»Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme«, sagte Redhorse rasch. »Ich will vermeiden, daß wir
überrascht werden. Deshalb wird jetzt ständig einer von uns das Gerät im Auge behalten.«
Bradon runzelte die Stirn. Er wußte, daß er nicht die ganze Wahrheit erfahren hatte, aber er
war klug genug, den Major nicht zu drängen. Zu meiner Enttäuschung blieb das kleine Gerät auch
den Rest des Tages still. Als es draußen wieder dunkel wurde, bedauerte ich, daß Redhorse nicht
sofort nach Süden aufgebrochen war. Vielleicht empfingen wir keine Funksprüche mehr. Dann waren
wir gezwungen, aufs Geratewohl loszufliegen.
Wir tauten Eis auf, um unseren Durst zu löschen. Wir konnten ohne Nahrung noch ein paar Tage
aushalten, doch wir würden immer schwächer werden, was die Gefahren eines längeren Fluges
erhöhte. Ich spürte, daß die Männer auf Befehle von Redhorse warteten, doch der Major teilte
lediglich Wachen für die Nacht ein. Als wir unsere Nachtlager hergerichtet hatten, bemerkte
Leutnant Bradon vorsichtig:
»Ich glaube nicht, daß wir hier Jagdglück haben werden, Sir.«
»Ich teile Ihre Ansicht«, erwiderte Redhorse.
Bradon zupfte verlegen an seinem Kampfanzug. Es war offensichtlich, daß er gern erfahren
hätte, was Redhorse plante.
»Haben Sie vor, morgen erneut auf Jagd zu gehen?« fragte er schließlich.
Redhorse gähnte. »Ich habe jetzt vor, ein paar Stunden zu schlafen«, sagte er. »Morgen werde
ich Ihnen sagen, was wir unternehmen werden.«
Es blieb Bradon nichts anderes übrig, als diese Auskunft zu akzeptieren. Doutreval übernahm
die erste Wache, er trug das Funkgerät mit zum Höhleneingang, den wir bis auf einen schmalen
Spalt wieder verbarrikadiert hatten.
Während der Nacht brach ein Schneesturm los. Wir mußten mehrmals unsere Strahler betätigen, um
die Temperatur innerhalb der Höhle über dem Gefrierpunkt zu halten. Von der Decke tropfte das
tauende Eis. Draußen heulte der Wind und trieb Schneemassen vor sich her.
Am Morgen hörte der Sturm auf. Das Heulen des Windes verstummte, und Major Redhorse
befahl uns, den Eingang freizulegen. Überall in unserer Umgebung waren neue Schneewehen
entstanden, doch im Grunde genommen machte das keinen Unterschied, denn alles sah noch genauso
trostlos aus wie zuvor.
»Wir werden nach Süden aufbrechen«, sagte Redhorse. »Surfat und Doutreval wissen bereits von
den Funknachrichten, die wir aufgefangen haben. Auch während meiner Wache heute nacht kamen zwei
Funknachrichten über unseren kleinen Empfänger. Weiter im Süden scheint es mehrere Ruinenstädte
zu geben, in denen sich überlebende Lemurer aufhalten. Eine dieser Städte heißt Makata. In den
Funknachrichten wird vor allem über halutische Schiffe, Jagdgebiete, Vulkantätigkeit und
Wetterlage gesprochen. Ich vermute, daß diese Funkrufe einer lemurischen Gruppe gelten, die sich
noch weiter südlich aufhält als jene, deren Signale wir empfangen. Wir können sicher sein, daß
wir hier verhungern, deshalb werden wir nicht warten, bis wir für den Flug nach Süden zu schwach
sind. Legt eure Kampfanzüge an und kontrolliert die Waffen. Wir fliegen los, sobald wir fertig
sind.«
Es hatte den Anschein, daß die Männer froh waren, die Höhle verlassen zu können. Redhorse kam
zu mir und winkte auch Leutnant Bradon herbei.
»In einem der Funkrufe war von einem Segelschiff die Rede. Die weiter im Süden lebende Gruppe
wurde gefragt, wie weit der Bau des Schiffes fortgeschritten sei. Leider konnte ich in keinem
Fall die Antwort empfangen.«
»Ein Segelschiff«, wiederholte Bradon nachdenklich. »Was hat das zu bedeuten?«
»Die Lemurer, die im Süden leben, scheinen sehr aktiv zu sein«, meinte Redhorse. »Wenn es uns
gelingt, Anschluß an eine der Gruppen zu finden, sind wir den größten Teil unserer Sorgen
los.«
Ein paar Minuten später verließen wir die Höhle. Ich dachte an Brank, den wir tot zurücklassen
mußten. Später dann, wenn das Eis taute, würde Sennan Branks Körper von dem Urmeer verschlungen
werden, das das Nevada-Becken ausfüllen würde.
Bestimmt hätte sich Sennan Brank nie träumen lassen, daß er im Jahre 49.488 vor Christi Geburt
sterben würde, über fünfzigtausend Jahre vor seiner eigenen Geburt.
»Die Roboter der Tefroder haben offenbar wieder unsere Spur
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