Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
ernsthaft. »Sie sind außerordentlich wichtig. Mit ihrer Hilfe
können wir feststellen, wie lange jeder von uns Dienst zu tun hat.«
»Warum werden die Geräte nicht repariert?« wollte ich wissen.
Assaraf kratzte sich den schwarzen Schopf, in dem sich meiner Ansicht nach ganze Legionen von
Läusen aufhalten mußten.
»Es ist unter der Würde eines alarischen Händlers, schwer zu arbeiten«, sagte er. »Wir werden
das Tefa-System in ungefähr drei Monaten erreicht haben. Dort wird man unser Überlichttriebwerk
in Ordnung bringen. Wir bezahlen gut.«
McClelland fuchtelte mit seinem Strahler vor dem Gesicht des Alarers herum.
»Sie werden nirgendwo hinfliegen! Sie sind unser Gefangener.«
»Wecken Sie jetzt die anderen Besatzungsmitglieder«, mischte ich mich ein.
Assaraf hob ein winkelförmiges Maschinenteil vom Boden auf und ging auf ein Pult zu, das eine
Art Kontrollstand zu sein schien. Kurz davor ließ er sich auf den Boden nieder. Er klappte eine
Luke auf, die seinen Bemühungen zunächst Widerstand leistete und schließlich knirschend nachgab.
Heftig klopfte er mit dem Metallstück gegen den Innenrand des Schachtes.
Ich trat neben den Händler. Aus der offenen Luke schlug mir eine Wolke üblen Gestanks
entgegen. Ich hätte am liebsten meinen Helm wieder geschlossen.
»Puh!« machte McClelland. »Wollen Sie behaupten, daß dort unten jemand lebt?«
Der Alarer würdigte uns keiner Antwort, sondern brüllte einige Namen durch die offene Luke.
Wenig später kamen einige verschlafen aussehende Gestalten auf einer Leiter zu uns
heraufgeklettert. Es waren acht stinkende, schmutzige Männer, die dringend der Bekanntschaft mit
frischem Wasser bedurft hätten. Einer der Männer trug einen länglichen Fellbeutel in den Händen.
Er nahm einen Schluck, gurgelte genießerisch und spie dann einen fingerdicken Strahl durch eine
Zahnlücke genau vor McClellands Füße. Er rülpste herausfordernd und wandte sich dann an
Assaraf.
»Wer sind diese komischen Figuren?« wollte er wissen.
»Soll ich ihm einen Tritt in den Hintern versetzten, Sir?« fragte einer meiner Begleiter.
»Warten Sie noch«, hielt ich den Raumfahrer zurück. »Diese Männer sind unsere Gefangenen. Sie
haben das Recht, anständig behandelt zu werden. Schließlich benötigen wir ihr Schiff.«
»Es sind Piraten«, erklärte Assaraf seinen Männern. »Sie haben mir die Baionga abgenommen.« Er
deutete auf die schwere Waffe, die jetzt McClellands Gürtel zierte.
Die neun Alarer begannen miteinander zu palavern. Sie diskutierten darüber, ob sie uns das
Schiff kampflos übergeben sollten oder ob es vielleicht besser wäre, Widerstand zu leisten. Ich
wurde das Gefühl nicht los, daß das Geschehen immer mehr meiner Regie entglitt. Ich wünschte,
einer der Offiziere der CREST III wäre aufgetaucht und hätte den neun Alarern ein bißchen Dampf
gemacht. Wahrscheinlich amüsierte man sich in der Kontrollzentrale der CREST III köstlich über
meine Situation.
Ich biß die Zähne aufeinander.
»Wir bringen diese Kerle zur CREST hinüber«, entschied ich. Ich befahl dreien meiner
Begleiter, ihre Schutzanzüge abzulegen. Mit diesen sollten die Händler nacheinander zum
Flaggschiff des Solaren Imperiums hinübergebracht werden.
McClelland wandte ein: »Halten Sie es für richtig, diese Männer sofort zur CREST zu bringen,
Sir?« Er deutete bezeichnend an seine Nase.
Ich nickte grimmig. Vielleicht würde den Offizieren des Ultraschlachtschiffes ihr spöttisches
Gelächter über die Ungeschicklichkeit eines Offiziersanwärters vergehen, wenn ihnen erst einmal
die ersten Kostproben alarischer Wohlgerüche entgegenwehten.
Ich blickte auf meine Uhr. Das erste Enterkommando, das ich befehligt hatte, war innerhalb
einer halben Stunde zu einem vollkommenen und unblutigen Erfolg gekommen. Trotzdem fühlte ich
keine Befriedigung.
Wenn ich die neun zerlumpten, schmutzigen Gestalten betrachtete und an die Verfassung ihres
alten Schiffes dachte, dann hatte ich wahrlich keinen Grund, stolz zu sein.
»Noch so ein Sieg«, sagte ich zu McClelland, »und wir sind verloren.«
Er blickte mich entgeistert an. Offenbar dachte er, ich sei allergisch gegen
Knoblauchgeruch.
Nachdem die neun Alarer an Bord der CREST III waren, gab es zwei große Probleme für
uns.
Das erste lautete: Wie konnten wir die Händler dazu veranlassen, die sanitären Einrichtungen
des Ultraschlachtschiffes zu benutzen?
Das zweite Problem lautete: Gab es neun
Weitere Kostenlose Bücher