Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
verschaffen, scheiterten.
Einem kleinen kahlköpfigen Mann gelang es, sich bis zu Rhodan vorzuarbeiten. Rhodan erkannte
König Sahl von Farong, einen jener Administratoren, die schon vor Beginn der Konferenz Rhodans
Rücktritt gefordert hatten.
Sahls kahler Schädel war mit Schweiß bedeckt.
»Die Meister der Insel, nicht wahr?« fragte er.
Rhodan nickte und versuchte, Tschubai irgendwo in der Menge zu entdecken.
»Wir waren alle Narren«, gab Sahl zu und kratzte sich verlegen am Kinn. »Geld war uns
wichtiger als der Aufbau der Kolonien. Unsere Verblendung ging so weit, daß wir die Gefahr nicht
mehr erkannten, in der wir alle schwebten.«
»Es war meine Schuld«, sagte Rhodan. »Ich hätte diese Konferenz absagen müssen. Es war
unverantwortlich, Sie und die anderen Abgeordneten in Lebensgefahr zu bringen. Schließlich war es
uns nicht unbekannt, daß die MdI ein Attentat versuchen wollten.«
Sahl grinste erleichtert. »Wir haben diese Lektion verdient«, sagte er. »Ich glaube, Sie
können sich jetzt darauf verlassen, daß wir Ihre wirtschaftlichen Maßnahmen voll unterstützen.
Außerdem werden Sie von uns jede Hilfe im Kampf gegen die MdI erhalten.«
Es war genauso gekommen, wie Rhodan es vorhergesehen hatte. Er fühlte jedoch keinen Triumph.
Das Risiko war zu groß gewesen.
»Bitte gehen Sie an Ihre Plätze zurück!« rief er in die Mikrophone. »Wir werden uns doch durch
den kleinen Zwischenfall nicht beeindrucken lassen.«
Als die Gesandten das Rednerpodium verließen, gelang es Ras Tschubai, wieder an Rhodans Seite
zu kommen.
»Die Waffe ist bereits unterwegs zum Raumhafen, Sir«, teilte er Rhodan mit. »Atlan wird sie
vom TV-Satelliten aus zünden, sobald sie sich jenseits der Plutobahn befindet.«
»War es nicht gefährlich, bis zum letzten Augenblick zu warten?« fragte Rhodan mit gedämpfter
Stimme.
»Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen, Sir«, behauptete Tschubai verwundert.
»Wie lange wußte Atlan schon, wo er den Attentäter zu suchen hatte?« fragte Rhodan.
»Wir erfuhren es kurz nach halb neun«, erklärte Tschubai ernst. »Aboyer und Matten-Willy
brachten uns die Nachricht, daß sich innerhalb der Station TV-4-Sol ein rätselhafter Kabelbruch
ereignet hatte.«
»Sie jagen mir nachträglich noch Angst ein«, sagte Rhodan.
»Haben Sie Befehle für mich, Sir?«
»Im Augenblick nicht. Halten Sie sich jedoch bereit. Ich werde jetzt die Konferenz mit ein
paar Minuten Verspätung eröffnen.«
»Das können Sie nicht tun, Al«, protestierte Matten-Willy heftig, als Aboyer sich
weigerte, weiter als bis zum Haupteingang der Solar Hall mitzugehen. »Ich will Sie in meiner Rede
erwähnen.«
»Ich bin unrasiert, nicht gekämmt, übermüdet und rieche nach Whisky«, sagte Aboyer. »All das
kann Ihre Rede nicht eindrucksvoller machen. Deshalb ist es besser, wenn wir uns verabschieden,
Willy. Ich glaube auch nicht, daß jetzt noch etwas passiert. Es ist gleich halb zehn. Die
Absperrungen um die Solar Hall wurden aufgehoben, nachdem man die dritte Fragmentwaffe
weggebracht hat.«
Willy ließ einen Tentakel auf seinen schwammigen Körper klatschen.
»Eigentlich haben wir uns nie besonders gut vertragen, Al«, sagte er nachdenklich. »Ich meine
dafür, daß wir Freunde sind.«
»Ach, du meine Güte!« entfuhr es Aboyer. »Nun werden Sie nur nicht philosophisch.«
»Wenn Sie mich nicht hineinbegleiten, begehe ich irgendeine Dummheit«, prophezeite
Matten-Willy.
»Wennschon!« knurrte Aboyer. »Wenn Sie erst mal dort drinnen sind, werden Sie sich sowieso aus
Angst im Boden verkriechen.«
»Das sollten Sie nicht sagen, Al«, sagte Willy mit weinerlicher Stimme. »Sie nehmen mir die
Freude an meiner Rede.«
Aboyer deutete zum Eingang. »Gehen Sie hinein oder nicht?«
Willy ließ sich ostentativ zusammensinken, bis er ganz flach und violett war. Ein einsames
Stielauge ragte noch aus seinem Körper. Der Translator baumelte daran herum.
»Sie benehmen sich wie ein dickköpfiges Kind!« rief Aboyer ärgerlich. Er drehte sich um und
ging davon. Als er den Gleiter erreichte, den er sich ›ausgeliehen‹ hatte, war Willy schon wieder
an seiner Seite.
»Wohin gehen Sie, Al?« verlangte er zu wissen.
»Nach Hause«, sagte Aboyer. »Wohin dachten Sie denn?«
»Wenn ich an Ihren schäbigen Ledersessel denke«, seufzte Willy, »an die Flaschenwände und den
muffigen Geruch in Ihrer Wohnung, kommt mir meine Rede vollkommen unwichtig vor.«
»Nein!« stieß
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