Silberband 033 - OLD MAN
alles zu schweigen, was Sie während Ihrer dienstlichen Tätigkeit sehen und
hören. Noch Fragen?«
»Endlich«, seufzte der Sergeant. »Sie hätten mir nicht dauernd das Wort verbieten sollen, Sir.
Da hinten kommt Solarmarschall Julian Tifflor. Es sieht ganz so aus, als wolle er in den Park.
Was nun, Sir? Wir können doch nicht einen Marschall …!«
»Schweigen Sie«, unterbrach der Leutnant. Er war blaß. »Gehen Sie ans Tor zurück und sperren
Sie den Zugang. Ich spreche mit dem Marschall.«
Julian Tifflor, groß, schlank und infolge seines Zellaktivators noch immer jungenhaft wirkend,
wunderte sich über die verkrampften Gesichter der drei Männer. Rhombat grüßte.
Tifflor legte flüchtig die Hand an den Schirm der Dienstmütze und ging so selbstverständlich
auf die Pforte zu, wie er immer darauf zugegangen war.
Rhombat rannte an ihm vorbei und stellte sich ihm mit ausgebreiteten Armen in den Weg.
Der junge Leutnant wußte, daß er sein Ansehen aufs Spiel setzte. Tifflor gehörte zu den
wenigen Vertrauten, die Rhodan jederzeit ohne besondere Anmeldung aufsuchen durften.
»Sir – es tut mir außerordentlich leid, aber ich muß Ihnen den Eintritt verwehren«, sagte
er hastig. Sein schmales Gesicht zuckte in innerer Erregung.
Julian Tifflor verhielt den Schritt und betrachtete erstaunt das schweißüberströmte Gesicht
des Wachoffiziers.
»Wie bitte? Was müssen Sie?«
»Sir, es tut mir leid, Sie dürfen heute nicht den Park betreten. Sir, bitte, seien Sie
vernünftig. Vielleicht in einer Stunde, ich meine …!«
Rhombat suchte nach Worten. Es war ungeheuerlich, einem der höchsten Offiziere des Imperiums
zu raten, er solle ›vielleicht in einer Stunde‹ wiederkommen.
Tifflor musterte den jungen Mann unbewegt. Er bemerkte auch, daß Rhombat offenbar unbewußt an
seiner Waffentasche herumfingerte und den Sicherungsschalter des Kombistrahlers auf Feuerstellung
schob.
Tifflor beherrschte sich. Nur seine Stimme klang sehr kühl.
»Sie müssen entweder geistig verwirrt oder betrunken sein. Im ersten Falle werde ich Ihnen
verzeihen und Sie zu einem Arzt schicken. Sollten Sie jedoch betrunken sein, dürfen Sie sich
schon jetzt auf ein Disziplinarverfahren einstellen. Melden Sie sich sofort beim Chef Ihres
Kommandos. Sie werden abgelöst. Und nun geben Sie gefälligst den Weg frei.«
Rhombat handelte nun tatsächlich wie ein Geisteskranker. Er zog seine Waffe und richtete die
Mündung auf den Marschall. Tifflor verfärbte sich. Hilfesuchend sah er zu den Soldaten hinüber,
doch sie trafen keine Anstalten, ihm behilflich zu sein.
»Ist – ist das eine Revolte?« erkundigte sich Tifflor stockend.
»Nein, Sir, nein, um Himmels willen nein. Sir, mir bleibt keine andere Wahl! Bitte, entfernen
Sie sich. Ich …!«
»Zu spät, Leutnant«, sagte der Sergeant plötzlich laut. »Drehen Sie sich um. Der Chef kommt
soeben um das Gewächshaus herum – mit dieser Person!«
Rhombat ließ die Waffe sinken. Seine Schultern zuckten. Tifflor sah zu dem langsam
näherkommenden Paar hinüber und winkte geistesabwesend. Er begann erst zu begreifen, als Rhombat
fast schluchzend sagte:
»Sir, ich wollte verhindern, daß der Chef mit – mit diesem verworfenen Geschöpf gesehen
wird; egal von wem. Sir, der Chef ist verheiratet!«
Tifflor riß Mund und Augen auf. Seine Lippen begannen verdächtig zu zucken. Schließlich sagte
er mit schwankender Stimme:
»Sie sind der größte Hammel des Solaren Imperiums, Leutnant! Das ›verworfene Geschöpf‹ ist
Rhodans Tochter, die wieder einmal ihren Vater besucht. Was haben Sie denn?«
Rhombat sah nur noch rote Nebel vor seinen Augen wallen. Als er ohnmächtig wurde, fing ihn der
Sergeant auf.
Perry Rhodan erreichte die Gruppe. Sein bisher freudestrahlendes Gesicht wurde sofort
ernst.
Ehe er Fragen stellen konnte, erklärten Tifflor und der Sergeant den Vorfall. Die beiden
Posten standen steif und starr wie Statuen. Rhodan wechselte mit der hochgewachsenen jungen Frau
einen langen Blick.
Suzan Betty Rhodan-Waringer, geboren am 16. August 2405, bückte sich und wischte dem Offizier
den Schweiß von der Stirn. Als sie wieder aufsah, war sie sehr nachdenklich.
»Mir scheint, Papa, als würde mit diesem jungen Mann ein zukünftiger Flottenführer oder großer
Staatsmann heranreifen. Weißt du überhaupt, wie sehr dich deine Männer verehren? Er hat alles
aufs Spiel gesetzt. Es grenzt an Selbstmord, einen Solarmarschall mit der Waffe zu
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