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Silberband 029 - Der Zeitagent

Titel: Silberband 029 - Der Zeitagent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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dünne Nervenfasern miteinander verbunden sind. Die Zellen sind nicht größer als
normale menschliche Nervenzellen. Darum sehen wir sie innerhalb ›unseres‹ Kontinuums nicht. Nur
›hier‹, wo alles ins Vielfache vergrößert erscheint, werden sie erkennbar.«
    John Marshall zwang sich zur Ruhe. Die Erregung schnürte ihm jedoch die Kehle so zu, daß er
kaum zu atmen vermochte. Er betrachtete den Teleporter und sah, daß Ras aus vielen
unterschiedlichen kleinen Materieballungen bestand, zwischen denen das Licht hindurch
schimmerte.
    So also sah ein Mensch aus, wenn man ihn mit Augen von mikroskopischem Auflösungsvermögen
betrachtete!
    Plötzlich spürte er, wie etwas in seinen Geist einzudringen versuchte. Sofort blockte er ab.
Der Versuch wurde noch mehrmals mit wachsender Stärke wiederholt, dann schienen es die
Supergehirne aufzugeben.
    »Wir haben einen gefordert, der seinen Geist für uns öffnet!« schallte es lautstark in
Marshalls Geist. Der Telepath war jedoch davon überzeugt, daß es sich um Gedankenausstrahlung
handelte.
    »Ich werde meinen Geist für euch öffnen«, antwortete er, »und zwar genauso viel, wie zur
Beantwortung eurer Fragen notwendig ist.«
    »Das gilt nicht«, kam es zurück. »Wie sollen wir entscheiden, ob ihr schuldig seid oder nicht,
wenn wir nicht jeden einzelnen deiner Gedanken kennen?«
    »Wir haben euch um keine Entscheidung gebeten. Und ihr besitzt kein Recht dazu, über andere
Wesen zu richten – außer dem fragwürdigen Recht, das euch durch eure Macht über uns gegeben
wurde.«
    »Du bist stolz, stolz wie dein ganzes Volk. Aber nicht wir waren es, die die Macht
mißbrauchten, sondern ihr. Ihr habt Tausende von uns getötet. Und das gibt uns das moralische
Recht, euch zu richten. Das Recht der Macht erkennen wir nicht an.«
    Marshall fühlte, wie er schwankend wurde in seiner Überzeugung. War es nicht richtig, was die
Supergehirne sagten? Handelte der Mensch nicht ebenso: Wenn ein Andersartiger den Menschen Gewalt
antat, wurde er nicht nach menschlichem Recht abgeurteilt statt nach seinem eigenen …?
    Aber noch siegte der Wille, sich den anderen als überlegen zu beweisen.
    »Jawohl!« bekannte er. »Wir sind stolz. Wir haben die eigene Galaxis erschlossen und sind
dabei, den Feind aus der zweiten Galaxis zu schlagen. Ihr seid ein Nichts gegen die Menschheit.
Darum gebt uns frei. Dünkt euch nicht länger besser als wir!«
    »Deine Worte beweisen die bedauernswerte Fehlentwicklung, die der Natur unterlief, als sie
euch entstehen ließ. Ihr redet von Erobern, Vernichten, Verwüsten, von Impulsgeschützen,
Transformkanonen und planetenvernichtenden Arkonbomben. Ihr wollt stets recht behalten, aber kein
eigenes Unrecht einsehen. Selbst dann, wenn ihr von Gott sprecht, der über euch stünde, so tut
ihr das oft nur, weil ihr euch sicher vor dem Gericht des Allgewaltigen wähnt und glaubt, in
seinem Namen der gerechten Strafe zu entfliehen. Ihr sagt, ihr hättet Feinde, die euch vernichten
wollten – und ihr versucht, damit eure eigene primitive Vernichtungswut zu rechtfertigen.
Warum, wenn ihr euch besser dünkt als eure Feinde, bemüht ihr euch nicht, Vernunft zu säen oder
mit den Waffen des Geistes das Denken des Gegners zu beeinflussen und in die richtigen Bahnen zu
lenken …?«
    Die Stimme schwieg, und John Marshall hatte Zeit, Bilanz zu ziehen. Das Ergebnis erschreckte
ihn. Er sah vor seinem geistigen Auge die Bilder des Grauens vorüberziehen, das der Mensch im
Namen der Menschlichkeit gesät hatte, und er erkannte, daß in den Worten des fremden Wesens ein
wahrer Kern steckte, daß die Fremden ein Recht besaßen, über sie zu Gericht zu sitzen.
    Der Telepath öffnete seinen Geist weit …
    Als er wieder zu sich kam, fand er sich auf dem Boden liegend und sah Perry Rhodans besorgtes
Gesicht über sich. Überraschend schnell erholte er sich wieder.
    »Das … Urteil …?« fragte er.
    Rhodan lächelte. Als er sprach, verfiel er ungewollt ins freundschaftliche Du.
    »Du hast dich großartig gehalten, John. Die Supergehirne mußten uns freisprechen. Sie haben
erkannt, daß sie nicht ganz schuldlos an unserem Verhalten waren. Wahrscheinlich hast du ihnen
gewaltig eingeheizt, wie?«
    John Marshall lächelte sanft.
    »Ganz im Gegenteil. Diese … anderen Wesen stehen sittlich hoch über uns. Ich fürchte, vor
uns liegt noch ein weiter Weg, bevor auch wir die gleiche Stufe erreichen.«
    Ohne die Lippen zu bewegen, fügte er

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