Silberband 033 - OLD MAN
damals dabei ertappte, als du eine selbstgebastelte Flüssigkeitsrakete in deinem
Kinderzimmer ausprobieren wolltest? Er hat Vater kein Wort davon erzählt. Du warst damals elf
Jahre alt.«
Etwas wie Wehmut trübte Rois Blick. Aber nur kurz, dann siegten Ironie, Spott und
Weltverachtung.
»Sie waren alle etwas zu nett zu mir, Mädchen. Wenn ich nicht von zu Hause fortgegangen wäre,
hätten sie einen verhätschelten Playboy aus mir gemacht. Ein Mann aber muß ein Ziel haben, er muß
das Universum umgestalten wollen, Suzan!«
In Suzans Lächeln lag schwesterliche Liebe, als sie erwiderte:
»Nimm dir nicht zuviel vor, Mike. Es hat sich vor dir schon so mancher übernommen. Bleib der
Gauner mit Charme, der du jetzt bist.«
Sie lachte.
»Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet …!«
»Ist auch nicht nötig. Du kennst mich und weißt, daß ich nichts besser hüte als das Geheimnis
meiner Herkunft. Meine Kabine ist tausendfach abgesichert, und außerdem arbeitet der
Kodierapparat einwandfrei. – Aber ich sehe auf den Instrumenten, daß deine Minijacht zur
Landung ansetzt. A bientôt, Mademoiselle!«
Er schaltete den Telekom ab und wandte sich um.
»Ah! Es tut gut, wieder einmal ein Mitglied des Rhodan-Klans sehen zu dürfen!«
»Suzan Rhodan-Waringer ist eine bewundernswerte Frau!« erwiderte Oro Masut im Brustton der
Überzeugung.
»Meine Trommelfelle!« ächzte Roi. »Hol mir die Schuhe, Großer. Hoffentlich sind sie geputzt,
sonst blamieren wir uns vor meiner holden Schwester.«
Der Ertruser grinste breit und massierte behutsam sein Kinn, an dem noch immer die Schwellung
zu sehen war, die Kaimans Fausthieb verursacht hatte.
Danton sah es schmunzelnd.
Er streckte die Füße aus und ließ sich in die edelsteinbesetzten Schnallenschuhe helfen. Dann
sprang er auf, ergriff seinen Dreispitz und ging mit schweren Schritten zum Schott.
Nachdem er seine Kabine verlassen hatte, veränderte sich sein Benehmen wieder. Er tänzelte
leichtfüßig dahin, ganz wie ein Geck vom Hofe Ludwigs des Siebzehnten.
Die grell leuchtenden Scheinwerfer der FRANCIS DRAKE übergossen das kleine Diskusschiff mit
silbriger Lichtflut, als Roi aus der offenen Bodenschleuse trat, um seine Schwester zu begrüßen.
Von oben blickten funkelnd die Sterne herab, und zwei der fünf Monde Dahomeys hingen gleich
vergoldeten Tränen über dem nördlichen Horizont. Ein großes Gürteltier lief behäbig und furchtlos
zwischen beiden Raumschiffen hindurch, ließ sich am Rand des Lichtkreises nieder und machte sich
mit seinen schaufelförmigen Vorderpranken über den kuppelartigen Bau einer Insektenart her.
Drüben bei der Raumjacht fuhren zischend die Schotthälften der Bodenschleuse zurück. Zwei
Ungetüme von Robotern rollten auf Gleisketten die Rampe herab und walzten eine breite Gasse durch
kniehohes Gras und kugelige Büsche, während sie gleichzeitig ein schwaches Nervengift
versprühten, um die möglicherweise gefährliche Bodenfauna zu lähmen.
Kurz danach löste sich ein kleines, schalenförmiges Fahrzeug aus dem Halbdunkel der Schleuse.
Auf sechs ballonartigen Rädern rollte es über die von den Robotern geschaffene Straße, die
ausgefahrene Rampe der FRANCIS DRAKE hinauf und in die geräumige Bodenschleuse des
Freihändlerschiffes hinein.
Tänzelnd kam Roi Danton heran. Er half seiner Schwester aus dem Fahrzeug, dann schwenkte er
seinen Dreispitz und versuchte, ihr die Hand zu küssen.
Suzan entzog sie ihm mit einer heftigen Gebärde des Abscheus.
»Laß endlich dein affiges Getue, Mike!« fauchte sie ihn an. »Es widert mich an, einen Rhodan
in der Art eines verliebten Gockels umherhüpfen zu sehen!«
Rois Haltung versteifte sich.
»Comment, s'il vous plait? – Wie bitte?«
Gegen ihren Willen mußte Suzan lachen. Sie drohte ihrem Bruder mit dem Zeigefinger.
»Vergiß nicht, daß du mein kleiner Bruder bist, Mike. Immerhin war ich bereits acht Minuten
vor dir auf der Welt. Hör' also auf den Rat deiner älteren Schwester.«
Roi zog scheinbar indigniert die Brauen hoch.
»Akzeptiert, Schwesterherz, Goldkind, Schutzengel und so weiter.«
Er zog sie lächelnd an sich und drückte ihr einen herzhaften Kuß auf die Wange.
»Blendend siehst du aus!«
Als er sie losließ, wurde sein Gesicht unvermittelt ernst.
»Hast du Informationen von Vater?«
Er flüsterte es nur, obwohl Oro Masut unter dem Innenschott stand und mit Argusaugen darüber
wachte, daß niemand die Unterhaltung der
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