Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
aus.
»He!« schrie Tannwander. »Was ist daran so lustig?«
»Fünfzigtausend Jahre!« rief Atlan ächzend aus. »Glauben Sie, daß man diese Zeit einholen
kann?«
Tannwander preßte eine Hand gegen die Stirn und schloß die Augen.
»Ich glaube, ich bin doch verrückt«, sagte er niedergeschlagen.
Perry Rhodan benötigte nur wenige Augenblicke, um sich mit der Steuerung des
Gleiters vertraut zu machen. Tannwander hatte sein Versprechen gehalten. Innerhalb der Maschine
fanden sie neun Raumanzüge und ebensoviele Paralysatoren. Während sich der Gleiter vom Dach
abhob, materialisierte Gucky in der Kanzel. Solange Tannwander in seinem Haus weilte, war der
Mausbiber in den Kellerräumen geblieben. Rhodan wollte immer noch vermeiden, daß der Tefroder
Gucky zu Gesicht bekam. Das hätte die Situation nur unnötig kompliziert.
Rhodan steuerte direkt auf die Küste zu. Er wußte nicht, wie der Palar-Hafen beschaffen war,
aber es handelte sich mit Sicherheit um einen reinen Sporthafen, denn die Tefroder benötigten
weder für wirtschaftliche noch für militärische Zwecke eine Seeflotte.
Solange sie noch über Atarks dahinflogen, achtete Rhodan darauf, daß er sich mit dem Gleiter
innerhalb der Flugbahnen hielt. Er wollte vermeiden, daß er wegen eines Verkehrsdelikts von der
Luftpolizei angehalten wurde.
Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, beschleunigte Rhodan die Maschine. In
zweihundert Meter Höhe flogen sie über dem flachen Land dahin. Unter ihnen krochen riesige
Robotmaschinen über ausgedehnte Felder hinweg. Die Tefroder brauchten sich um die Landwirtschaft
kaum noch zu kümmern. Nur wenige Techniker steuerten die gesamten Anlagen. Auch darin
unterschieden sich Lemuria und Terra kaum. Ein Netz von Bewässerungsanlagen zog sich durch die
verschiedenen Felder. Saatmaschinen glitten dicht über den Boden dahin, aus ihren Düsen sprühten
sie den Samen aus.
In den Randgebieten der Wälder entdeckte Rhodan einige Ansiedlungen. Hier lebten die
Techniker, die die Landwirtschaft kontrollierten. Fast alle Tefroder wohnten in den riesigen,
aber weiträumig angelegten Städten.
Allmählich wurde das Land hügelig und felsig. Der Gleiter näherte sich der Küste. Rhodan
wußte, daß in wenigen Stunden die Sonne untergehen würde. Er war froh, daß sie den Hafen noch bei
Tageslicht erreichen würden.
»Dort vor uns liegt das Meer!« rief Brazos Surfat.
»Wasser!« seufzte Olivier Doutreval. »Wenn ich Wasser sehe, muß ich an den zentimeterdicken
Dreck denken, der auf meiner Haut sitzt.«
Surfat dehnte sich, daß seine Gelenke knackten. »Ich habe mich selten so wohl gefühlt«,
behauptete er. »Endlich kann ich einmal ein naturverbundenes Leben führen.«
»Naturverbunden nennen Sie das?« empörte sich Doutreval. »Es ist einfach ungeheuerlich, daß
ein Mensch daran Gefallen finden kann.«
Surfat fummelte in seinen durchlöcherten Jackentaschen, zog eine verschimmelt aussehende
Knoblauchzehe hervor und biß mit offensichtlichem Genuß hinein.
»Zurück zur Scholle«, sagte er salbungsvoll. »Das war schon immer mein stiller Traum.«
Doutreval wandte sich ab. Rhodan lächelte. Er wußte, wie der Funker in seiner jetzigen
Aufmachung litt. Olivier Doutreval, dem man nachsagte, daß er am Tag dreimal ein Bad nahm, mußte
schon seit Tagen ungewaschen bleiben.
Sie flogen jetzt über der Küste dahin. In ungefähr drei Meilen Entfernung sah Rhodan eine
Küstenortschaft auftauchen, die in einer langgestreckten Bucht lag. Das mußte Wor-Kartan sein.
Etwa eine Meile vom Ufer entfernt entdeckte Rhodan eine kleine Insel, die dem Palar-Hafen
vorgelagert war.
»Die Insel scheint zu einem Park ausgebaut zu sein«, erkannte Don Redhorse, »sehen Sie die
Sportboote, die zwischen der Insel und der Küste verkehren?«
»Wir können auf der Insel nicht landen«, stellte Rhodan fest. »Dadurch würden wir nur unnötige
Aufmerksamkeit erregen. Ich werde die Maschine in der Nähe der Ansiedlung niedergehen
lassen.«
Sie erreichten Wor-Kartan. Rhodan entdeckte einen Parkplatz für Gleiter, aber dort war zuviel
Betrieb. Einige hundert Meter vom Palar-Hafen entfernt wurde die Küste felsiger. Rhodan sah
Sporttaucher zwischen den Klippen herumturnen. Auch Angler standen dort. Einige dieser Tefroder
hatten ihre Gleiter einfach im freien Gelände abgestellt.
»Dort werden wir landen«, entschied Rhodan und zeigte die Richtung an.
»Wie erfahren wir, wann Nevis-Latan auftaucht?«
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