Silberband 034 - Die Kristallagenten
Individualschutzschirm. Auch seine geliebte Spezialwaffe ging in den Besitz der Generäle
über.
Haagard unterdrückte seinen Zorn, als er mitansehen mußte, wie eines der Wesen die Kombiwaffe
zur Seite warf. Offenbar war die Handfeuerwaffe dem General zu schwer.
»Nur diese fünf Generäle sind in der Halle«, teilte Hohle ihm im Flüsterton mit. »Das ist Ihre
Chance, Sarge.«
Haagard befürchtete, daß man ihn aus der Halle bringen würde. Die Generäle würden ihn
wahrscheinlich den Perlians vorführen wollen. Haagard zweifelte nach den bisherigen Geschehnissen
nicht mehr daran, daß die Drittkonditionierten die Generäle beherrschten. Die Perlians hatten das
Volk der Generäle mit Hilfe der Hypnokristalle versklavt. Gleichzeitig mußten die Perlians aber
auch andere Mittel besitzen, die Generäle unter Kontrolle zu halten, denn hier auf Modula II gab
es keine aktiven Kristalle, und dennoch beugten sich die Generäle widerspruchslos den Befehlen
der Perlians.
Haagard erhielt einen Stoß in den Rücken und setzte sich widerwillig in Bewegung. Zum
erstenmal richtete er seine Aufmerksamkeit auf die umstehenden Maschinen. Er konnte nicht
erkennen, welchem Zweck sie dienten, aber am anderen Ende der Halle sah er einige Kristalle in
der Öffnung einer großen Maschine verschwinden.
Zwei Generäle gingen vor Haagard, die drei anderen folgten ihm. Haagard vermutete, daß ihn
diese Gruppe bis zum Halleneingang eskortieren würde. Dort würde man ihn entweder erschießen oder
den Perlians übergeben. Der Sergeant fragte sich, ob die Drittkonditionierten schon von seiner
Gefangennahme wußten.
»Konzentrieren Sie sich jetzt auf andere Dinge«, empfahl ihm Hole Hohle, dessen Stimme im
Lautsprecher hörbar wurde. »Wir fliegen jetzt alle drei über Ihnen. Sehen Sie die große Maschine
etwa fünfzig Meter links von Ihnen?«
»Hm!« machte Haagard und hoffte, daß die Generäle diesem Brummen keine Bedeutung beimaßen.
»Lassen Sie sich dort fallen und rollen Sie sich zur Seite«, ordnete der Major an. Haagard
verstand ihn kaum, als er fortfuhr: »Denken Sie daran, daß die Generäle eine Zehntelsekunde
vorher wissen werden, daß wir angreifen. Sie müssen sich schnell bewegen, wenn Sie am Leben
bleiben wollen.«
Bei allen Planeten! dachte Haagard nervös. Das stehe ich nicht durch!
Er fühlte, daß ihm der Schweiß ausbrach. Mit jedem Schritt näherte er sich der Stelle, wo das
Verhängnis über ihn hereinbrechen konnte. Plötzlich erschien ihm eine Zehntelsekunde eine
unerträglich lange Zeit zu sein. Hätte Hole Hohle nicht so gelassen gesprochen, hätte Haagard
seine Erfolgsaussichten noch schlechter beurteilt.
»Wenn Sie wollen, brechen wir das Unternehmen ab«, sagte Hohle in diesem Augenblick.
»Schütteln Sie den Kopf, wenn Sie glauben, daß Sie es nicht schaffen.«
»Natürlich schaffe ich es!«
Unwillkürlich hatte er laut gesprochen. Das Bewußtsein, vielleicht einen Fehler gemacht zu
haben, ließ ihm das Blut ins Gesicht schießen.
Die Generäle waren stehengeblieben und starrten ihn an. Einer trat auf ihn zu und riß ihm den
Helm vom Kopf. Haagard ließ es ohne Gegenwehr geschehen. Jetzt gab es keine Verbindung mehr zu
den anderen.
Lloyd! dachte er intensiv. Geben Sie dem Major ein Zeichen, daß ich mitmache.
Sprechen Sie auf keinen Fall. Die Generäle haben meinen Helm.
Der Telepath hatte keine Möglichkeit, ihm zu antworten, aber Haagard hoffte, daß Lloyd ihn
verstanden hatte.
Denken Sie daran, daß ein zwei Meter großer Mann mit breiten Schultern ein gutes Ziel
bietet, dachte Haagard.
Inzwischen hatte sich die Entfernung zum kritischen Punkt auf zehn Meter verringert.
Zehn Schritte!
Haagard befeuchtete seine trockenen Lippen mit der Zunge.
Dann war es soweit.
Die Generäle waren noch schneller als er befürchtet hatte. Sie Schossen, als er sich mit einem
gewaltigen Sprung nach vorn warf. Er fühlte, wie die Strahlschüsse über seinen Rücken fuhren und
seine Uniform versengten. Es war, als hätte jemand ein glühendes Eisen auf seine Haut gepreßt. Er
schrie vor Schmerz und Verzweiflung, als er auf dem Boden aufschlug, aber er war
geistesgegenwärtig genug, sich zur Seite zu werfen. Die Waffen der Gegner dröhnten laut und
rissen schwarze Furchen in den Boden. In Qualm und Flammen versuchte Haagard irgend etwas zu
erkennen, aber er sah nur herumwirbelnde Schatten.
Hohle, Lloyd und Olney hatten in den Kampf eingegriffen und die Aufmerksamkeit der
Weitere Kostenlose Bücher