Silberband 032 - Die letzte Bastion
unergründlich. Sie zog
einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. Vielleicht war es gerade das sphinxhafte Wesen
dieser Frau, was ihn anzog, überlegte Atlan, als er zu M'giih ging.
Der Koch malträtierte seinen kupferroten Bart mit beiden Händen. Atlan warf einen Blick in die
Kombüse.
»Ein altes Sprichwort sagt, daß eine Frau in einer Schiffskombüse nur Unglück bringt«,
bemerkte M'giih traurig.
»Das ist aber ein seltsames Sprichwort«, sagte Atlan. »Ich habe es noch nie gehört.«
»Kein Wunder«, sagte der Koch grimmig. »Es ist ja auch von mir.«
Atlan schaltete den Interkom ein. Er warf Mirona Thetin einen zögernden Blick zu.
Sie tat nichts, um ihn zu einem Gespräch mit Alurin zu ermuntern. Sie hatte ihm berichtet, was
sie von der Geheimpositronik auf Tamanium wußte. Wenn ihre Informationen stimmten, was der
Arkonide nicht bezweifelte, dann gab es auf dem Zentralplaneten der MdI eine unerschöpfliche
Quelle wichtiger technischer Daten.
Atlan wußte, daß Rhodan niemals das Landeverbot aufheben würde. Er wollte das Bündnis mit den
Maahks nicht gefährden. Auch die Aussicht auf das einzigartige Wissensgut der alten Lemurer würde
ihn in seiner Ansicht nicht schwankend machen.
Atlan hatte sich entschlossen, mit der Tefroderin heimlich auf Tamanium zu landen. Dazu
brauchte er jedoch die Unterstützung der USO-Leute.
Mirona Thetin hatte zwar vorgeschlagen, niemand in ihre Pläne einzuweihen, doch als Atlan ihr
klargemacht hatte, daß sie ohne Hilfe kein Beiboot landen konnten, hatte sie nachgegeben. Der
Sperrgürtel um Tamanium war zu dicht, als daß man ihn auf normalem Weg hätte überwinden
können.
Atlan gab sich einen Ruck. Warum sollte das Wissen der Altlemurer in einem Atombrand vergehen?
Später würde Rhodan dem Arkoniden dankbar sein, daß er sich im entscheidenden Augenblick über die
bestehenden Verbote hinweggesetzt hatte.
»Hier spricht Atlan!« sagte er. »Oberst Alurin bitte in die Kantine.«
Alurins Antwort erfolgte sofort. »Ich komme, Sir.«
Atlan schaltete aus und ließ sich auf einem Stuhl neben der Tefroderin nieder. In der Kombüse
hörten sie M'giih rumoren.
»Alurin wird nicht begeistert sein, wenn er hört, was wir vorhaben«, sagte Atlan
nachdenklich.
»Sie sind Lordadmiral«, sagte sie verständnislos. »Ihre Männer müssen tun, was Sie von Ihnen
verlangen.«
»Ich bin kein Diktator«, erwiderte er heftig. »Meine Männer sind es gewohnt, ihre Meinung zu
sagen. Das wird Alurin zweifellos tun. Natürlich wird er meinen Wünschen entsprechen.«
Als Oberst Alurin die Kantine betrat, verbeugte er sich vor Mirona Thetin. Sein Gesicht blieb
jedoch ernst. Er schien zu ahnen, daß man ihn wegen wichtiger Dinge gerufen hatte.
»Nehmen Sie Platz, Oberst«, forderte Atlan den Kommandanten auf.
Alurin kam der Aufforderung umständlich nach. Er warf Mirona Thetin scheue Blicke zu. Seine
Hände zupften nervös an den Verschlüssen der Uniform.
»Sie kennen die augenblickliche Situation«, begann Atlan. »Die Maahks haben verlangt, daß wir
kein Schiff auf Tamanium landen. Perry Rhodan hat sich nach den Wünschen unserer Verbündeten
gerichtet und ein Landeverbot verhängt.«
Alurin starrte auf seine breiten Fingernägel. »Das ist mir hinreichend bekannt, Sir«, sagte
er.
»Was halten Sie davon, wenn wir trotzdem eine Landung riskieren?« fragte Atlan ruhig.
»Die IMPERATOR wird …«, begann Alurin heftig.
Atlan hob abwehrend beide Arme. »Niemand spricht von der IMPERATOR«, unterbrach er Alurin.
»Ich weiß, daß wir ein so großes Schiff niemals durchbringen. Aber Sie können mir helfen, einen
Moskito-Jäger auf Tamanium zu landen.«
»Mit welcher Besatzung, Lordadmiral?«
»An Bord des Jägers werden der Hohe Tamrat vom Sulvy-System und ich sein, Oberst«, erwiderte
Atlan.
»Sie wollen, daß wir mit der IMPERATOR ein Ablenkungsmanöver beginnen, sobald der
Moskito-Jäger ausgeschleust ist?« fragte Alurin.
»Ich sehe, Sie haben verstanden, Oberst. Wir werden uns über die Einzelheiten noch
unterhalten.«
»Sie riskieren viel, Sir«, meinte Alurin gedehnt und warf Atlan einen fragenden Blick zu.
»Die Unterlagen, die wir auf Tamanium bekommen, sind das Risiko wert«, antwortete der
Arkonide. Und diese Frau ist es wert, fügte er in Gedanken hinzu. Er sah, wie Alurin der
Tefroderin einen kurzen Blick zuwarf.
»Warum sind Sie daran interessiert, daß uns diese Unterlagen in die Hände fallen, Madam?«
fragte er.
»Sie
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